Senryū für die Reise

Auf Reisen habe ich oft Einfälle für meine Blogbeiträge. Ich reise gerne mit dem Zug, dabei kann ich gut lesen, schreiben, Musik hören und mich zurücklehnen. Im Zug bieten sich auch verschiedene Gelegenheiten, diskret andere Reisende oder die unterschiedlichen Landschaften zu beobachten. Aus diesen Eindrücken lassen sich viele schöne Geschichten entwickeln. Vor einiger Zeit sind mir auf einer längeren Zugreise diese lyrischen Bilder eingefallen, die ich gleich als Senryū niedergeschrieben habe. Während dieser Reise veränderten sich die Wetterverhältnisse mehrmals, so dass ich auch einen Seesturm am Bodensee erlebt habe.

Bewegungsmuster
vor dem Abteilfenster –
langwierige Zugfahrt

 

Jeder Reisende
hat seine Geschichte,
in Gedanken versunken

 

Aufgeregt
überschlagen sich die Wellen –
Sturmwetter

 

Auf Reisen
träume ich von meiner
Traumreise

 

Der Kuckuck beobachtet
vorbeiziehenden Zug,
im Wald versteckt.

 

In Abendlicht
getauchte Wolkendecke –
geträumte Landschaften.

 

Warme Regentropfen
zeichnen trommelnd Linien
auf meinem Fenster.

 

Türkisblau
schimmert der kühle See –
von Bergen umgeben.

Titelfoto: „Auf leisen Pfaden“ (Fotorechte: schrittWeise)

11 Antworten auf „Senryū für die Reise

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  1. Danke für die Semryus. Sie haben sehr viel Tiefe.
    Ich wusste auch noch nicht, dass die Semryus Semryu heißen. Ich hätte es als Haiku verbucht und bin mir auch gar nicht mehr bewusst, dass wir damals in der Schule eine Unterscheidung getroffen haben.
    Heute habe ich wieder etwas dazugelernt. Danke dafür und viele Grüße

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  2. Sehr schön, deine Senryus!
    Was unterscheidet sie eigentlich von Haikus?
    Ich hätte sie jetzt für Haikus gehalten … Aber vielleicht sind sie beides?

    Und falls du mir einen Vorschlag erlaubst:
    Statt „langwierig“ würde ich eventuell „kurzweilig“ schreiben –
    wenn ich mir beim Lesen die sich immerzu verändernden Bewegungsmuster vor Augen führe.

    Liebe Grüße,
    Hannah

    Gefällt 1 Person

    1. Hallo Hannah,

      danke für deinen Kommentar. Das Senryū ist eine Art Untergattung des Haiku. Die Kurzgedichte in diesem Blogbeitrag sind demnach sowohl Haiku als auch Senryū, wie du es auch vermutet hast.

      Während das traditionelle Haiku in erster Linie die Natur thematisiert, beschäftigt sich das Senryū mit dem seelischen Erleben, mit (zwischen)menschlichen Gefühlen. Natürlich könnte man sich bei meinen Gedichten fragen, ob es sich nicht um reine Haiku handelt, ich habe mich jedoch für die Bezeichnung „Senryū“ entschieden, weil ich darin meine Gefühlswelt während der teilweise anstrengenden Zugreise festhalten wollte. Deswegen bin ich mir auch nicht sicher, ob ich „langwierig“ austauschen soll. Ich werde mir darüber  Gedanken machen. Danke auf jeden Fall für den Vorschlag, ich finde derartige Tipps sehr wichtig, nur so kann man sich verbessern. Ich werde dir schreiben, wie ich mich entschieden habe.

      Liebe Grüße und noch einen schönen Samstag 🙂

      P.S.

      Mehr über den Unterschied zwischen Haiku und Senryū kann man z.B. auch hier lesen:

      https://schrittweiseblog.wordpress.com/2017/08/05/japanische-haiku-schreiben/

      Gefällt 1 Person

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