Melancholie der Veränderungen

„Alle Veränderungen, sogar die meistersehnten, haben ihre Melancholie.
Denn was wir hinter uns lassen, ist ein Teil unserer selbst.
Wir müssen einem Leben Lebewohl sagen,
bevor wir in ein anderes eintreten können.“

Anatole France (François Anatole Thibault, 1844 – 1924)

Der Schriftsteller Anatole France kam 1844 in Paris als Jaques-Anatole François Thibault zur Welt. Zunächst arbeitete er als Lektor und später als Bibliothekar und Kritiker. Seinen ersten großen Erfolg erzielte er 1881 mit dem Roman „Professor Bonnards Schuld“, wofür er den Preis der Académie Française erhielt. Im Jahr 1896 wurde Anatole France selbst Mitglied der Académie. Sein Roman „Die Bratküche der Königin Gänsefuß“ (1893) gilt als eines seiner berühmtesten Werke. France erhielt 1921 den Nobelpreis für Literatur.[1]

Anker und Veränderungen

Viele Menschen fürchten sich vor Veränderungen. Denn jede Änderung im Leben bedeutet auch meistens, Abschied von bisherigen Gewohnheiten zu nehmen. Erst jedoch, wenn wir das alte Leben hinter uns lassen, kann etwas Neues entstehen.

Die Natur macht es uns jedes Jahr vor. Sie verändert und erneuert sich dauernd. Im Herbst und Winter haben wir das Gefühl, sie sei abgestorben, dabei schüttelt sie nur die alten Blätter ab, um im Frühling wiedergeboren zu werden. Die neuen Blätter und Blüten sehen dann um so prächtiger und farbenfroher aus.

Wie der französische Schriftsteller Anatole France es treffend formuliert hat, haben „alle Veränderungen […] ihre Melancholie“. Diese Wehmut ist auch berechtigt, schließlich lassen wir das Gewohnte und Erprobte hinter uns. Die Zukunft ist ungewiss, sie wird uns aber auch viele interessante Erlebnisse bescheren. Aus diesem Grund sollten wir es öfters wagen, etwas Neues auszuprobieren. Die Veränderung kann auch im Kleinen geschehen, ein neues Hobby, eine neue Routine im Alltag. Wir müssen nicht immer gleich einem Leben Lebewohl sagen, aber vielleicht einer Gewohnheit, die uns daran hindert, einen Wandel zu vollziehen.

Nur wer bereit ist, den eigenen Anker zu lichten, kann den sicheren Hafen verlassen und in See stechen. Dort könnten zwar Gefahren lauern, dieses Risiko lohnt es sich jedoch einzugehen. Was wäre aus Odysseus geworden, wenn er im ruhigen Hafen geblieben wäre?

Das Zitat von Anatole France habe ich als meinen „Gedanken des Monats“ ausgewählt, der wie jeden Monat am unteren Ende meines Blogs zu finden ist.

Quellen

Titelfoto: "Anker der Geborgenheit", Dario schrittWeise
[1] http://gutenberg.spiegel.de/autor/anatole-france-176 (zuletzt abgerufen am 26.02.2018)

29 Antworten auf „Melancholie der Veränderungen

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  1. Vor 2 Jahren musste ich Gewicht reduzieren. Es war medizinisch geboten. Also tat ich alles dafür, gewöhnte mir wieder die verlorene Freude an Bewegung an.
    Ich tat das nicht, weil ich überdrüssig wurde. Aus Überdruss habe ich kaum etwas je geändert, scheint mir.

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  2. Dario, danke für deine Gedanken.
    Ich fange gerne Neues an und lasse Altes hinter mir. Ich finde es spannend, was dann auf mich zukommt – und sehe es immer als eine ganz neue Chance. Da stürze ich mich dann mit voller Power rein. Das ist einerseits positiv, kann aber andererseits auch dazu führen, dass man den Boden verliert: Wo ist Heimat, Geborgenheit? Wo sind (tiefe) Freundschaften? Was ist so wichtig, dass es bleiben soll?
    Es kann (alles) oberflächlich, kurzlebig und flatterhaft werden …

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    1. Veränderungen können auch Vieles auf den Kopf stellen, uns scheinbar den Boden unter den Füßen verlieren lassen. Wenn die erste Phase der Eingewöhnung vorbei ist, kann etwas Neues, Positives entstehen. LG, Dario 🙂

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  3. Lieber Dario,
    Ein sehr schöner Gedanke des Monats.
    Altes loszulassen, bedeutet auch immer seine Komfortzone zu verlassen. Doch selten ist das ein Fehler, weil man neue Reizes, Impulse und Möglichkeiten offeriert bekommt.
    IcH wünsche dir ein schönes und zufriedenes Wochenende

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    1. Liebe Zauberfrieda, es ist nicht immer einfach, das stimmt. Der Mut und die Entscheidung, die Komfortzone zu verlassen, werden meistens belohnt. Liebe Grüße und ebenfalls ein erholsames Wochenende, Dario

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        1. 🙂 Schreien ist immer gut, das setzt Kräfte frei 🙂 Ich erinnere mich dabei an meine ersten Versuche mit einer Kampfsportart und mit der Suche nach meinem Chi-Schrei. Gar nicht so einfach 🙂 Ich habe es zeitlich nicht mehr weitermachen können. LG 😉

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            1. Daran musste ich auch vorhin denken. Aikido könnte mich auch interessieren. Ich mag deine Aikido-Gleichnisse. Ich habe viel Gutes davon gehört. Die Energie des Angreifers nutzen, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen…

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              1. Es ist kein „Kampfsport“ in dem Sinne, dass es darauf angelegt ist, Kampf möglichst zu vermeiden
                Da werden keine Bretter durchgehauen und man muss nicht immer die Blaue Flecken Salbe dabei haben
                Aber man lernt viel fürs Leben

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                1. Das gefällt mir auch so sehr daran. Im Aikido geht es wohl oft um das Wahren und Wiedererlangen des Gleichgewichts. So könnte man auch eine Veränderung herbeiführen. LG

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    1. Ja, das finde ich auch, je größer die Veränderung desto größer ist die Sorge vor dem Unbekannten. Vielleicht helfen kleine Schritte für den Anfang, bzw., um im Bild zu bleiben, kleine Schifffahrten von einer Insel zur nächsten ☺️⚓⛵🏝️ LG 🙂

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  4. Hallo Dario.
    Du hast recht, genauso wie die Schriftstellerin.
    Man muss sein altes Leben verlassen. Das ist echt schwer, wenn man so gar nicht weiß was da auf einem wartet.
    Ich versuche es trotzdem und hoffe das alles gut geht.
    LG, Nati

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