Sonnendurchflutete Olivenhaine und verlorene Schafe [Im Trentino 2]

Spontane Einfälle sind oft die besten. Ein wenig Glück ist dabei auch von Vorteil. An jenem Samstag in April fügte sich alles zusammen. Das Wetter war perfekt und ich fand auf Anhieb den idealen Weg, der mich viel weiter brachte, als ich erwartete. Stück für Stück entfernte ich mich immer weiter von unserer Unterkunft in Lago di Tenno. Ehe ich mich versah, tauchte auch schon das Schloss von Frapporta vor mir auf, wie ich im ersten Beitrag zu meiner kurzen aber intensiven Reise erzählt habe.

Der Dorfbrunnen mit dem Waschplatz und einem Sarkophag (Fotorechte: Dario schrittWeise)

Zur Burg schließen noch die Reste der Verteidigungsmauer mit einem übriggebliebenen Eckturm an. Der kleine Turm überragt einen Platz mit dem alten Dorfbrunnen, einem Waschplatz und einem Grabmal aus dem Mittelalter.

Ich erholte mich kurz am Dorfbrunnen und brauchte nicht lange zu überlegen, was ich weiter tun würde. Ich wusste, dass der nächste Bus erst in etwas mehr als zwei Stunden fahren würde und ich sah auf einer Tafel, dass sich eine Kirche unweit der Dorfmitte befindet. Ich verließ die Ortschaft durch das gotische Spitzbogentor in der Stadtmauer.

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Kirche San Lorenzo

Die ganze Zeit begleitete mich ein phänomenales Panorama der Dolomiten neben mir und vom Gardasee im Tal vor mir. Über die Hauptstraße und einen verschlungenen Pfad kam ich bald zum Weiler San Lorenzo mit der gleichnamigen Kirche. Wie es sich herausstellte, handelt es sich um eine kleine frühromanische Kirche aus Naturstein, fast eine Kapelle. Ein Vorbau mit Spitz- und Rundbögen überdacht ein Renaissance-Portal. Bemerkenswert sind die Fenster und die Steinmetzelemente am hinteren Außenbereich der Altarnische (Apsis) aus Sandstein. Auf den Sandsteinfriesen, senkrechten Streifenelementen, sind Flechtbandreliefs im langobardischen Stil abgebildet.

Die Kirche war an dem Tag leider geschlossen, aber ich konnte durch das Fenster Fotos des Innenraums machen. Auf der Innenseite der Apsis, sprich auf der anderen Seite der Flechtbandreliefs, und am Triumphbogen sind Wandmalereien des Lebens von Heiligen aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und vom Anfang des 16. Jahrhunderts dargestellt. In der oberen Nische der Apsis ist das Fresko „Christus und das Jüngste Gericht“ des Veroneser Malers Giuliano d‘Avanzo aus dem Jahr 1384 zu sehen.[1]

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Eine tierische Begegnung der besonderen Art

Ich freute mich, dass ich dieses besondere Bauwerk für mich entdeckt habe und lief weiter ins Tal. Laut einem Wegweiser betrug die Entfernung zum See nur noch 8 Kilometer, zumal es nur bergab ging. Vielleicht komme ich sogar vor dem Bus an, dachte ich.

Auf dem Abstieg ins Tal erlebte ich noch eine amüsante Begegnung. Plötzlich kam mir eine Herde Schafe entgegen und versperrte mir den Weg. Die Leitschafe beobachten mich neugierig. Überraschenderweise war weder ein Schäfer noch ein Schäferhund dabei. Die Herde lief einfach selbständig von einem Ort zum anderen, wo auch immer dieser war. Das fand ich bemerkenswert.

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Ich ging auf ein Feld rechts neben dem Pfad, um die Herde durchzulassen. Die ersten zwei bis drei Schafe folgten mir, weil sie mich vermutlich mit dem Schäfer verwechselt haben. Die anderen Schafe liefen einfach weiter und riefen nach ihren verirrten Artgenossen, die gleich umkehrten. So fanden auch die verlorenen Schafe den richtigen Weg. Der Pfad schlängelte sich steil hinunter in das erste kleine Tal, in dem sich eine Wasseraufbereitungsanlage befindet. Hier begegnete mir eine fröhliche Gruppe von Nordic Walkern.

Frühlingsboten und Olivenhaine

Einige Kilometer später überquerte ich eine Strasse, auf der mir mehrere Fahrradfahrer auf Rennrädern entgegenkamen.

Je mehr ich mich dem Gardasee näherte, desto sanfter wurden die Hügel. Den Pfad umsäumten saftige Wiesen und terrassenartige Anbauflächen mit Olivenbäumen. Mich überraschte es, dass das Klima in dieser Gegend Olivenbäume und sogar Palmen gedeihen lässt. Die sonnendurchfluteten Olivenhaine haben mich sehr fasziniert.

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Ankunft in Riva del Garda

Von den Olivengärten war es nicht mehr weit zu Riva del Garda. Vor der Stadt sah ich eine zugedeckte Ausgrabungsstätte einer alten Wohn- oder Badanlage, die vermutlich römischen Ursprungs ist. Vor dem Eingang in die Altstadt machte ich in einem Café neben der Kirche Santa Maria Assunta Pause, bevor ich durch eines der Stadttore Riva del Garda betrat. Das ist aber eine andere Geschichte.

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Quelle

[1] https://www.gardatrentino.it/de/San-Lorenzo-Kirche-tenno/ (zuletzt abgerufen am 13.05.2018)

17 Antworten auf „Sonnendurchflutete Olivenhaine und verlorene Schafe [Im Trentino 2]

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  1. Danke Dario, für diese wunderschönen Bilder und die noch schönere Schilderung. Jetzt hat mit total das Fernweh gepackt, nachdem ich heute hier wieder mal nach Touristen Ausschau hielt, und nur fragende Gesichter sah. 😉 LG Michael

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          1. Ich rechne mal so gegen September könnte ich auch alles andere, was seit 10 Jahren liegen geblieben war aufgearbeitet haben. 😉 Dann bleibt nur noch „normale Arbeit“. Freue mich schon auf diese Beiträge. LG Michael

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    1. Hallo Ananda, danke 🙂 Die Schafe gehörten zu meinen Highlights. Der Augenblick war sehr lustig, als sie plötzlich vor mir aufgetaucht sind und zunächst nicht wussten, was sie jetzt tun sollen. Zurück ging es nicht, weil sie zu viele waren und vor ihnen stand ich. Lg 🙂

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          1. 😊
            In der Herde sind sie echt gut …. und was Schafe au h sind … enorm leidens-fähig
            Sie leiden still … wenn sie verletzt sind … Schmerzen haben … liegen da rum und machen keinen Mucks ….
            Daher kommt das wohl mit dem Lamm Gottes …

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