Die Fischer Dott und Nalis brachten Sal’iq in der sechsten Fortsetzung der Kurzgeschichte mit ihrem Kahn bis vor die Tore der Stadt Dilmuth, in welcher sie ihre Freunde, die Bergbauern suchen wollte. Die Stadtbewohner bereiteten Sal’iq einen äußerst unfreundlichen Empfang und ließen keine Gelegenheit aus, ihr zu zeigen, dass sie bei ihnen nicht willkommen war. Sorihal, ein Kleinkrimineller, wurde auf das alleinreisende 8-jährige Mädchen aufmerksam und stellte ihr mit seinen Männern eine Falle, um sie zu entführen.
Sal’iq: der vergessene Stamm [7]
Sorihal gab seinen Komplizen mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie Sal’iq ergreifen sollen. Er grinste spöttisch: „Jetzt gehörst du mir.“
Die Männer kamen auf sie zu. Die 8-jährige Nohamatuaq sah sich nach allen Seiten um. Sie suchte verzweifelt einen Ausweg.
„Du entkommst uns nicht“, zischte Sorihal.
Die beiden Männer näherten sich ihr bedrohlich.
Sal’iq sammelte ihren ganzen Mut. Mit einer schnellen Bewegung holte sie eine Handvoll Kräuter aus ihrer Hosentasche und warf sie Sorihal ins Gesicht.
„Was ist das?“, schrie er mit schmerzverzerrter Stimme, „meine Augen brennen!“
Sal’iq nutze die Gelegenheit und lief an ihm vorbei. Er versuchte sie mit der freien Hand aufzuhalten, griff aber daneben, weil er nichts sehen konnte.
„Die Kräuter des Nohamatuaq-Stammes können heilen, aber auch verletzen!“ rief ihm Sal’iq hinterher und verschwand in der Menschenmenge.
Die beiden Handlanger von Sorihal nahmen die Verfolgung auf. Dem flinken Mädchen fiel es leicht, zwischen den Passanten und Verkaufsständen hindurchzuhuschen. Eine Zeit lang rannte Sal’iq weiter und ließ bald ihre ungelenken Verfolger hinter sich. Eine Frau kam direkt auf sie zu und rempelte sie absichtlich an. Sie rief ihr verächtlich etwas in einer Sprache zu, die sie nicht verstand. Schockiert wegen des unfreundlichen Empfangs der Bewohner gab sich Sal’iq größte Mühe, ruhig zu bleiben. Sie setzte sich auf eine Sitzbank unter einem Feigenbaum, von der sie auf ein großes Haus mit der vergoldeten Sonnenuhr blicken konnte. Bedeutend wirkende Frauen und Männer gingen durch die Tür ein und aus. Auf dem smaragdgrünen Dach wehte eine gelbe Fahne mit drei roten Dreiecken.
Zitternd saß sie unter dem Baum und betrachtete ihre Umgebung. Plötzlich sah sie zwei Männer und eine Frau, die Holzeimer mit Fischen und Muscheln trugen. Sie blickte in die Richtung, aus der sie kamen und sah Möwen in der Luft. „Der Hafen“, wisperte sie hoffnungsvoll.
Eine lange Straße windete sich vom Marktplatz zum Hafenviertel. Viele Seemänner
und Händler transportierten ihre Fracht mit Schubkarren oder in vom Pferden oder Eseln gezogenen Wagen. Riesige Segelschiffe schaukelten auf dem See im Hafen. Ihre Masten mit gerafften Segeln ähnelten einem spätherbstlichen Wald, die von Seemöwen übersät waren. Der Algengeruch, das Knarzen der Schiffsseile und die Möwenschreie überlagerten alle anderen Gerüche und Geräusche. Ein steinerner Leuchtturm zierte den äußersten Verteidigungsring des Hafens. Vermutlich wurde er vor einigen Hunderten von Jahren errichtet.
Unsicher beobachtete Sal’iq die geschäftigen Seefahrer und ihre Schiffe. Die Schiffe waren zweigeteilt: den Großteil bildeten Schiffe, auf deren Hauptmast eine gelbe Fahne mit drei roten Dreiecken flatterte, wie auf dem großen Haus auf dem Marktplatz. Die zweite Reihe bestand aus Schiffen mit unterschiedlichen Fahnen, die vermutlich aus anderen Ländern stammten.
Sal’iq fing ihre Suche bei der zweiten Gruppe an. Sie fragte einen der Matrosen, ob sein Schiff aus Elosien kommen würde. Er verstand sie nicht und antwortete ihr etwas, das für sie wiederum ebenfalls unverständlich war. Ähnlich erging es ihr beim zweiten Schiff. Der Seemann schüttelte nur traurig mit dem Kopf. Plötzlich rief vom dritten Segelschiff ein Mann etwas. Er zeigte aufgeregt auf das Mädchen. Sal’iq schaute sich ängstlich um sich. Die Matrosen schienen sie jetzt mit anderen Augen zu beobachten und kamen vorsichtig auf sie zu. Einer der Männer redete sanft auf sie ein. In der Straße, aus der sie kam, entdeckte Sal’iq plötzlich Sorihal, der sich nach ihr bei den Händlern erkundigte. Sie rannte in die entgegengesetzte Richtung, entlang des Piers.
„Sal’iq“, hörte sie eine vertraute Stimme, „warte doch.“ Rul’ot kam von einem der großen Handelsschiffe herunter. Sie lief ihm entgegen.
„Rul’ot, wie schön, dich zu sehen“, sagte sie und umarmte ihren Stammesgenossen.
„Mir fällt ein Stein vom Herzen. Wir hatten schon jede Hoffnung verloren“, sprach Rul’ot erleichtert.
„Da bist du also!“ schrie Sorihal hinter ihnen. „Jetzt entkommst du mir nicht mehr.“
Sal‘iq wich zurück.
„Kennst du die Männer, Sal’iq?“ fragte Rul’ot besorgt und stellte sich schützend vor das Mädchen.
„Nein, nicht wirklich“, stammelte sie ängstlich, „sie sind aber keine guten Menschen.“
Sorihal und seine beiden Begleiter näherten sich ihnen wütend. Ihr Anführer zeigte auf die junge Nohamatuaq.
Hinter ihnen tauchten mehrere Seeleute auf, um sich entschlossen und schützend vor den Angegriffenen aufzustellen.
„Komm‘, gehen wir schnell“, Rul’ot nahm Sal’iqs Hand, „das sind Elosianische Seemänner von Kapitän Toluris, sie werden deine Verfolger aufhalten.“
Die Matrosen umzingelten Sorihal und seine Männer.
„Ich bin so froh, dich zu sehen“, sagte Sal’iq zu ihm, während sie sich von der tumultartigen Szene entfernten, „du kannst dir gar nicht vorstellen, was ich alles erlebt habe, seitdem wir uns getrennt haben.“
„Wir waren auch sehr besorgt um euch, als wir vom Kriegsausbruch in der Provinz Rutesi erfahren haben“, erzählte ihr Rul’ot, „deswegen haben wir beschlossen, auf euch beim Kapitän Toluris zu warten. Belot hat vermutet, dass ihr hier nach uns suchen werdet. Wir haben auch die Seeleute der benachbarten Schiffe gebeten, nach einem 8-jährigen Mädchen Ausschau zu halten und uns zu informieren, wenn sie euch sehen. Offensichtlich haben sich nicht alle an unsere Beschreibung erinnert, sonst hätten sie dich viel früher erkannt“, grübelte er im Gehen, „wir müssen jetzt schnell zum Zeltlager gehen, das einige Nohamatuaq in der Nähe aufgebaut hatten.“
„Gut, beeilen wir uns“, erwiderte Sal’iq erleichtert.
„Du wirst sehen, wir haben positive Nachrichten für dich“, kündigte ihr Rul’ot fröhlich an.
— Fortsetzung folgt im Teil 8 —
Lieber Dario,
dieses Mal haben die kleine und ich knapp überstanden. Sonst konnte ich noch Herzinfarkt kriegen. Jetzt warte ich gespannt auf die nächste
“ Runde „.
LG, Sophie Mai
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Hallo Sophie, ja, Sal’iq ist tapfer und gewitzt. Einen angenehmen Abend dir 🙂☃️
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Weiter so, Dario.
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Dankeschön für die motivierenden Worte, Nati 🙂 🍀
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Eine wirklich tolle Geschichte, die da entsteht.
Kannst stolz darauf sein, Dario. 🙂
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Vielen herzlichen Dank für die lieben Worte, Nati 😊
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…. du hältst die Spannung…. und die Neugierde darauf, wie es weiter geht lebendig.
Danke für die schöne Geschichte 🙃
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Hallo smilane, es freut mich, wenn dir meine Geschichte gefällt 😊 Danke dir. Ein erholsames Wochenende, Dario
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