Der gute Rat [3/4]

Was in den ersten beiden Teilen der Parabel geschah: Mattis, ein überarbeiteter Finanzexperte, reist zu einem als weisen bekannten Einsiedler, von welchem er sich neue Erkenntnisse für sein Leben erhofft hatte. Doch leider kann ihm der Mann seine Fragen nicht beantworten. Auf dem Rückweg bemerkt Mattis, dass er seine Landkarte verloren hatte.

Die bisherigen Fortsetzungen

„Der gute Rat“: Teil 3

Mattis durchsuchte seine Hosentaschen und den Rucksack mehrmals nach der vermissten Landkarte, doch ohne Erfolg. Kurz überlegte er, was er nun tun sollte. Am besten wäre es vermutlich, wenn er zu Arman zurückkehren und nachsehen würde, ob er die Karte bei ihm oder auf dem Weg dorthin verloren hatte. Doch Mattis beschloss, trotzdem weiterzugehen. „Wie schwer kann es denn sein, den Weg ohne die Karte zu finden?“ überlegte er.

Er versuchte sich an Details in der Umgebung zu erinnern, die ihm auf dem Hinweg aufgefallen sind. Bald bemerkte er jedoch, dass er sich verlaufen hatte. Er kannte die Gegend nicht und außerdem gab es weder Markierungen noch Wegweiser, die ihm helfen könnten. Eine Zeit lang lief er durch den dichten Wald. Unbehagen stieg in ihm auf. Auch wenn er zu Arman zurückkehren wollen würde, wüsste er nicht, in welche Richtung er gehen sollte. Der Fondsmanager stellte nach mehr als einer Stunde fest, dass er im Kreis lief. „Noch ein Versuch“, dachte er beunruhigt, „dann werde ich laut Armans Namen rufen.“ Er ging zwischen zwei Felsen hindurch und folgte einem eingetretenen Pfad im Dickicht. Ein Brombeerbusch verhakte sich an seinem Hemd.

In der Ferne hörte er ein leises Klackern, als ob jemand kleine Steine aufeinanderlegen würde. Mattis folgte den Geräuschen. Auf einer Lichtung im Wald sah er Arman, der Steine zu kleinen Kegeln stapelte. Das Bauen von Steinkegeln machte Arman sichtlich Freude. Mattis zog sich zurück, nachdem er den Einsiedler eine Weile beobachtet hatte. Er setzte sich auf den Boden, wo er selbst anfing, Steine zu sammeln, um sie aufeinander zu schichten. Es dauerte eine Weile, bis es ihm gelungen war, einen ausbalancierten Kegel zu bauen. Diese Tätigkeit beruhigte ihn.

„Gar nicht so einfach, wie man es denken würde, nicht wahr?“ hörte er Arman hinter sich lachend fragen.
„Ähm, ja, das stimmt“, antwortete Mattis leicht verlegen, „ich sah dich diese kleinen Steinpyramiden bauen und wollte es selber ausprobieren.“
„Ich finde es amüsant, denn so geht es vielen Besuchern, die hier vorbeikommen. Sogar dein Bekannter, Ben, begann Steine zu sammeln. Vermutlich dachten sie alle, wenn es mir gefällt, Steinkegeln zu bauen, dann werden sie auch Freude daran haben“, sinnierte Arman.
„Und, war es am Ende so?“ erkundigte sich Mattis.
„Schwer zu sagen“, grübelte der Einsiedler, „die Wenigsten sind bisher zurückgekommen.“
„Was hat Ben dazu gesagt?“
„Er war sehr begeistert“, erinnerte sich Arman, „sein Enthusiasmus ging so weit, dass er sogar überlegt hatte, seinen Job aufzugeben, um professionell Steinkegel zu bauen.“ dieser Gedanke schien ihn zu erheitern.
„Seltsam, kann man das tatsächlich beruflich machen?“ wunderte sich Mattis.
„Hm, mir ist zumindest niemand bekannt, der damit seine Brötchen verdienen würde. Höchstens, um Geld für Fotos zu verlangen oder als Dekoration. Doch Geld soll dabei natürlich auch nicht das Hauptkriterium sein. Was hat dir Ben über seine Pläne erzählt?“
„Nicht viel, er hat mir nur gesagt, dass er neue Wege gehen möchte. Konkret hat er sich aber nicht zu seinen Plänen geäußert.“
„Was auch gut ist, denn vielleicht hat er noch keine konkreten Ziele und die erste Idee war nur eine vorübergehende Schwärmerei,“ warf Arman ein, „ich wünsche jedem, seine eigene Quelle der Lebensfreude zu finden. Ich finde, es ist für den eigenen Weg nicht wichtig, womit andere Menschen glücklich werden, sondern was einen persönlich erfreut und antreibt.“
„Das wäre auch mein Wunsch“, sagte Mattis nachdenklich, „anderen nachzueifern macht auf Dauer nicht zufrieden.“
„So ist es“, pflichtete der Inselbewohner ihm bei, „mach dir keine Sorgen, du findest bestimmt eine Leidenschaft, die für dich die stimmigste ist.“
„Mhm, das hoffe ich auch!“ erwiderte der Großstädter ermutigt.
„Hast du schon eine Vorstellung, was du als nächstes machen möchtest?“ wollte Arman von ihm wissen.
„Nun ja, noch nicht. Ich denke, ich werde mir noch Gedanken machen müssen.“
„Mach das. Und zunächst musst du nach Hause finden. Weißt du, in welche Richtung du gehen musst?“
„Ja, danke dir. Ich weiß jetzt, was ich jetzt tun muss“, antwortete Mattis entschlossen.

Fortsetzung folgt

Titelfoto: "Der steinige Weg", Fotorechte: Dario schrittWeise

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