Eine vorwitzige Katze lebt mit dem Rabbiner Abraham Sfar und seiner Tochter Zlabya im Algier der 1920er Jahre. Zur Überraschung aller Hausbewohner beginnt die Katze zu sprechen. Es sind aber keine einfachen Sätze. Sie widerspricht dem weisen Rabbiner und hadert sogar mit dem Glauben.
So beginnt eine der berührendsten und gleichzeitig sonderbarsten Freundschaften zwischen Mensch und Tier im Comic. Die Rede ist von „Die Katze des Rabbiners“ von Joann Sfar.
Kleiner Hinweis: Alle Zeichnungen und Skizzen in diesem Beitrag entstammen der Feder von Joann Sfar.
Der Comiczeichner Joann Sfar
Joann Sfar ist ein herausragender Comiczeichner. Geboren wurde er 1971 in Nizza. Seine Mutter ist gestorben, als er noch ein kleines Kind war. Das hat ihm seine Familie lange verschwiegen. Dieses Ereignis folgt ihm noch heute, wie er es in den Interviews erzählt hat. Er hat Philosophie und später Kunst in Paris studiert, wo er eine Ateliergemeinschaft mit anderen Künstler:innen gegründet hat, wie Marjane Satrapi, die für ihre Graphic Novel „Persepolis“ bekannt ist.
Zu seinen berühmtesten Werken gehören „Die Katze des Rabbiners“, „Klezmar“, „Professor Bell“, „Donjon“ und „Die Synagoge“. Und mit seiner Graphic Novel „Chagall in Russland“ verbinde ich eine besondere Erinnerung, weil ich den Comic von guten Freunden geschenkt bekommen habe, die gewusst haben, dass ich den Comiczeichner mag.
In seinen Werken thematisiert Sfar häufig jüdische Religion, den Antisemitismus, den Rechtsextremismus und die Geschichte seiner Familie, beispielsweise zuletzt in seiner Graphic Novel „Die Synagoge“ aus dem Jahr 2023. Außerdem engagiert er sich auch für ein friedliches Miteinander zwischen Juden und Moslems.
Joann Sfar ist auf dem diesjährigen 21. Comic-Salon in Erlangen mit dem Max-und-Moritz-Sonderpreis für „ein herausragendes Lebenswerk“ ausgezeichnet worden. Er ist auch als Regisseur, Drehbuchautor und Schriftsteller tätig.
Vor einigen Jahren habe ich bereits über Joann Sfar geschrieben. Mehr über diesen Ausnahmekünstler könnt ihr in diesem Beitrag nachlesen.
Die Ausstellung in Erlangen
Ich habe im Juni im Rahmen des Comic-Salons in Erlangen an der Führung zur Ausstellung „Die Katze des Rabbiners. Joann Sfar – Zeichnen und Leben“ teilgenommen.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 01.09.24 im Stadtmuseum Erlangen. Darin sind auch über 200 Sfars zum Teil bisher unveröffentlichte Originalseiten und Skizzenbücher, Fotografien und Filme zu sehen. Einen Schwerpunkt bilden die Ausschnitte aus „Die Katze des Rabbiners“. Konzipiert wurde die Ausstellung vom Musée d’art et d’histoire du Judaïsme, Paris.
Eine Besonderheit der Ausstellung sind für mich die Skizzen an den Wänden, die Sfar bei seinem Besuch in Erlangen an den Wänden in den Ausstellungsräumen gezeichnet hat. Sie sind alle Originale. Als ich im Rahmen der Führung gefragt habe, was mit den Zeichnungen an den Wänden passieren wird, konnte mir der Ausstellungsführer nicht sagen, ob sie irgendwie aufbewahrt oder sogar beim Abbau abgerissen werden sollen. Leider hat mich das Gefühl beschlichen, dass es ihm auch egal war, was damit passiert.
Sfar in Erlangen
Die Ausstellung im Stadtmuseum Erlangen finde ich besonders sehenswert, nicht nur, weil ich den Künstler sehr schätze. Die Ausstellung besticht durch viele Originalzeichnungen, Zitate des Künstlers und Hintergründe zum Comiczeichner und zu seiner Kunst, die weit über den reinen Unterhaltungswert hinausgeht. Ich hoffe nur, dass die Zeichnungen an den Ausstellungswänden in Erlangen erhalten bleiben werden.
In Erlangen habe ich während des 21. internationalen Comic-Salons eine weitere Comicausstellung besucht, über die Katzenjammer Kids von Rudolph Dirks. Die Reihe um die Zwillinge Hans und Fritz zählt zu den ersten Comics der Welt. Darüber werde ich auch demnächst schreiben.
Quellen
Titelfoto: Sfar in Erlangen, Zeichnung: Joann Sfar, Fotorechte: Dario Schrittweise Alle Bilder und Zeichnungen in diesem Beitrag stammen von Joann Sfar. https://www.comic.de/2024/05/comic-salon-erlangen-2024-joann-sfar-zeichnen-und-leben/ (zuletzt aufgerufen: 14.7.24) https://stadtmuseum-erlangen.de/de/sonderausstellungen/die-katze-des-rabbiners/die-katze-des-rabbiners (zuletzt aufgerufen: 14.7.24) https://www.nzz.ch/feuilleton/juedisches-leben-gezeichent-von-joann-sfar-ld.1769446 (zuletzt aufgerufen: 14.7.24)
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Hallo Dario, vor einigen Tagen habe ich in Erlangen die Ausstellung „Joann Sfar und die Katze des Rabbines “ besucht. So eine fantasievolle und wunderschöne Welt von Joann Sfar! Ein einmaliges Erlebnis! Ich finde auch seine Zeichnungen an den Wänden des Museums besonders wertvoll. Man spürt, dass er mit dem ganzen Herzen dabei war. Auch seine handgeschriebenen Bemerkungen und Botschaften an den Wänden sind vielsagend. Besonders diese zwei haben mich angesprochen. „Geschichten sind nicht dafür da, die Kinder einschlafen zu lassen, sondern dafür, die Erwachsene aufzuwecken.“ Und : „Ich möchte zeigen, dass der Comic das ideale Medium ist, um philosophische Debatten in Szene zu setzen.“ Dank deinen Bemerkungen über das Schicksal von seinen Wandgeschenken für die Comic – und Kunstliebhaber wurde ich hellwach. Ich habe von meiner Begeisterung und Enttäuschung mit Mitarbeitern des Museums gesprochen. Sie haben mich motiviert, meine Meinung ins Gästebuch zu schreiben. Das habe ich auch getan. Hoffentlich werde ich jetzt kein Hausverbot im Museum bekommen. 😉 So, lieber Dario. Vielen Dank für deiner Informationen und zum Nachdenken motivierenden Beitrag über Kunst, Fantasie, Philosophie und menschliche Ignoranz und Gleichgültigkeit. Bleibe wach und aufmerksam. LG, Sophie Mai
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Hallo Sophie, du warst in der Ausstellung, das finde ich super. Und gut, dass du im Gästebuch geschrieben hast, dass es schade wäre, wenn man die Originalzeichnungen von den Wänden entfernen würde. Da ich es auch bei meinem Besuch angesprochen habe, haben es jetzt mindestens zwei Besucher:innen angesprochen. 😉 Mal sehen, was daraus wird. 🙂 Liebe Grüße, Dario
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