Eine skurrile Verfolgungsjagd und andere Miniaturen

Auf Reisen kann man viele kuriose Dinge erleben. In meinem Fall waren es ein Gespräch über die KI im Unterricht, eine ganz spezielle Durchsage im Zug, eine wilde Verfolgungsjagd und ein plötzlicher Streik. Darüber habe ich vier Miniaturen geschrieben.

Miniaturen

KI und die Hausaufgaben

Zwei Reisende unterhielten sich in meinem Zugabteil über ihren Alltag. Sie saßen zwei Reihen vor mir. Die Lautstärke ihres Gesprächs machte es den umgebenden Mitreisenden schwierig, nicht zuzuhören. Wie es sich herausstellte, waren sie noch Schüler.
„Gestern musste ich einen Lebenslauf schreiben“, erzählte der eine, nennen wir ihn Theo.
„Warum jagst du den Text nicht einfach durch eine KI?“, fragte Christian.
„Doch, das habe ich. Nur so konnte ich den Text überhaupt schreiben.“ Theo lachte.
„Du machst es richtig“, pflichtete ihm Christian bei.
„Auch die Gedichtinterpretation habe ich von Chat GPT“, ergänzte Theo stolz.
„Ich mache meine Hausaufgaben nur noch so.“
„Digger, so ist es richtig!“
Sie lachten.

Eine Durchsage im Zug

Entspannt las ich ein Buch in einem ICE auf der Strecke zwischen Karlsruhe und Stuttgart. Die Zugfahrt fing normal an, doch bald stellte ich fest, dass der Zug Verspätung hatte.
„Leider haben wir weiterhin eine Verspätung von 20 Minuten“, hörte ich die Durchsage eines Schaffners. „Jede Minute, die der Zugfahrer rausfährt, wird leider an einer anderen Stelle verplempert. So wie eben beim Einsteigen.“
Zugfahrten können doch sehr amüsant sein.
Am Ende holte der Zug die eingangs erwähnte Verspätung doch vollständig ein. Es war gewissermaßen eine Reise mit Happy End.

Eine skurrile Verfolgungsjagd

Vor einigen Jahren wartete ich im Flughafen von Lyon auf mein Flugzeug nach Nürnberg.
Plötzlich hörte ich in der Durchsage, dass ein Autofahrer auf die Landebahn fuhr. Mehrere Polizeiautos verfolgten den Geisterfahrer über das Rollfeld. Es war wie in einem Actionfilm aus den 90ern.
Indes warteten wir Reisenden auf den Fortgang der Situation. Werden wir weiterfliegen können und wann? Bange Minuten vergingen.
Der Fahrer ließ sich nicht aufhalten und weichte den Polizisten aus. Plötzlich sprang er aus dem fahrenden Auto und lief zu Fuß weiter. Erst nach einer langen Hetzjagd konnte er endlich gefasst werden.
Glücklicherweise bekam ich dank einer netten Stewardess einen Alternativflug über Amsterdam. Die Flugbegleiterin konnte nur den ersten fünf Passagieren helfen. Die anderen mussten sich an die Schalter der jeweiligen Fluggesellschaften wenden.
Ich kaufte noch schnell eine Pralinenschachtel in einem Flughafengeschäft und schenkte sie der Stewardess als Dankeschön.

Der Streik in Paris

Auf einer Zugfahrt nach Paris hörte ich die Durchsage der Schaffnerin, dass die öffentlichen Verkehrsunternehmen in Paris streikten. Leider war ich aber auf sie angewiesen, weil ich von einem Bahnhof zum anderen fahren musste, um den Anschlusszug zu erreichen. Wie komme ich bloß weiter?
„Sie müssen die fahrerlose Metro erreichen“, erklärte mir die Schaffnerin. „Sie ist noch in Betrieb.“
In Paris angekommen herrschte überall Chaos. Wie sollte ich nun zur fahrerlosen Metro kommen? Auf den Straßen waren viele Menschen, Autos, Taxis und Busse. Die Geräuschkulisse war fast unerträglich: lautes Gehupe und Stimmenwirrwarr. Bis ich einen Bus oder Taxi erwische, war ich selbst zur Metrostation gelaufen.
So schnappte ich meinen Rucksack und lief los. An allen Ecken standen Nachtschwärmer und Touristen, Souvenirverkäufer und Partygänger. Die Straßen von Paris waren laut, chaotisch und beeindruckend. Ungefähr dreißig Minuten dauerte mein Spaziergang durch die nächtliche Metropole. Ich erreichte die Metro schneller als erwartet. Mit der fahrerlosen U-Bahn kam ich rechtzeitig zu meinem Zug. Es war wie in einem Science-Fiction-Film, jedoch nicht wegen der Metro ohne Fahrer, sondern wegen der Pünktlichkeit der öffentlichen Verkehrsmittel.

Titelbild

Foto: Spiegelungen einer Zugfahrt, Rechte: Dario Schrittweise

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