Am 15. Juli 1799 entdeckten Napoleons Truppen eine Basalttafel in der Hafenstadt Rosette in der Nähe von Alexandria in Ägypten. Damals ahnten die französischen Soldaten noch nicht, welch großes Geheimnis diese Tafel verborgen hatte.
Diese Entdeckung wäre nur eine Randnotiz der Geschichte geblieben, wenn sie nicht eine Besonderheit hätte: Auf der schwarzen Tafel wurde ein Text in drei Sprachen geschrieben: Griechisch, Demotisch und in der Sprache der ägyptischen Hieroglyphen.
Dieses Jahr sind uns in Ägypten Hieroglyphen an vielen Orten begegnet. Ich fand diese besonderen Schriftzeichen faszinierend.
Wegweiser
- Reise nach Ägypten (Überblick)
- Vergessene Tempelstadt Naga
- Die Stufenpyramide von Sakkara
- Reiseleitung als Kommunikation – ein Interview
- Die Pyramiden von Giseh
Die Entzifferung
Nach der Entdeckung des Steins aus Rosette arbeitete Jean François Champollion fieberhaft an der Entschlüsselung der Zeichen. Er hatte Angst, dass ihm jemand zuvorkommen konnte. Schließlich widmete er den Hieroglyphen fast sein gesamtes Berufsleben. Seine Forschung stützte er auch auf Erkenntnisse, die sein Kontrahent William Bankes gewonnen hat.
Ganze 23 Jahre dauerte es, bis der in Figeac geborene Franzose die Inschrift des Steins entziffern konnte. Mit der Übersetzung legte Champollion im Jahr 1822 den Grundstein für die moderne Ägyptologie.
Auf seiner Reise nach Ägypten, einige Jahre später, konnte er die Richtigkeit der Thesen und der Übersetzung der Hieroglyphen bestätigen. Er verwendete den Text des Steins, um weitere Hieroglyphen zu übersetzen.
Ich habe im Ägyptischen Museum in Kairo die Kopie des Rosette-Steins gesehen. Das Original befindet sich heute im British Museum in London.
Der Platz der Schriften in Figeac
In Figeac, der Geburtsstadt von Champollion in der französischen Region Okzitanien, schuf der Bildhauer Joseph Kosuth eine überdimensionale Kopie des Steins von Rosette. Der Platz heißt auch treffend Place des Écritures, der Platz der Schriften.
Auf diese Weise erinnert Figueac an den berühmten Sohn der Stadt, der in einem der Nachbarhäuser zur Welt gekommen ist.
Vor einigen Jahren hatte ich im Rahmen meiner Pilgerschaft auf dem französischen Jakobsweg Via Podiensis die Gelegenheit, den Platz in Figeac zu sehen. Mehr dazu könnt ihr in diesem Beitrag lesen, ich habe aber hier einige Eckdaten übernommen.
Die Hieroglyphen
Hieroglyphen sind die Schriftzeichen der religiösen Elite Ägyptens gewesen. Erfunden wurde die Schrift um 3300 v. Chr. Heute geht die Wissenschaft davon aus, dass in erster Linie die Königsfamilie, Priester, Beamten und ausgewählte Schreiber sie lesen und schreiben konnten.
Der Gott Thot soll das Schreiben am Anfang erfunden haben. So nannten die Ägypter die Hieroglyphen „Medu netscher“ – Gottesworte. Das Wort „Hieroglyphen“ kommt wiederum aus dem Griechischen und bedeutet „die heiligen Einritzungen“ oder „die heiligen Vertiefungen“. Die gewöhnlichen Ägypter:innen haben vorwiegend die demotische Sprache und Schrift verwendet.
Auf dem Titelfoto meines Blogbeitrags sind die Hieroglyphen im Habu-Tempel bei Luxor zu sehen. Das ist ein Beispiel für den praktischen Einsatz der Hieroglyphen. Der Tempel ist vergleichsweise weniger bekannt, aber trotzdem sehenswert.
Im Tal der Könige haben wir mehrere Grabkammern besichtigt, die folgenden Fotos habe ich in der Kammer von Ramses IV aufgenommen.
Die einzelnen Hieroglyphen haben mehrere Bedeutungen. Sie können zunächst als Buchstaben, Konsonanten, verwendet werden. So wie wir es heute beim Sprechen und Schreiben tun.
Andererseits gibt es auch Zeichen, die als Wort- oder Deutzeichen verwendet wurden. Als Wortzeichen wurden sie verwendet, um genau das zu bezeichnen, was sie abbilden. Ein Auge stand, je nach Kontext, für Sehen, Wach sein, weinen oder sogar „blind sein“.
Dann gibt es wiederum Hieroglyphen, die nur als Orientierung für abstrakte Gedanken gelten. Diese Deutzeichen werden in der Regel nicht mitgelesen. Ein Beispiel dafür ist eine Stadt, die sich außerhalb von Ägypten befindet.
Die Leserichtung der Hieroglyphen kann variieren, die Texte können von links nach rechts und umgekehrt gelesen werden. Hilfreich ist die Blickrichtung der Tier- und Menschenhieroglyphen. Wenn sie nach links blicken, dann beginnt der Satz dort.
Auch die Namen der Pharaonen erkennt man einfach, weil sie in den sogenannten Kartuschen geschrieben sind. Das sind spezielle Rahmen, in die die Hieroglyphen des Pharaos eingefasst sind. Auf dem Foto ist die Kartusche mit dem Namen des Pharao Ramses IX abgebildet. Das Foto habe ich in seiner Grabkammer im Tal der Könige aufgenommen.
Diese Grundannahmen waren auch wichtig für Champollion, um den Stein von Rosette zu entschlüsseln und die Hieroglyphen zu verstehen.
Die Verbindung zwischen Figeac und Ägypten
Seit der Entzifferung durch Champollion bis heute wurden viele Hieroglyphen entschlüsselt, doch es werden in Ägypten ständig neue Texte gefunden, die noch unbekannte Zeichen enthalten.
Ich liebe es, wenn ich Sachen wiederentdecke, die ich bereits an einer anderen Stelle gesehen hatte. So geschah es bei mir auch im Fall von Champolion, dessen Geburtsstadt Figeac und Hieroglyphen in Ägypten.
Quellen
Titelfoto: Die Hieroglyphen im Habu-Tempel bei Luxor, Rechte: Dario Schrittweise https://www.nzz.ch/wissenschaft/so-entzifferte-champollion-die-aegyptischen-hieroglyphen-ld.1702311(zuletzt aufgerufen: 06.07.25) https://www.geo.de/wissen/weltgeschichte/hieroglyphen--wie-sie-das-alphabet-der-aegypter-lesen-30175576.html(zuletzt aufgerufen: 06.07.25) https://www.lmu.de/de/newsroom/newsuebersicht/news/wie-das-hieroglyphen-raetsel-geloest-wurde.html(zuletzt aufgerufen: 06.07.25) https://www.geo.de/wissen/weltgeschichte/stein-von-rosette--das-raetsel-der-hieroglyphen-35853224.html (06.07.25)
Entdecke mehr von Dario Schrittweise
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Danke für die Geschichte und wunderbaren Bilder sowie das Wiederentdecken …
LikeGefällt 1 Person
Es freut mich, dass dir der Beitrag gefällt. Lg Dario 🙂
LikeGefällt 1 Person
Wow, incredible pictures, Dario! The hieroglyphics are beautiful to see, I can’t imagine how long it took to create them all those years ago. Also, the oversized copy of the Rosetta Stone is amazing. I love how the passage to get there seems so narrow before you reach it. 🙂
LikeGefällt 1 Person
Hi Kirsten, the hieroglyphic writings are work of many generations. And the streets in Figeac around the square are quite narrow, yes. They are in the historical center.
LikeGefällt 1 Person
Fascinating, Dario!
LikeGefällt 1 Person
Hi Mitch, I am glad, that you like it. For me it was also remarkable to see all that hieroglyphs. Kind regards, Dario 🙂
LikeLike