Bei den Piraten vom Nil

Der Nil ist der längste Fluss der Welt. In kaum einem anderen Fall trifft die Bezeichnung „Lebensader“ mehr auf einen Fluss zu, wie im Fall vom Nil. Schon seit Jahrtausenden leben die Ägypter von fruchtbaren Monaten, in denen der Fluss die Täler überflutet.

Von dieser Lebensader konnten wir uns überzeugen, als wir das Land dieses Jahr besucht haben. Eine bewegende Zeit haben wir auf einem Schiff in Luxor erlebt. Und die Betreiber habe ich liebevoll „die Piraten vom Nil“ genannt.

Wegweiser durch Ägypten

Der längste Fluss der Welt

Der Nil gilt mit 6852 Kilometern als der längste Fluss der Welt. Seine Quellflüsse sind der Blaue Nil und der Weiße Nil und das Einzugsgebiet umfasst ca. 11 Länder. Der Nil mündet im Norden ins Mittelmeer. Das Nildelta ist sehr mächtig und fruchtbar, mit den berühmten Städten Alexandria und Rosette. Dort sind wir leider nicht gewesen, aber man muss sich noch Orte für ein anderes Mal aufsparen.

In Kairo

Die ersten Eindrücke von diesem mächtigen Fluss haben wir in Kairo bekommen. In der Hauptstadt ist das Leben am Nil sehr betriebsam. Viele große und kleine Schiffe unterqueren die Brücken der Stadt.

Diese sind selbst stark befahren, was oft zu Staus führt. Hinzu kamen natürlich die Hupkonzerte, die in Ägypten fast zum guten Ton gehören.

Auf der Rückreise aus Luxor haben wir in Kairo im Stadtteil Zamalek, auf der Nilinsel Gezira, übernachtet. Von hier aus sieht man die luxuriöse Seite des Flusses.

Der Nil von der Insel Zamalek aus gesehen
Der Nil von der Insel Gezira aus gesehen

Die Zugfahrt entlang des Nils

Eine spannende Art, von Kairo in den Süden Ägyptens zu reisen, ist die berühmte Nilkreuzfahrt. Ihr hat Agatha Christie ihren bekannten Krimiroman „Tod auf dem Nil“ gewidmet, der mehrfach verfilmt wurde. Die Nilkreuzfahrt gehört aber auch zu den zeitintensivsten Reisearten. Daher haben wir uns für die zweitspannendste Variante entschieden: für den Nachtzug entlang des Nils.

Wer an die Pünktlichkeit der Bahn gewohnt ist, wird in Ägypten nicht enttäuscht sein. Der Zug hat mehr als 20 Minuten Verspätung gehabt. Was haben wir uns gefreut. Wir haben uns fast wie zu Hause gefühlt!

Was aber für ein mulmiges Gefühl gesorgt hat, sind hier die Sicherheitskräfte und das Zugpersonal mit sichtbaren Pistolen und Maschinengewehren gewesen. Und die obligatorische Gepäckkontrolle hat auch dieses Mal nicht gefehlt.

Aus dem Abteil im Schlafwagen haben wir die Langsamkeit der Nilströmung beobachtet. Die Fließgeschwindigkeit hängt mit den Jahreszeiten und damit bedingten Überschwemmungen oder Dürreperioden zusammen. Wie das Leben an sich in Ägypten.

Die Kabinen sind sehr spartanisch gewesen. Darauf muss man sich einstellen. Es sollen aber komfortablere Züge eingerichtet werden.

Bei den Piraten vom Nil

In Luxor haben wir in einem Schiffhotel übernachtet. Das war eine sehr beeindruckende Erfahrung. Die Betreiber des Hotels habe ich, wie eingangs geschrieben, liebevoll „Piraten“ genannt, weil sie gleichzeitig ein wenig raubeinig und doch gleichzeitig sehr herzlich aufgetreten sind. Zudem hat vieles auf eine charmante Weise improvisiert gewirkt.

Wir haben in einer typischen Kajüte für zwei Personen übernachtet, die zu einem Hotelzimmer umgebaut wurde. Es bestand aus einem Schlafzimmer und einer Nasszelle, die gleichzeitig Toilette und Dusche ist. Wer Bequemlichkeit sucht, darf nicht vergessen, dass er sich auf einem kleinen Boot befindet. Und es ist keine Luxuskreuzfahrt.

In Luxor fahren die meisten Boote, Feluken – kleine Segelschiffe, Kreuzfahrtschiffe, Transportboote und andere sehr gemütlich. Allgemein habe ich den Eindruck gehabt, dass in Luxor die meisten Schiffe direkt oder indirekt mit Touristen zu tun haben.

Die Ost- und die Westküste

Die alten Ägypter haben an die Wiedergeburt nach dem Tod geglaubt. Sie haben ihr Leben regelrecht darauf ausgerichtet. Der Osten gilt als die Geburtsstätte der Menschheit, weil dort die Sonne aufgeht und der Westen ist den Toten gewidmet. So haben sie in Luxor auf den östlichen Nilseite bevorzugt Tempel gebaut und auf der westlichen die Gräber.

Noch heute sind viele christliche Kirchen geostet, weil der Sonnenaufgang die Auferstehung symbolisiert.

Die Bootsfahrten auf dem Nil

Am letzten Tag in Luxor ist für uns auch im Zeichen des Nils gewesen. Zuerst sind wir mit dem Motorboot auf die andere Seite gefahren. Mit dem Fahrer haben wir ausgemacht, dass wir ihn rufen werden, wenn wir zurückfahren werden. Das haben wir auch gemacht.

Für den Abend haben wir eine Flussfahrt in einer Feluka gebucht. Es ist ein traditionelles ägyptisches Segelschiff. Da wir zeitlich ein wenig knapp dran gewesen sind, haben wir den Motorbootfahrer gebeten, uns direkt zur Feluka zu fahren.

Wir sind direkt vom Motorboot auf die Feluka gesprungen. Die Segelfahrt ging los, leider war es an jenem Abend ziemlich windstill, so dass der Felukafahrer viel improvisieren musste. Mir ist aufgefallen, das doch viel Müll im Fluss herumschwimmt. Dafür, dass der Fluss so bedeutend ist, hätte ich mehr Sorgfalt erwartet. Doch ist es nicht überall auf der Welt so?

Zwischendurch haben wir eine Pause auf der sogenannten Bananeninsel gemacht. Wir haben uns die Bananenplantage angeschaut und eine Art Mini-Zoo.

Danach fuhren wir wieder zurück. Der Fahrer hat uns gefragt, ob wir auch ein wenig rudern wollen und wir haben zugesagt, was witzig war.

Insgesamt ist es eine gemütliche Fahrt in den Sonnenuntergang gewesen.

Die alten Ägypter als erfahrene Seeleute

Was nicht ganz bekannt ist, dass die alten Ägypter auch geschickte Bootsbauer und erfahrene Seeleute gewesen sind. Der Archäologe Thor Heyerdahl hat in einem Experiment nachgewiesen, dass ein Schilfboot theoretisch sehr weit segeln konnte.

Im zweiten Versuch fuhr es sogar mit dem selbstgebauten Schiff RA II von Afrika an die Ostküste Nordamerikas. Ob die Ägypter tatsächlich so weit gesegelt sind, bleibt ungeklärt.

Der Nil heute

Heutzutage ist der Nil nach wie vor eine bedeutende Quelle, von der vieles abhängt. Würde der Fluss versiegen, dann gäbe es viele Schwierigkeiten für die ägyptische Bevölkerung.

Immer wieder sorgen tiefgreifende Eingriffe für Schlagzeilen. So ist es mit dem Assuan-Staudamm am Nasersee gewesen. In den 1960 er Jahren hielt die spektakuläre Verlegung des Felsentempels Abu Simbel von Ramses II. die Welt in Atem. Der Anstieg des Nasersees hätte den Tempel überflutet, deswegen ist der Tempel in einer außergewöhnlichen Aktion verlegt worden. Daran sind ungefähr 50 Länder beteiligt gewesen.

Abu Simbel ist einer der Anlässe für die Verabschiedung der UNESCO-Welterbekonvention von 1972 gewesen und für die Erstellung der Liste des UNESCO-Welterbes zum Schutz der gefährdeten Stätten. Bei den Welterbestätte Palmyra und den Buddha-Statuen von Bamiyan hat es leider nicht geklappt, beide wurden zerstört.

Auch in den letzten Jahren prägt wieder ein Staudamm die Nachrichten. Das Thema Nilwasser ist ein Streitpunkt mit Äthiopien. Die Regierung des Nachbarlandes hat einen großen Staudamm errichtet, der jederzeit zu Wassermangel in Ägypten führen könnte. Darüber ist Ägypten alles andere als glücklich.

Erinnerungen an den Nil

Der größte Fluss der Welt hat uns während der Reise durch Ägypten stets begleitet. Der Fluss ist in Ägypten enormen Einfluss auf das Leben der Menschen, schon seit der Zeit der Pharaonen und vermutlich noch davor. Doch gleichzeitig wird einem klar, wie zerbrechlich das Ökosystem ist und wie wichtig es ist, darauf besser zu achten.

Unvergesslich bleiben für uns auf jeden Fall die Fahrt im Nachtzug und die Übernachtung bei den „Piraten vom Nil“. Dort haben wir wie auch eine Fahrt auf einer Feluka genossen.

Quellen

Titelfoto: In einer Faluka, Rechte: Dario Schrittweise
https://www.mdr.de/geschichte/zeitgeschichte-gegenwart/rettung-tempel-abu-simbel-aegypten-assuan-staudamm-100.html (zuletzt abgerufen am 07.09.25)
https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/aethiopien-staudamm-sorgt-fuer-streit-mit-nachbarlaendern (zuletzt abgerufen am 07.09.25)
https://www.spiegel.de/geschichte/thor-heyerdahl-und-die-ra-im-papyrusboot-ueber-den-atlantik-a-1268992.html(zuletzt abgerufen am 07.09.25)

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4 Antworten auf „Bei den Piraten vom Nil

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    1. Hallo Martha, es war wirklich spannend. Danke für den Hinweis, die Expedition von Thor Heyerdahl wäre einen eigenen Beitrag wert ;-). Beim Bauen von RA II waren Menschen vom Tititicacasee maßgeblich beteiligt. Die Informationen zur Schilfart konnte ich nach einer kurzen Recherche nicht bestätigen. Überall ist die Rede von Papyrus oder Papyrus-Schilf. Ich sehe mir das nochmal genauer an und passe es ggf. an. Ich schreibe erstmal Schilfboot, bis ich es geklärt habe. Wäre ja in beiden Fällen korrekt. 😉Danke dir und liebe Grüße, Dario 🙂

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