Die fantastische Erzählung in Fortsetzungen rund um den Schreiber Alrond geht in die fünfte Runde. Wer die bisherigen Fortsetzungen der Reihe noch nicht gelesen hat, empfehle ich einen Blick in diese Übersicht zu werfen. Dort findet ihr die bisher veröffentlichten Teile der Erzählung.
Kleiner Rückblick: Alrond und seine Begleiter Wad und Sellur geraten unter der Erde in tödliche Gefahr. Die merkwürdigen Zwillinge und deren Bande stellten ihnen eine Falle in der unterirdischen Ruinenstadt Nahraan.
Auf der Oberfläche kehrten zeitgleich Lyssea und die Kräuterkundige Tessia nach Phoenixstein zurück. Die Stadt wurde vom drohenden Ausbruch des Vulkans Schwarzfeuer bedroht. Die meisten Stadtbewohner verließen die Stadt, um sich in Sicherheit zu bringen.
Die Erzählung „Das Schwarzfeuer“ ist der fünfte Teil der Reihe „Geschichten aus dem Blauen Nebelgebirge“.
Was bisher geschah
- Geschichten aus dem Blauen Nebelgebirge: Übersichtsbeitrag
- Teil 4 – Die Begegnung in den Ruinen 4.5.
Das Schwarzfeuer [5.1]
Wellen brachen gegen die scharfkantigen Felsen. Dahinter beobachtete die Schildkröte Baderro die Wellen. Die Schildkröte verließ den Schutz der Klippe und schwamm zum Ufer.
„Warne die Neuankömmlinge, sagten sie“, murmelte Baderro vor sich hin. „Sie werden schon auf dich hören. Und was mache ich? Ich glaube ihnen. Ja, ja, so wird das sein. Und sie sind doch in die Stadt gegangen.“
Baderro sah einen leblos wirkenden Körper auf der Wasseroberfläche treiben.
„Auch das noch“, seufzte die Schildkröte. „Es ist bestimmt einer der drei Verirrten.“
Baderro tauchte unter, schwamm unter der Wasseroberfläche und tauchte mit dem Unglücklichen auf dem Panzer wieder auf.
„Gleich haben wir es geschafft.“ Der Meeresbewohner näherte sich einem Sandstrand. Er legte seinen unfreiwilligen Passagier sanft auf den Sand. Mit einer Flosse drückte er auf den Brustkorb des Mannes. Der Unglückliche hustete und spuckte Wasser.
Der Küstenstreifen bebte. Die Auswirkungen des Vulkans waren bis hierher spürbar. Die Schildkröte fühlte mit Unbehagen Vibrationen des Bodens. Lange wird es wohl nicht bis zum Vulkanausbruch dauern, dachte er.
„Guten Abend, werter Herr“, sagte Baderro zum liegenden Mann.
„H … hallo, danke, dass du mich gerettet hast.“
„Gern geschehen. Wie fühlst du dich? Du warst kurz ohnmächtig.“
„Es geht mir gut, obwohl ich noch Druck im Kopf spüre. Wie lange war ich bewusstlos?“
„Zum Glück nicht sehr lange. Als ihr meiner Warnung zum Trotz in die Stadt gegangen seid, habe ich beschlossen, noch eine Weile in der Nähe zu bleiben. Aber verzeih mir. Wie war nochmal dein werter Name?“
„Alrond ist mein Name. Ich bin einer der Schreiber aus der Reichshauptstadt.“ Er hustete.
„Es freut mich, dich kennenzulernen, Alrond, der Schreiber. Was habt ihr in Nahraan erlebt?“
„Ohh, das lief nicht so gut.“ Alrond schüttelte den Kopf. „Wir haben nicht sehr viel Glück in der Ruinenstadt gehabt. Die Zwillinge haben uns überwältigt und in einen Turm eingesperrt. Wir konnten uns befreien, aber weil die Beben Nahraan zerstört haben, haben wir auch die Höhle durch einen der Unterwasserausgänge verlassen müssen. Aber sage mir, wo sind wir hier?“
„Das hier ist die Libellenbucht. Hier lag früher der Hafen von Nahraan. Drüben ist noch ein Teil des alten Leuchtturms zu sehen.“ Baderro zeigte mich dem Kopf auf einen halbverfallenen Turm. Die steinernen Reste krönten eine sandige Böschung, die von Schilf und Gebüsch umsäumt war. „Und wie ich sehe, kommen gerade deine Freunde aus dem Wasser.“
Auf der anderen Seite des schmalen Küstenstreifens zog ein drahtiger Mann seinen Begleiter aus dem Wasser.
„Wad! Sellur!“ Alrond richtete sich auf. Seine Züge entspannten sich. Ein breites Lächeln breitete sich über sein Gesicht aus. Er machte Anstalten, aufzustehen.
„Langsam, langsam, junger Freund, wie wir Schildkröten zu sagen pflegen. Du bist noch geschwächt. Erhole dich erstmal ein wenig. Lass deine Freunde zu uns kommen.“ Ganz schön ungeduldig diese Zweibeiner, dachte Baderro. Kaum dem Tod von der Schippe gesprungen und schon wollen sie wieder Bäume ausreißen.
Der großgewachsene Mann kam zuerst auf Baderro und Alrond zu.
„Sellur“, begrüßte ihn Alrond. „Wie geht es euch? Ist Wad verletzt?“
„Nein, er hat zwar einige Probleme mit dem Wasser gehabt, aber es geht ihm gut. Er kommt gleich. Wir sind dir durch den Tunnel gefolgt, doch bald haben wir dich aus den Augen verloren.“
„Baderro hat mich gerettet, sonst wäre ich bestimmt ertrunken.“
„Das glaube ich nicht. Wenn ich nicht gekommen wäre, wärst du bestimmt an den Strand gespült worden. Die Strömungen liegen hier günstig.“
Dieser Sellur sieht anders aus als seine Begleiter Alrond und Wad, dachte die Schildkröte. Seine Haut ist schimmernd, fast bläulich. Das sehen die anderen nicht, weil ihre Augen nicht das komplette Farbspektrum abdeckten. Er ist durchtrainiert. Das deutet auf einen körperbetonten Hintergrund hin. Er sieht aber nicht wie ein Handwerker aus.
Ein Donnern aus dem Vulkan unterbrach jäh die Wiedersehensfreude der Drei.
„Wir müssen weiter! Wir sind noch zu nah dran am Vulkan.“ Alrond blickte finster auf die bedrohliche Rauchsäule, die sich über ihnen gebildet hatte.
„Was würdet ihr denken, wenn ich euch sagen würde, dass es sich hier nicht um einen gewöhnlichen Vulkan handelt?“ Baderro sah sie mit seinen großen Schildkrötenaugen an.
Wad kam leise zu ihnen. Er setzte sich neben Alrond auf den Strand.
„Mich wundert hier nichts mehr. Was gibt es über den Vulkan zu wissen?“, fragte Alrond.
„Bevor ich es euch erkläre, gehen wir am besten zuerst zu meinen Freunden. Bei ihnen sind wir in Sicherheit“, empfahl Baderro.
„Wer sind deine Freunde?“, wollte Sellur wissen.
„Einer der Freunde ist hinter euch.“ Eine tiefe Stimme sprach sie von hinten an.
Alrond drehte sich um. Hinter ihnen stand ein menschengroßes Seepferd.
Fortsetzung folgt
Titelfoto: In der Libellenbucht, Fotorechte: Dario Schrittweise
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