„Handy aus
Hirn an“Autor: unbekannt
Diese simple doch heute so bedeutende Botschaft entdeckte ich letztes Wochenende an einer Hauswand. Die Schrift ist einfach, vermutlich mit einer Graffiti-Schablone angefertigt, aber die Botschaft, die sie vermittelt, hat für unsere „digitale“ Gesellschaft eine gewichtige Bedeutung. Zu sehr verlassen wir uns heutzutage auf unsere elektronischen Helferlein, die uns immer mehr intellektuelle Leistungen abnehmen. Die einst so bedeutenden kulturellen Leistungen wie Kopfrechnen überlassen wir seit langem fast ausschließlich unseren digitalen „Kopf- und Gedächtnisprothesen“ und unsere Handschrift wird auch zunehmend unleserlicher.
Bildschirme beherrschen unseren Alltag
Heute geht es vielen Menschen ähnlich. Wir sind oft mit unseren mobilen Geräten beschäftigt und achten weniger auf unsere Umgebung. In den öffentlichen Verkehrsmitteln und auf der Straße ist das Bild von auf ihre Smartphones blickenden Menschen kein Einzelfall mehr. Unseren Kopf schalten wir dabei immer seltener ein, denn vieles lässt sich eben schnell im Internet und zudem unterwegs nachschlagen.
Ich muss mich dabei auch an die eigene Nase fassen. Ich muss mich bemühen, weniger Zeit in der alternativen Realität der Bits und Bytes zu verbringen, sei es vor kleinen oder großen Bildschirmen. Wie geht ihr mit den Verlockungen des Mobilfunkzeitalters um? Habt ihr das Gefühl, euren Medienkonsum im Griff zu haben? Schreibt mir gerne einen Kommentar dazu am unteren Ende dieses Beitrages.
Zeit zum Abschalten
Ich muss dabei immer an die alten Folgen der Kindersendung „Löwenzahn“ denken, in jenen der Moderator Peter Lustig (1937 – 2016) am Ende jeder Sendung seine Zuschauer, in erster Linie Kinder und Jugendliche, aufforderte, den Fernseher auszuschalten.
Youtube-Link zu einem kurzen Löwenzahn-Auschschnitt (1:56 Min.)
An dieser einfachen Aussage hat sich wohl nichts geändert, nur das Publikum und die Geräte sind größer geworden. In diesem Sinne möchte ich es mit den Worten des letztes Jahr verstorbenen Fernsehmoderators Peter Lustig halten:
„Heute kommt eh nichts mehr, ihr könnt euer Handy/eueren Rechner ausschalten!“ 😉
Ja, da kann ich mich LuxOr nur anschließen. Auch ich mache mir gern den Spaß und gehe bewusst auf die „Kopf-Nach-Unten-Generation“ zu, um festzustellen, ob sie vor lauter interessanter Neuigkeiten in ihrem Smartphone noch den „Gegenverkehr“, d. h. ihre Mitmenschen wahrnehmen. Erstaunlicherweise funktionieren ihre Sinne noch ziemlich gut, denn sie bemerken mich, schauen kurz hoch, sind dann jedoch sofort wieder in ihrer „virtuellen“ Welt verschwunden.
Besonders traurig finde ich die Situation, die sich leider im häufiger in Cafés oder Restaurants abspielt. Anstatt miteinander zu reden, „sprechen meine Mitmenschen zu ihrem Smartphone“. Der Höhepunkt wäre erreicht, wenn nicht nur einer sondern beide permanent in ihr Smartphone starren, während sie sich gegenübersitzen. Noch viel gravierender und sehr bedenklich finde ich die Tatsache, dass Eltern, statt sich direkt mir ihren Kindern zu beschäftigen, über ihr Handy mit ihnen kommunizieren, indem sie sie durch ihr Handy anschauen und meist fotografieren. Dabei ist doch wissenschaftlich bewiesen, dass Babys und Kinder von Anfang an echte Spiegelneuronen brauchen und keine „Smartphone-Spiegel“.
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Ja, das sind dann des Ernsten Jüngers seine „organischen Konstruktionen“, künstliche Verlängerungen der menschlichen Gliedmaßen, die heutzutage manchen tatsächlich angewachsen zu sein scheinen, so untenbehrlich wirken sie.
Na, ich mach mir jedenfalls bisweilen nen Spaß daraus, mir engegenkommende, smartphoneverlängerte Kopfsenker nicht aus dem Weg zu gehen. Kurz vor knapp bleiben sie dann für gewöhnlich stehen und schwenkern gerade noch so vorbei. Vielleicht benötigen wir alsbald spezielle Smartphone-Gehwege ohne Gegenverkehr, oder besser gleich ne Art Rolltreppen durch die ganze Stadt hindurch. Das autonom fahrende Vehiculo ist auch bereits in Sicht.
Man muß den digitalen Fortsatz ja nicht zwangsläufig überallhin mitschleppen, die meisten Benachrichtungen dürften ja ohnehin der Kategorie selbstdarstellender Müll entstammen. Aber man will ja nix verpassen. Ansonsten erwische ich mich leider auch viel zu oft dabei, daß eine einfache Recherche durch etwaige Veweise weitere Fragen und Ideen nach sich zieht, weshalb ich dann letztlich auch viel zu viel Zeit vor dem Laptop verbringe. Manchmal hilft, von vornherein diese Wißbegier zeitlich zu begrenzen oder die Klärung doch einmal auf übermorgen zu veschieben. Aber vielleicht sollte man auch einfach mal sagen, so, heute bin ich mal total internet-abstinent. Armselige Zeiten jedenfalls …
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Mittlerweile gibt es in einigen Ländern sogar Verkehrsschilder und Ampel für Smartphone-Nutzer, dazu fällt einem nichts mehr ein…
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