Von Zeidlern, sieben Brücken und Lebkuchen [Fränkischer Dünenweg 2/3]

Wer hätte gedacht, dass es eine Verbindung zwischen dem fränkischen Sandvorkommen und dem Nürnberger Lebkuchen gibt? Zumindest indirekt, denn im Jahr 1219 sprach Kaiser Friedrich II. der Stadt Nürnberg wegen des kargen Umlandes weitreichende Vergünstigungen zu. Dazu gehörten beispielsweise wichtige Handelsprivilegien. Ebendiese Privilegien begünstigten die Entwicklung von Lebkuchen, die sich noch heute großer Beliebtheit erfreuen.

Dank der Handelsprivilegien und der günstigen Lage an der Kreuzung bedeutender Gewürz- und Handelsstraßen entwickelte sich die Frankenmetropole zu einer reichen Handelsstadt. Gewürze waren reichlich vorhanden. In den Klöstern würzten die Ordensleute ihre Pfefferkuchen mit Zimt, Nelken, Kardamom, Muskat und anderen Zutaten. Schon bald kreierten die findigen Kuchenbäcker die ersten Lebkuchen mit einer weiteren Zutat, die reichlich in den umliegenden Wäldern vorhanden war. Welche das war? Folgt mir auf den Spuren des Fränkischen Dünenwegs durch den Reichswald, um das zu erfahren.

Meine Wanderung auf dem Dünenweg setzte ich im Jahr 2022 fort, ungefähr 12 Monate später. Ich wollte noch einige der anderen Wanderziele aus meinem Beitrag „11 sehenswerte Wanderziele in Franken“ mit einem von mir erwanderten Weg verbinden.

Etappe 3: Röthenbach an der Pegnitz – Laufamholz

  • Datum: 12.08.22
  • Entfernung: 15 Kilometer

An jenem Freitag kehrte ich zum Endpunkt meiner letzten Etappe aus dem Vorjahr zurück, Röthenbach an der Pegnitz. Der erste Abschnitt führte mich über sandige Pfade und entlang der Pegnitz.

Die 113 Kilometer lange Pegnitz ist sehr prominent in der Region. Der Fluss entspringt in der Quelle in der Stadt Pegnitz in Oberfranken, schlängelt sich auch durch Nürnberg und vereinigt sich schließlich in Fürth in Mittelfranken mit dem Fluss Rednitz. Interessant ist in dem Zusammenhang, dass die ehemalige Gleißmühle in Nürnberg, später Hadermühle genannt, als erste Papiermühle nördlich der Alpen galt. Sie wurde 1390 am Ufer der Pegnitz außerhalb der Nürnberger Stadtmauer errichtet. Heute erinnert der Straßenname „Hadermühle“ an der Wöhrder Wiese in Nürnberg an diese Mühle.

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Ich folgte eine Zeitlang dem Flusslauf und überquerte mehrere Brücken. Teilweise folgte der Weg dem Verlauf der Goldenen Straße, was mich an eine meiner früheren Wanderungen erinnert hatte.

In Rückersdorf sah ich das alte Tucherschloss, das in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts von der Nürnberger Kaufmannsfamilie Tucher erbaut wurde. Die Familie Tucher hat seit dem 14. Jahrhundert mit ihrem Fernhandel und ihre Brautätigkeit wesentlich zum Aufschwung Nürnbergs beigetragen. Heute ist im kleinen Schloss das Heimatmuseum von Rückersdorf untergebracht.

In Beringersdorf und Malmsbach

Am Nachmittag lief ich durch Beringersdorf, ein kleines Dorf in der Nähe von Nürnberg. Hier hielt ich mich aber nicht sehr lange auf. Sehenswert sind hier z.B. das Neue Schloss Beringersdorf oder auf der gegenüberliegenden Uferseite das Schloss Schweig.

Die Etappe war geprägt von Landschaften entlang der Pegnitz und kleinen Ortschaften und Weilern im Nürnberger Land. Ein weiterer der Nürnberger Vororte war Malmsbach. Spannend ist, an wie vielen Zeugen der Vergangenheit ich in der Region vorbeigekommen bin, ehemaligen Mühlen und Herrensitzen. Denn auch Malmbach hat ein kleines Schloss. Ich sah mich ein wenig im Innenhof des Schlosses Malmsbach um.

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Wenige Meter vom Schloss entfernt, befindet sich der Falkhof. Laut einer Infotafel handelt es sich um ein Bauernhaus mit fränkischem Fachwerkgiebel, das von einer Familie Falk nach dem Krieg instandgesetzt wurde.

Ende in Laufamholz

Meine Tagesetappe endete in Laufamholz, einem weiteren Vorort von Nürnberg. Für mich lohnte es sich nicht, wegen der guten Anbindung an die S-Bahn und die Nähe zu Nürnberg, hier zu übernachten.

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Etappe 4: Laufamholz – Feucht

  • Datum: 13.08.22
  • Entfernung: ca. 23 Kilometer

Am nächsten Tag, einem Samstag, setzte ich meinen Weg in Laufamholz fort. Die Etappe führte mich durch die Region der Zeidler, wie auf Fränkisch die Imker heißen. Die Orte Brunn, Ungelstetten, Moosbach und Feucht waren im Mittelalter typische Zeidlerdörfer.

Die Imker aus der Region stellten die letzte wichtige Zutat für die Herstellung von Lebkuchen her. Der Honig war entscheidend für das Süßen der neuartigen Kuchen. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts wurde zum ersten Mal ein Lebküchner in den Urkunden der Stadt Nürnberg genannt.

Nach Laufamholz folgte ich weiter dem Fränkischen Dünenweg. Bald sah ich schon die ersten Sandspuren. Der Etappenabschnitt führte mich durch den Lorenzer Reichswald.

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Im Brunn gab es nicht viel zu sehen. Der Weiler war früher ein Zeidlerdorf, wie so viele in der Gegend. Interessant waren in Brunn ein Hutanger und ein Eichenhain. Ein Hutanger ist eine historisch entstandene Weidefläche, die von den Dorfbewohnern gemeinschaftlich genutzt wurde. Der Begriff setzt sich aus „Hut von hüten“ und Anger (altdeutsch „Angar“) für ungepflügtes Grasland zusammen. Ziel ist die Erhaltung dieser kulturhistorisch bedeutenden Nutzungsform. Daneben reckten mehrere Eichen in einem Hain ihre Äste in den Himmel.

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Nach Brunn verlief der Weg durch das Naturschutzgebiet Röthenbachklamm. Hier zeigte sich die Sandlandschaft in ihrer vollen Pracht. Ich folgte größtenteils dem Fluss Röthenbach. Der Wanderweg entsprach teilweise dem Sieben-Brücken-Weg. Mir gefiel dieser Abschnitt sehr.

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Meine Mittagspause habe ich im Dorf Winkelhaid gemacht. Dort war glücklicherweise ein Café mit einem Garten offen. Ich setzte mich an einen der Tische im Garten und genoss den sonnigen Nachmittag.

Die Zeidlerstadt Feucht

Am Nachmittag kam ich in der Zeidlerstadt Feucht an. Nachdem ich mein Zimmer in einem Hotel bezogen habe, sah ich mich im Ort um. Feucht war auch ein bedeutendes Zeidlerdorf. Davon zeugen noch heute viele historische Gebäude wie das Zeidlerschloss und das Zeidlergericht.

Auf dem Stadtwappen auf dem Rathaus ist ein Imker mit der typischen Armbrust und einem Bienenstock dargestellt. Die Imker durften als einzige Handwerker mit einer Armbrust in den Wald ziehen, um sich während der Arbeit vor Braunbären zu schützen. Sie waren weit über die Mauern der Handelsstadt hinaus bekannt und der Reichswald rund um Feucht und Brunn wurde als des „Kaisers und des Reiches Bienenkorb“ genannt.

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Wer Zeit und Interesse hat, kann sich auch im Zeidlermuseum von Feucht umsehen. Leider war das Museum an jenem Tag bereits geschlossen, als ich nach Feucht gekommen war.

Am Abend machte ich einen Spaziergang durch den Ort und aß in einem indischen Restaurant zu Abend. Danach kehrte ich in mein Hotel zurück. Am nächsten Tag stand meine letzte Etappe auf dem Dünenweg an.

Quellen

Titelfoto: "Dünen in Franken", Fotorechte: Dario Schrittweise
https://www.sueddeutsche.de/bayern/lebensgeschichten-ein-fluss-wie-ein-franke-1.4111738 (zuletzt abgerufen am 07.04.23)
https://www.bund-naturschutz.de/natur-und-landschaft/sandachse-franken/was-haben-nuernberger-lebkuchen-mit-dem-sand-zu-tun (zuletzt abgerufen am 12.04.23)
https://www.frankentourismus.de/wege/fraenkischer_duenenweg-885/ (zuletzt abgerufen am 07.04.23)
https://urlaub.nuernberger-land.de/detail/id=6059edc6c5c2b15b46e6dca7 (zuletzt abgerufen am 07.04.23)
https://www.frankentourismus.de/timm_docs/allgemein/tourenguide_fraenkischer_duenenweg_aktuell.pdf (zuletzt abgerufen am 07.04.23)

7 Kommentare zu „Von Zeidlern, sieben Brücken und Lebkuchen [Fränkischer Dünenweg 2/3]

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    1. Hi Myriade, danke für den Hinweis. Das Problem gibt es leider immer wieder. Es liegt an der Diashow, die ist scheinbar nicht mit allen Browsern kompatibel. Mit einer anderen Browserversion funktioniert es meistens. Oder es liegt an der Ladezeit, weil ich relativ viele Fotos verwende … 😅 Dann dauert es, bis alle Fotos geladen wurden. Ich tippe aber auf Nr. 1. Liebe Grüße, Dario 🙂

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