Spurensuche auf der Goldenen Straße

„Zur Wahl und Krönung sollen die Böhmerkönige in Zukunft auf dieser Straße ziehen“, so lautete die Anordnung Kaisers Karl IV. (1316 – 1378). Damit erklärte er den später als die „Goldene Straße“ bekannten Heeres- und Handelsweg zwischen Nürnberg und Prag zu seiner Reichstraße. Die Könige sollten aus Prag über Nürnberg und Frankfurt zur Wahl nach Frankfurt am Main und zur Krönung nach Aachen ziehen. Die alternative Route, die über Pfraumberg und Vohenstrauß nach Nürnberg führte, galt fortan als „Verbotene Straße“, obwohl jener Handelsweg der direktere war.

Viele Jahrhunderte später, nach dem Fall des sogenannten Eisernen Vorhangs, rückte der Weg wieder in den Fokus. Heute gilt die Goldene Straße nach dem römischen Limes als das längste Bodendenkmal Deutschlands.

Auch die Forschung beschäftige sich wieder vermehrt mit dem länderübergreifenden Handelsweg. In Franken und Oberpfalz markierten regionale Wandervereine einen mehrtägigen Wanderweg, der in Erinnerung an Karl IV. entlang der historischen Goldenen Straße verläuft.

Vor drei Jahren, 2017, beschloss ich diesen Weg zwischen Nürnberg und Bärnau zu wandern. Im gleichen Jahr lief ich in vier Etappen bis Sulzbach-Rosenberg. Leider setzte ich den Weg wegen diversen Verpflichtungen und anderen „Wanderprojekten“ erst dieses Jahr fort. Im September 2020 konnte ich sogar die vorgesehene Strecke bis Bärnau zu Ende laufen.

Wegweiser

Die historischen Hintergründe

Der aus Luxemburg stammende Kaiser Karl IV. wollte im 14. Jahrhundert mit einem Handels- und Heeresweg seine Ländereien und Städte in Luxemburg, auf dem deutschen Gebiet und in Böhmen bis Prag und Breslau miteinander verknüpfen. Auf diese Weise wollte er seine Macht stärken und Prags vorherrschende Stellung festigen. Insbesondere der Abschnitt zwischen Nürnberg, Bärnau und Prag nahm dabei eine wichtige Rolle ein. Der Teilstück der Gesamtstrecke ging später als die Goldene Straße in die Geschichtsbücher ein, vermutlich weil sie den Menschen Reichtum eingebracht oder weil der Weg nach Prag, die „goldene“ Stadt Europas, geführt hatte.

Die Gesamtkarte des Handels- und Heereswegs zwischen Luxemburg und Polen

Weil Reisen damals gefährlich war und die Reisenden häufig überfallen wurden, wurden sie auf der Goldenen Straße von kaiserlichen Soldaten, dem sog. Geleitschutz begleitet. Ein Geleitwechsel fand beispielsweise in der Stadt Altenstadt an der Waldnaab statt.

Karl IV. reiste auf der Goldenen Straße 52 Mal. Bemerkenswert für einen Kaiser, wenn man bedenkt, dass die Route, wie die meisten Handelswege jener Zeit, ein unebener Naturweg war, der häufig über Höhen verlief, da hier der Boden nach Regen- und Schneefällen schneller trocknete. Entlang des Weges sind teilweise noch die Spuren der Wagen der Kaufleute deutlich zu erkennen, die an Rinnen erinnern.

Auch der böhmische Reformator Jan Hus reiste 1414 auf der Goldenen Straße zum Konzil nach Konstanz, wo er bekanntlich in einen Hinterhalt mit tödlichem Ausgang geriet.

Städte entlang der Handelsroute

Der Kaiser stärkte die Städte entlang des Weges, die für leibliches Wohl und eine Übernachtungsmöglichkeit der Reisenden und Soldaten gesorgt hatten. Somit verhalf er den Bürgern zum Wohlstand.

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So gab der Luxemburger beispielsweise dem Städtchen Lauf an der Pegnitz das Münzrecht und das Wenzelsschloss blieb seine Residenz bis 1373. Darin wohnte er häufig und ließ den heute größten Wappensaal Europas mit 117 Wappen anlegen.

In Sulzbach-Rosenberg, der ehemaligen Hauptstadt Neuböhmens, unterzeichnete der Kaiser viele Urkunden. Hier entstand das Steuerbuch für das Gebiet „Neuböhmen“ und die Geschichte der Burg ist bis heute geheimnisumwittert.

In Hirschau zweigte die Goldene Straße nach Nordosten ab, der Ältere Weg der „Verbotenen Straße“ verlief über Waidhaus bis Kladrau/Kladruby. Es heißt jedoch, dass die Verbotene Straße gar nicht offiziell „verboten“ war, sondern die Strecke hatte vermutlich weniger Privilegien als die „bevorzugte“ Streckenführung.

Der Wanderweg bis Bärnau

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Der Fernwanderweg „Goldene Straße“ zwischen Nürnberg und Bärnau ist zweigeteilt: den ersten Teil, zwischen Nürnberg und Sulzbach-Rosenberg, hat der Fränkische Albverein im Jahr 2000 im Rahmen der 950-Jahr-Feier der Stadt Nürnberg mit dem Zeichen „Weißer‚ Böhmischer Löwe auf rotem Grund“ markiert. Der Wanderweg folgt ca. 60 km lang der historischen Strecke. Dabei meidet der Weg die B14, die häufig mit der historischen Strecke identisch ist.

Den zweiten Teil, von Sulzbach-Rosenberg bis Bärnau an der deutsch-tschechischen Grenze, hat 2002 der Oberpfälzer Waldverein markiert. Es sind weitere 90 km, die über Hahnbach, Hirschau, Weiden, Altenstadt und Plößberg verlaufen. Den Abschnitt, den ich dieses Jahr lief, werde ich in ungefähr zwei bis drei weiteren Beiträgen beschreiben.

Wer nicht so lange warten möchte, kann bis dahin meinen Beitrag Alpakas in der Oberpfalz lesen, in dem ich meine Erlebnisse des Abschnitts zwischen Nürnberg und Sulzbach-Rosenberg zusammengefasst hatte. Der Beitrag gehört zu meinen ersten Blogbeiträgen.

Quellen

Titelfoto: Barockgarten in Altenstadt an der Waldnaab
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Goldene_Stra%C3%9Fe
http://goldene-strasse.de/
http://www.asamnet.de/~patzeltm/goldene_strasse_wb/wb/pages/weg-der-goldenen-strasse.php
https://www.oberpfaelzerwald.de/wanderweg-goldene-strasse
https://www.naturfreunde-pommelsbrunn.de/images/pdf/Downloadseiten/Goldene-Str-Sulzb-Nbg.pdf (zuletzt abgerufen am 02.10.2020)
https://www.naturfreunde-pommelsbrunn.de/images/pdf/Downloadseiten/Goldene-Str-Sulzb-Grenze.pdf (zuletzt abgerufen am 02.10.2020)

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