Die Halle der Eisglut: Kristallsphäre [6.5]

Die Fortsetzungsgeschichte um Alrond und seine Begleiter nähert sich dem Ende. In der letzten Folge der fantastischen Erzählung entdeckte Alrond in der Halle der Eisglut eine riesige Kristallsphäre. Darin vermutete er seine Freunde und klettere mit Hilfe des magischen Fadens hinauf. Plötzlich begann die Kristallsphäre zu schweben.

Während Alrond am Roten Zauberfaden hing, kletterte sein alter Widersacher, der Mann mit der Ledermaske, aus der Kristallsphäre, um ihm einen tödlichen Empfang zu bereiten.

Die Erzählung „Die Halle der Eisglut“ ist der sechste und letzte Teil der Reihe „Geschichten aus dem Blauen Nebelgebirge.

Was bisher geschah

  • Übersicht
  • Das Schwarzfeuer [5.5.]
  • Die Halle der Eisglut [6.1]
  • Die Halle der Eisglut [6.2]
  • Die Halle der Eisglut [6.3]
  • Die Halle der Eisglut [6.4]

Die Halle der Eisglut 6.5

Der Mann mit der Ledermaske näherte sich Alrond. Er sah ihn wütend an. „Du hättest nicht herkommen sollen“, zischte der Angreifer. „Jetzt wirst du es büßen!“
Unter ihnen rumorte es. Riesige Mengen Rauch und Rußteilchen stiegen empor. Alrond konnte kaum etwas sehen. Wie würde er den Mann los? Der Gestank des Schwefels setzte sich unangenehm in Alronds Nase fest.
Der Mann hieb mit seinem Schwert nach Alrond, er wich im letzten Moment aus. Das Schwert knallte gegen den Faden, doch dieser hielt stand. Alronds Widersacher holte erneut aus, konnte jedoch nicht präzise zuschlagen.
Alrond trat nach ihm und traf ihn an der Hüfte. Daraufhin kletterte Alrond einige Ellen hinunter. Die Kristallsphäre schwebte durch die Öffnung des Vulkans. Der emporsteigende Rauch blendete ihn, so dass er nur die unmittelbaren Bewegungen seines Gegners wahrnahm. Plötzlich spürte er einen Schmerz. Das Schwert streifte seine Schulter.
„Jetzt wirst du sterben.“ Sein Gegner holte erneut aus.
Energisch zog sich Alrond am Roten Faden hoch und stieß seinen Gegner mit dem Kopf in die Magengrube.
„Du Elender …!“, schrie der Mann schmerzverzerrt. Er ließ sein Schwert in die Tiefe fallen.
Alrond riss ihm die Ledermaske herunter.“ Eson!“ Er sah ihn erstaunt an. „Ich wusste, dass mir deine Stimme bekannt vorgekommen ist.“ Er erinnerte sich daran, wie sie Danea vor Esons Gewalttätigkeit gerettet hatten.
„Ich zermalme dich mit bloßen Händen!“ Eson stürzte sich auf ihn.
Alrond sprang zur Seite und schwang den Zauberfaden mit sich.
Schreiend verlor Eson den Halt und fiel an Alrond vorbei. Er stürzte in die Tiefe und verschwand in den dichten Rauchschwaden.

Die Kristallsphäre schwebte durch die Vulkanöffnung. Alrond konnte von hier aus alles überblicken: die Stadt Phoenixstein, die Insel der Ariadne, die Libellenbucht und die angrenzenden Inseln. Jetzt war jedoch keine Zeit zum Nachdenken. Vorsichtig kletterte er zum Eingang der Sphäre. Das Tor stand weit offen.
„Warte!“, rief jemand. „Gehe nicht hinein. Das ist eine Falle!“ Eine Gestalt bewegte sich im Dunst.
Die Dunkle Herrin erschien vor ihm. Sie hielt sich an einem Seil fest, das an der Wand der Sphäre festgebunden war.
„Warum soll ich dir vertrauen?“, fragte Alrond. „Du hast schon mehrfach versucht, mich umzubringen.“
„Erstens hast du keine andere Wahl“, antwortete sie. „Und außerdem vertraue ich dir jetzt.“
„Und womit habe ich diese Ehre verdient?“
„Ich weiß jetzt, dass du nicht hinter dem Komplott steckst. Anfangs habe ich gedacht, dass du mit dem König von Phoenixstein zusammenarbeitest.“
„Das tue ich doch!“, protestierte Alrond.
„Da muss ich dich leider enttäuschen. Sieh hin!“ Die Herrin deutete auf eine Öffnung in der Kristallsphäre.
Dahinter sah er die Gefangenen: Lyssea, Sellur und die anderen, die von den Soldaten der Stadtgarde bewacht wurden. Daneben standen die Wechselinge, die sich mit einem Mann unterhielten.
„Der König, bei den Göttern, das ist der König!“, rief Alrond entsetzt. „Und er scheint nicht zu den Gefangenen zu gehören!“
„Tut mir leid, das siehst du richtig.“ Die Dunkle Herrin sah ihn mitfühlend an.
„Er war also die ganze Zeit für alles verantwortlich?“ Alrond erblasste. Was geschieht hier? Wie kann das bloß sein?
„So ist es. Er und viele Mitglieder des Kleinen und Großen Rates von Phoenixstein“, erklärte die Herrin. „Und mit der Kristallsphäre haben die Wechselinge genug Energie, um Phoenixstein und die umgebenden Städte zu zerstören.“
„Wir müssen sie aufhalten! Du hast doch Zauberkräfte“, erwiderte Alrond. „Kannst du sie nicht besiegen?“
„Das ist keine Magie, meine Kräfte basieren auf unserer Technologie. Und nein, ich kann sie nicht einfach so besiegen. Die Wechselinge haben den Transmitter mit einem Granitblock blockiert.“
„Den was?“, fragte Alrond.
„Das ist die Vorrichtung in der Mitte der Kristallsphäre. Sie sieht wie ein runder Tisch aus. Du musst den Transmitter wieder einschalten, dann kann ich die Energie der Kristallsphäre wieder anzapfen.“
„Wir werden hier in die Sphäre hineingehen.“ Sie zeigte auf die Öffnung vor ihnen.
Er blickte sich um. In der Ferne sah er eine Flotte von mehreren Schiffen aus Phoenixstein. Sie steuerten auf die Vulkaninsel zu.
„Sie wollen uns den letzten Schlag versetzen.“ Alrond deutete auf die Segelschiffe.
„Achte nicht auf die Schiffe. Wenn wir die Kristallsphäre zurückerobern, werden wir sie zurückdrängen können. Sobald du meine Energiequelle aktiviert hast, werde ich den Rest machen.“
„Wie können wir sie überraschen?“, fragte Alrond.
„Das übernehmen meine treuen Soldaten und ich. Kümmere du dich um den Transmitter. Der Granitstein blockiert die Emission der Strahlen, die ich brauche.“
Zwei Echsenmenschen traten auf sie zu. Sie hatten gelbe Augen und schuppige Haut. „Wirrr sssind berreit“, versicherte einer der Echsenmenschen zischend. Er hatte eine gespaltene Zunge wie eine Schlange.
„Gut, ihr sorgt für die Ablenkung und ich kümmere mich um den Stein.“ Alrond sah sich besorgt um. Worauf ließ er sich da bloß ein?
„Viel Erfolg!“ Die Dunkle Herrin sah ihn aufmunternd an.
Alrond nickte und klettere durch die Öffnung in der Kristallwand.

Titelbild

Foto: In der Kristallsphäre, Rechte: Dario Schrittweise

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