Hermann und die Externsteine [Hermannshöhenweg 3]

Die riesige Figur eines cheruskischen Kriegers blickt stolz über den Teutoburger Wald und reckt ihr Schwert in die Höhe. Sie stellt den Cheruskerfürsten Arminius, genannt Hermann, dar. Das teilweise begehbare Hermannsdenkmal bei Detmold ist zweifelsohne der Aushängeschild des Hermannsweges. Doch wer war dieser Hermann und was machte ihn so besonders?

Über die historische Figur Hermann der Cherusker ist nur wenig bekannt. Um seine Person ranken sich zudem viele Mythen und teilweise eigenwillige und abstruse Interpretationen. Der spätere Cheruskerfürst wurde um das Jahr 16 vor Christus als Armin geboren. Der römische Heerführer Tiberius (42 vor Christus bis 37 nach Christus) brachte nach einem Feldzug Armin und seinen Bruder als Geiseln nach Rom. Dort stieg Armin, fortan Arminius genannt, zum Stabsoffizier (Tribun) auf.

Er kämpfte zunächst in einem der Germanenfeldzüge unter dem Befehl von Tiberius mit und zeichnete sich durch sein militärisches Geschick aus. Für seine Verdienste bekam er das römische Bürgerrecht und wurde zum Ritter. Vermutlich im Jahr 7. nach Christus führte er eine sogenannte Auxiliartruppe an, aus germanischen Söldnern bestehend, die Varus beim Eroberungsfeldzug in der Provinz Germanien unterstütze. Hier werden die historischen Zeugnisse wieder ungenau. Als sicher gilt, dass Arminius sich mit seiner Hilfstruppe mit den germanischen Stämmen verbündete, um gegen die Invasoren zu kämpfen. Ihm gelang es kurzzeitig, mehrere germanische Stämme unter seiner Führung zu vereinen und mit einer Art Guerillataktik das römische Heer zu zermürben. Im Jahr 9. nach Christus kam es nach einer List zur berühmten Schlacht, die als Varusschlacht in die Geschichte einging.

Nach dem Sieg über die Römer währte der Friede nicht lange. Bald darauf fielen die Heeresführer Tiberius und später Germanikus mit ihren Truppen erneut in das Gebiet jenseits des Rheins ein, kehrten jedoch ebenfalls zurück, ohne die Macht des Imperiums ausdehnen zu können. Der Cheruskerfürst Arminius konnte trotzdem die Einheit der Stämme nicht lange erhalten. Zuerst musste er seine Frau Thusnelda von den Römern befreien und später wurde er selber zum Opfer von internen Streitigkeiten. Laut den Schriften des Geschichtsschreibers Tacitus wurde er um 19 oder 21 nach Christus „von Verwandten“ ermordet.

Wegweiser

  1. Etappe: Rheine – „Schöne Aussicht“
  2. Etappe: „Schöne Aussicht“ – „Malepartus“
  3. Etappe: „Malepartus“ – Dissen
  4. Etappe: Dissen – Peter aufm Berge
  5. Etappe: Peter aufm Berge – Bielefeld – Lage
Detaillierte Karte

6. Lage – Horn-Bad Meinberg (Externsteine)

  • Datum: 18.06.19
  • Entfernung: 21 Kilometer

Meine sechste Tagesetappe auf dem Hermannshöhenweg gehörte zu den intensivsten, weil sie zwei große Sehenswürdigkeiten beinhaltete: das Hermannsdenkmal und die Externsteine.

Den Tag begann ich sehr motiviert, einerseits wegen der beiden Höhepunkte und, weil ich mit Manuel ausgemacht habe, dass er mir aus Bad Driburg nach seiner Arbeit entgegenkommen wird, damit wir noch gemeinsam den Abend verbringen können.

Quellgebiet des Rethlager Baches und am Donoper Teich

Der erste Teil der Strecke verlief durch den Wald. Die Wegführung folgt anfangs dem „Literarischen Wanderweg“, den ein Dorfverein angelegt hatte. Unterwegs lief ich wieder teilweise über sandigen Boden. Später erfuhr ich, dass dies typisch für die Senne ist, die Kulturlandschaft in der Region Ostwestfalen-Lippe, in der ich mich damals befand. Begrenzt wird das Gebiet durch die Städte Bielefeld, Paderborn, Gütersloh und Detmold. Die Senne gilt als die bedeutendste zusammenhängende Heidelandschaft des Bundeslands Nordrhein-Westfalen.

Nach einigen Kilometern führte mich der Weg zum Quellgebiet des Rethlager Baches. Unweit davon machte ich am Donoper Teich eine kurze Pause. Ein kleiner Kiosk zog hier Wanderer und Radfahrer an. Ich unterhielt mich mit einem Fahrradfahrer, der in der Gegend wohnte und hier oft eine Runde drehte. Sein Ziel war ebenfalls die Felsformation „Externsteine“.

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Der Aufstieg vom „Eisstein“ zum Hermannsdenkmal

Nach einer kurzen Stärkung erreichte ich bald den sogenannten „Eisstein“ in einem Vorort von Detmold. Dabei handelt es sich um eine ganz besondere Entdeckung: der Stein ist ein Findling, der in der vorletzten Eiszeit von einem riesigen Gletscher aus Schweden nach Deutschland transportiert wurde. Laut dem Text auf einer Tafel, stießen zwei große Gletscher damals vom Nordosten und von Westen mit bis zu 200 Metern dicken Eismassen über die heutige Senne bis zum Teutoburger Wald vor.

Der Weg zum Plateau mit dem berühmten Denkmal schlängelt sich um den Berg herum und teilt sich den Anstieg mit anderen Wanderwegen, unter anderem mit dem Europäischen Fernwanderweg E1, welcher Nordkap in Norwegen und Salerno in Italien miteinander verbindet.

Hermannsdenkmal

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Oben angekommen, sah ich zunächst die vielen Touristen und Schüler, die in erster Linie mit Autos und Bussen zum Hermannsdenkmal gefahren sind. Ihre Verkehrsmittel stellten sie auf dem großen Busparkplatz auf dem Gelände ab. Eine englische Schulklasse vertrieb sich die Zeit im Hochseilgarten, der in einem Wäldchen neben dem Denkmal errichtet wurde. Der Pfad zur Statue ist gesäumt mit Lehrtafeln, welche die Hintergründe des Hermannsdenkmals erklären.

Auf dem Gelände, in der Nähe der riesigen Statue, kann auch die Holzhütte von Ernst von Bandel besichtigt werden. Der 1800 in Ansbach geborene Bildhauer, Architekt und Maler Ernst von Bandel, der 1822/23 auch am “Schönen Brunnen” in Nürnberg arbeitete, erstellte bereits im Alter von 18 Jahren erste Skizzen für ein Hermannsdenkmal. Der Wunsch, ein Denkmal für den Cheruskerfürsten zu errichten, ließ ihn seitdem nicht mehr los. Ab 1846 wohnte er in Detmold, um hier den Bau des Denkmals voranzutreiben. Im Jahr 1841 erfolgte die Grundsteinlegung und danach gab es permanent Probleme mit dem Bau. Ernst von Bandel opferte sein Privatvermögen und seine Gesundheit, um das monumentale Vorhaben in die Tat umzusetzen. In dieser einfachen Hütte, in der Nähe „seiner“ Statue, erlebte er die Denkmalenthüllung am 25.09.1876.

Ich stieg die steinernen Stufen hinauf und genoss den Rundumblick, der sich mir auf der Aussichtsplattform des Denkmals bot. Trotz der vielen Wolken hatte ich eine gute Sicht.

Statistiken auf einer Lehrtafel:

Den Namen „Hermann“ bekam der Cheruskenführer viele Jahrhunderte nach seinem Tod. Die Geschichte um die Varusschlacht fiel lange in die Vergessenheit, weil sich die Römer nicht mehr erinnern wollten und die Germanen noch keine Schriftsprache verwendet hatten. Den Arminiusmythos begründete unter anderem der deutsche Wissenschaftler Ulrich von Hutten, der in Rom 1515 in Tacitus‘ Schriften zufällig die Textstellen über die Varus‘ Niederlage gegen Arminius entdeckte.

Von Hutten verwendete den wiederentdeckten Anführer der Cherusker, um zu beweisen, dass die Deutschen keine Barbaren seien, wie die Italiener es damals behaupteten. Martin Luther soll ihm wenig später den Namen „Hermann“ gegeben haben, weil dieser mehr nach einem deutschen Namen klingen würde.

Externsteine

Ungefähr 9 Kilometer lang ist der Wanderwegabschnitt vom Hermannsdenkmal zu der Felsformation „Externsteine“. Er verläuft am nordöstlichen Hang des Naturschutzgebietes „Östlicher Teutoburger Wald“. Auch der E1-Fernwanderweg teilt sich die Strecke mit dem Hermannsweg bis zum berühmten Natur- und Kulturdenkmal.

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Auf dem Weg zu den Externsteinen sah ich ein kleines Denkmal mit dem Namen „Vogeltaufe“. Das Denkmal soll an die Sage vom Abt Anastasius erinnern. Demnach wollte dieser an jener Stelle die Heiden des Lipperlandes taufen. Im Moment der Taufe versammelten sich neben ihnen Hunderte kleine Vögel und begleiteten die Zeremonie mit ihrem Gesang.

Meine Etappe beendete ich in Horn-Bad Meinberg, wo die Externsteine, eine markante Steinformation, täglich viele Besucher anziehen. Rund um die Felsen befindet sich ein gleichnamiger und geschützter Flora- und Fauna-Habitat. Die Gegend zieht neben Touristen auch viele selbsternannte Druiden, Hexen, Kelten, Germanen und Verschwörungstheoretiker aller Art.

Einige Meter von den Externsteinen entfernt, befindet sich ein Wanderdrehkreuz, das den Schnittpunkt des Fernwanderweges E1 mit dem Europaradweg R1, der auf 4500 Kilometern Helsinki und St. Petersburg mit Berlin und London verbindet.

Die eindrucksvolle, bis zu 40 Meter hohe Felsformation entstand vor etwa 120 Millionen Jahren aus Sandablagerungen des Osning-Sandsteins, aus welchem die meisten der vielen Felsgruppen des Teutoburger Waldes bestanden, beispielsweise die Dörenther Klippen. Die archäologischen Funde belegen, dass vor 10.000 Jahren Menschen hier gewirkt haben. Welche Bedeutung oder Funktionen die Externsteine für sie hatten, kann trotz wildester Spekulationen, bis heute nicht nachgewiesen werden. Viele Jahrhunderte später, im frühen 12. Jahrhundert, meißelten unbekannte Künstler die Grottenanlage, das Grabdenkmal und das international beachtete Kreuzabnahmerelief in den Felsen. Die Felsen dienten seitdem als christlicher Ersatzwallfahrtsort, weil sie die heiligen Stätten von Jerusalem verkörperten. Im 19. Jahrhundert kamen noch Treppen und Aussichtsplattformen hinzu, die an zwei Felsen angebracht wurden.

Da mir diese besondere Felsgruppe sehr gut gefallen hat, werde ich vermutlich einen eigenständigen Beitrag zu dem Thema schreiben.

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Am Abend in Horn-Bad Meinberg

Ich habe mir genug Zeit genommen, um mir die Externsteine und das sie umgebende Gebiet anzusehen und ging zu meiner einfachen Unterkunft in Horn-Bad Meinberg, die nur wenige Minuten entfernt war. Hier traf ich Manuel, der mir aus Bad Driburg entgegen kam. Wir machten einen kleinen Spaziergang zu den Externsteinen, so dass ich sie auch bei Nacht sehen konnte. Das Ende der sechsten Tagesetappe auf dem Hermannshöhenweg bedeutete auch, dass ich zwei Drittel der geplanten Strecke nach Marsberg zurückgelegt hatte.

Quellen

Norbert Rother, Marie-Luise Großelohmann, Dieter Großelohmann: "Hermannsweg - Eggeweg", Welver 2013
https://www.bs-paderborn-senne.de/arbeitsgebiet/die-senne.html
https://www.planet-wissen.de/kultur/voelker/germanen/pwiearminiusdercherusker100.html
https://m.spiegel.de/wissenschaft/mensch/germanischer-schlachtenheld-arminius-er-thront-ueber-allen-a-596976.html
https://www.zeit.de/2008/45/DOS-varus-schlacht
https://www.hermannsdenkmal.de/wissenswertes/der-erbauer-ernst-von-bandel/

10 Antworten auf „Hermann und die Externsteine [Hermannshöhenweg 3]

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    1. Hallo Patrick, ich war auch überwältigt von den Externsteinen, obwohl ich mich vorher im Rahmen meiner Tourvorbereitung darüber informiert habe. Die Felsen sind schon etwas Besonderes. Hoffentlich werden sie weiterhin gut geschützt. Liebe Grüße aus Nürnberg 🙂

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