Der Eggeweg, der zweite der beiden Fernwanderwege der Hermannshöhen, beginnt an den Externsteinen und verläuft größtenteils durch den Naturpark „Teutoburger Wald/Eggegebirge“ bis zu seinem Ziel, der Stadt Marsberg im Sauerland. Dabei folgt der Weg dem Kamm des Eggegebirges, auf einer alten Handels- und Heeresroute. Der im Jahr 1900 vom Eggegebirgsverein konzipierte und betreute Fernwanderweg ist ein Abschnitt des Europäischen Fernwanderwegs E1. Der 73 Kilometer lange Eggeweg wurde 2004 als einer der ersten drei deutschen Wanderwege mit dem Gütesiegel „Wanderbares Deutschland“ des Deutschen Wanderverbandes ausgezeichnet.
Wegweiser
- Etappe: Rheine – „Schöne Aussicht“
- Etappe: „Schöne Aussicht“ – „Malepartus“
- Etappe: „Malepartus“ – Dissen
- Etappe: Dissen – Peter aufm Berge
- Etappe: Peter aufm Berge – Bielefeld – Lage
- Etappe: Lage – Hermannsdenkmal – Externsteine
7. Horn-Bad Meinberg (Externsteine) – Bad Driburg
- Datum: 19.06.19
- Entfernung: 23 Kilometer
Nach dem entspannten Frühstück ging ich erneut zu den Externsteinen, weil ich sie faszinierend fand und nochmal sehen wollte. Hier beginnt der Eggeweg, der zweite Teil der Hermannshöhen, und teilt sich die Strecke mit dem Hermannsweg für 6 Kilometer bis Leopoldstal, wo dieser endet. Von dem Punkt an folgte ich der Markierung mit einem weißen liegenden Kreuz, dem sogenannten Andreaskreuz.
Ein erstes Highlight war das Silberbachtal, wo ich auf schattigen Pfaden dem plätschernden Silberbach folgte. Hier wurde zwischen 1710 und 1711 mit mehr oder weniger geringem Erfolg nach Silber gesucht. Neben dem Weg lag das Restaurant „Silbermühle“. Ich stellte mir vor, dass vor einigen Jahrhunderten an dieser Stelle eine echte Mühle stand. Bei der ersten der beiden Holzbrücken begegnete ich einem jungen Paar mit einem Baby, welches sie abwechselnd auf dem Rücken trugen.
In einem Wandervereinsheim füllte ich meine Wasserflasche auf. Als ich anklopfte, ließ mich eine Mitarbeiterin in das Naturfreundehaus und zeigte mir, wo ich den Wasserhahn finden kann. Danach folgte ein langer Aufstieg zu den Volmerstot-Zwillingsbergen, dem Lippischen und dem Preußischen Gipfel. Ich holte dabei wieder die Familie mit dem Baby ein. Der Mann wunderte sich, warum sie mich überholten und ich erklärte es ihm. Wir liefen gemeinsam die letzten Meter zum ersten der beiden Zwillingsgipfel.
Der Name „Velmerstot“ besteht aus den Worten „Velmer“ und „Stot“. Velmer leitet sich dabei vom Namen des in der Nähe gelegenen Ortes Druheim, später Droheim oder Drohme, welches zum Kloster Hardehausen gehörte. „Stot“ bedeutet Steilhang. Aus den Worten „Veldrom“ (Felder zu Drohme) und „Stot“ wurde schließlich Velmerstot.
Der 441 m hohe Lippische Velmerstot ist mit Heidevegetation bedeckt. Auf dem Gipfel befindet sich eine große Ansammlung von Steinen. Ein flacher Sattel verbindet beide Gipfel miteinander. Zwischen den beiden Bergen verlief früher die Grenze zwischen Lippe und Preußen. Der erste Velmerstotgipfel lag im Fürstentum Lippe. Hier beginnt auch das Eggegebirge.
Auf dem Preußischen Velmerstot sah ich zunächst den 17 m hohen Aussichtsturm, den das Forstamt Paderborn errichtete. Der Aufstieg lohnte sich, weil der Turm einen atemberaubenden Rundumblick in die Umgebung ermöglicht. Mit seinen 468 Metern bildet er den höchsten Punkt des Hermannshöhenweges. Während des Kalten Krieges unterhielt die NATO hier eine Raketenbasis, die es seit einigen Jahren nicht mehr gibt. Der Gipfel ist seit 2003 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.
Unwetter bei Bad Driburg
Zwischen den Volmerstot-Bergen und Bad Driburg merkte ich, wie sich in der Ferne etwas zusammenbraute. Dunkle Wolken bewegten sich in meine Richtung. Ein lautes Rumoren war ebenfalls zu hören. Ich beeilte mich und hoffte, dass ich vor dem herannahenden Unwetter an meinem Zielort ankommen würde.
Ein Mann fortgeschrittenen Alters fuhr auf seinem Fahrrad an mir vorbei und sagte nur lächelnd: „Hier knallt’s gleich!“ und schon verschwand er um die nächste Kurve des Waldweges. Die Begegnung fand ich skurril und erwartete jeden Moment dem verrückten Hutmacher oder der grinsenden Katze von Alice im Wunderland zu begegnen.
Bald darauf hörte ich ein bedrohliches Donnergrollen in der Ferne. Es kam immer näher. Die ersten Tropfen fielen herunter. Ich zog meine Regenjacke an und legte die Regenhülle um meinen Rucksack. Der Regen wurde zunehmend stärker.
Plötzlich fielen unerwartet sogar Hagelkörner herunter. In dem Moment wurde es mir zu gefährlich und ich suchte die nächste Schutzhütte auf. Hagelkörner, fast von der Größe eines Golfballes, prasselten einige Minuten auf das Dach der Schutzhütte.
Bisher machte ich mir wenig Gedanken über die Schutzhütten, ich war aber in der Situation froh, dass es sie gab. Wie ich später las, unterhält der Eggegebirgsverein, der auch den Eggeweg betreut, zwischen den Externsteinen und Marsberg 23 Schutzhütten. Ich nutzte an jenem Tag 2 bis 3 davon und lief in den Pausen zwischen den Hagelschauern schnell von Hütte zu Hütte bis Bad Driburg.
In Bad Driburg traf ich Manuel. Als sich am Abend das Wetter verbesserte, zeigte er mir die Innenstadt. Die Stadt ist bekannt für sein Heilbad, eines der größten in Nordrhein-Westfalen, und die lange Tradition der Glasbläserkunst.
8. Bad Driburg – Haus Verlemann in Hartehausen
- Datum: 20.06.19
- Entfernung: 24 Kilometer
Am nächsten Tag begleitete Manuel mich zwei Drittel des Weges bis Willebadessen, weil er dort mit dem Zug zurück nach Bad Iburg fahren konnte. Wir holten zunächst Tagesproviant in einer Bäckerei und stiegen den Berg zur Burg Iburg hinauf, die noch heute über die Stadt zu wachen schien. Für mich war die Burg der kulturgeschichtliche Höhepunkt meines Besuches in Bad Driburg.
Neben der Iburg wurde 1904 der Kaiser-Karl-Turm gebaut. Von hier aus bietet sich ein toller Ausblick auf Bad Driburg und das Umland.
Die Burg Iburg gehört zu den Höhenburgen der Hermannshöhen. Sie wurde auf den Überresten einer sächsischen Fluchtburg aus dem 8. Jahrhundert errichtet. Sie war von einer Wall- und Grabenanlage umgeben. Von der Wallanlage sind noch die Reste der sogenannten Sachsenmauer erhalten geblieben. Die erste schriftliche Erwähnung der Fluchtburg datiert aus dem Jahr 753. Darin soll auch die Irminsul, ein sächsisches Heiligtum, gestanden haben, die Karl der Große während der sogenannten Sachsenkriege zerstören ließ. Bekannt ist allerdings nur, dass sich dieses Heiligtum in der Nähe von Obermarsberg befand. Die heute noch sichtbaren Fundamente und Mauerreste stammen von einer Kirche, einem Benediktinerinnenkloster (1138 – 1142) und der später errichteten Iburg (1189 – 1444).
Nach wenigen Kilometern überquert der Eggeweg eine Landstraße und führte uns durch ein kleines Waldstück. Eine Zeit lang folgt der Fernwanderweg der Straße, leider war er hier ziemlich zugewachsen, so dass wir uns den Weg teilweise durch Farne und Brenneseln bahnen mussten. An dem Tag regnete es tagsüber nur kurz und leicht. In einer Gaststätte im Weiler Herbram-Wald machten wir eine kurze Pause. Zwei ältere Wanderer, vermutlich ein Ehepaar, machten hier ebenfalls Rast und wir kamen mit ihnen ins Gespräch. Sie legten die gleiche Strecke zurück.
Etwas später las ich an der Wand einer Schutzhütte einen denkwürdigen Text über den Wald:
„Ich bin der Wald, der uralte Wald,
ich hege den Hirsch und das Reh.
Ich hüte das Land vor Sturmesgewalt,
ich wehre dem Forst und dem Schnee.
Ich sende die Wasser und spende Holz.
Wie wachsen meine Tannen so stolz!
Wer ist’s, der noch solche Gaben beschert?
Ihr Menschen, haltet mich wert.“
Autor: unbekannt
Bei Willebadessen, kurz nach dem Fernmeldeturm, trennten sich unsere Wege. Manuel stieg in den Ort hinunter, um den Zug zu erreichen. Wir verabschiedeten uns und ich lief weiter, zu meinem Zielort Hartehausen.
In der Gegend gibt es scheinbar viele Steinansammlungen, welche die Einwohner zu unterschiedlichen Sagen und Legenden inspirierten. So sah ich kurz nach Willebadessen einen sogenannten sächsischen Opferstein, der im Mittelalter kurzerhand als „Kleiner Herrgott“ bezeichnet und somit christlich umgedeutet wurde. Auch kurz vor Hartehausen lief ich an Felsen vorbei, die als ehemalige Opfersteine gelten, auf welchen pflanzliche und tierische Gaben den verschiedenen Göttern geopfert wurden.
Der Abstieg nach Hartehausen war steil, aber nicht sehr lang. Im Dorf fand ich schnell das Gästehaus Verlemann, in dem ich an jenem Abend übernachtete. Als ich im Außenbereich sitzen wollte, fing es wieder an, zu donnern und zu regnen. Zum Glück erreichte ich zu dem Zeitpunkt bereits mein Tagesziel. Ich reservierte an dem Abend noch telefonisch eine Unterkunft in Obermarsberg, meinem Zielort. Die Nacht im beschaulichen Dörfchen Hartehausen war sehr ruhig und mild. Der Regen und das Gewitter reinigten am Abend die Luft.
Quellen
Norbert Rother, Marie-Luise Großelohmann, Dieter Großelohmann: "Hermannsweg - Eggeweg", Welver 2013, S. 115 - 139 https://hermannshoehen.teutoburgerwald.de/portrait/sehenswertes-am-weg/velmerstot-horn-bad-meinberg.html https://bad-driburg.teutoburgerwald.de/sehen-erleben/sehenswertes/sehenswuerdigkeiten/iburg-ruinen.html
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