Grimmig bewacht das eigenwillige Wesen den Eingang zum prachtvoll gestalteten Schloss. Halb Mensch, halb Meeresbewohner steht es an der Grenze zwischen den beiden Welten. Stolz wie ein Meeresgott scheint die Kreatur einer Muschel im Meeresschaum zu entsteigen, um die Besucher am Passieren zu hindern. Der ungewöhnliche Wächter aus der Unterwasserwelt lehnt an einem Turm, die Neuankömmlinge fest im Blick behaltend.
Die Figur scheint einem Märchen oder einem antiken Mythos entsprungen zu sein, weswegen sie perfekt zum Rest des Schlosses im portugiesischen Sintra passt. Das fantasievoll gestaltete Anwesen ließ Ferdinand II. im Jahr 1840 für sich und seine Gemahlin Königin Maria II. als königliche Sommerresidenz errichten. Die monumentale Anlage wurde inmitten eines exotischen englischen Gartens auf den Ruinen des Hieronymitenklosters Nossa Senhora da Peña auf dem Monte da Peña bei Lissabon gebaut.
In den folgenden Jahrhunderten erlebten das Schloss und sein besonderer Wächter die wechselvolle Geschichte Portugals mit. Im Jahr 1910 wird das Land Republik und im gleichen Jahr wird die ehemalige königliche Sommerresidenz zum nationalen Denkmal, Palácio Nacional de Peña. Heute gehören Sintra und das Schloss zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Doch den Herrscher des Meeres lassen die weltlichen Schicksale kalt. Seine Körperhaltung erinnert an eine Raubkatze, die jederzeit bereit ist, anzugreifen, wenn die Situation es erfordert. Mit Argusaugen bewacht der mythische Wächter weiterhin das große Eingangstor, als ob es die Palastbewohner von menschlichen Angreifern und bösen Geistern beschützen wollte, was ihm zu gelingen scheint.
Titelbild: Der Herrscher von Sintra, Fotorechte: Dario schrittWeise https://www.visitportugal.com/de/content/palacio-nacional-da-pena https://www.parquesdesintra.pt/en/parks-monuments/park-and-national-palace-of-pena/history/
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