Die Nibelungen sind das geheimnisumwitterte Volk aus vielen Epen und Legenden, mit Siegfried, dem Helden dieser Sagenwelt. Woher das Volk stammt, ist bis heute nicht geklärt. Waren es die Burgunder oder doch die Germanen? Oder war alles ganz anders? Und war Siegfried eine historische Persönlichkeit? Gibt es den Brunnen wirklich, an dem er gestorben ist?
Wir kennen die Geschichte unter anderem aus dem Nibelungenlied, dem Opernzyklus Ring des Nibelungen von Richard Wagner, der Edda oder den Nibelungenfestspielen von Worms.
Die Region rund um den Kreis Bergstraße, den Odenwald, das Hessische Ried und das Neckartal gilt als die Heimat der Nibelungen. Ein Teil der Region wird deswegen das NibelungenLand genannt.
Die letzten vier Tagesetappen auf dem Panoramawanderweg Taubertal lief ich zusammen mit meiner Freundin teilweise durch diese Region. Beginnend in Lauda, führte uns der Panoramawanderweg weiter an der Tauber entlang bis zur Mündung in den Main in Wertheim. Die letzte Tagesetappe verlief am herbstlichen Main bis Freudenberg, wo der Nibelungensteig beginnt.
Wegweiser
- Beitrag 1: Rothenburg ob der Tauber – Creglingen (Etappe 1 und 2)
- Beitrag 2: Creglingen – Lauda (Etappen 3, 4 und 5)
Etappe 6: Lauda – Werbach
- Datum: 25.10.2020
- Entfernung: 21 Kilometer
Am nächsten Tag lief ich aus Oberlauda nach Lauda zurück, um meine Freundin zu treffen. Am Morgen hatte ich die Gelegenheit, Oberlauda bei Tageslicht zu sehen. Ich holte meine Freundin am Hauptbahnhof von Lauda ab. Wir freuten uns, dass wir uns nach mehreren Tagen wiedersehen konnten.
In der Altstadt entdeckten wir viele kleine Sehenswürdigkeiten, wie den Torbogen der ehemaligen jüdischen Synagoge. Der Bogen des Kellereingangs war alles, was von dem Gebäude übriggeblieben ist. Die Synagoge stand dort bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts. Nach dem kurzen Spaziergang durch die Altstadt begannen wir unsere gemeinsame Tagesetappe.
Von Lauda bis Werbach
In Tauberbischofsheim machten wir unsere Mittagspause. Danach hatten wir Zeit für die Besichtigung des Ortes. Tauberbischofsheim hat mir gut gefallen, hier hätte ich mir sogar vorstellen können, zu übernachten. Am Marktplatz begegneten wir wieder Till Riemenschneider, in Form eines Brunnens. Auf einer Seite ist Riemenschneider selbst dargestellt. Auf der andern Seite des Brunnens war eine Abbildung der „Madonna aus Tauberbischofsheim“ von Riemenschneider angebracht. Daneben standen einige Daten zum Werk: „Original in Lindenholz ca. 1510 – 1520, 1883 in Tauberbischofsheim verkauft, heute im Bode-Museum Berlin, gehörte offensichtlich zum Figurenschmuck eines Retabelschreins zählt zu den wenigen erstrangigen Schöpfungen aus der späteren Schaffenszeit Riemenschneiders.“
In Tauberbischofsheim beginnt die Siegfriedstraße, die parallel zur Nibelungenstraße nach Worms führt. Laut der Überlieferung soll es in der Region den Brunnen geben, an dem der Held Siegfried ermordert wurde. So gibt es die Siegfriedsquelle gleich in mehreren Orten, z.B. in Lindenfels und Grasellenbach.
Nach der ausgedehnten Mittagspause und einer kleinen Besichtigung des Ortes setzten wir unsere Wanderung fort.
In Werbach
Am späten Nachmittag erreichten meine Freundin und ich unser Tagesziel, das Dorf Werbach. Ich erinnere mich, dass es schon dunkel war, als wir an unserem Ziel angekommen waren. Das lag an der längeren Pause in Tauberbischofsheim. Über eine Steinbrücke, die Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut wurde, kamen wir auf die andere Uferseite der Tauber und bald in das Dorf. Auf der Brücke steht eine Nepomukstatue von 1765.
Bald fanden wir unser Hotel, in dem wir ein Zimmer für die Nacht reserviert hatten. Das Besitzerehepaar des kleinen Hotels war sehr freundlich, sie nahmen sich die Zeit für uns und unterhielten sich mit uns. Sie erklärten uns das ökologische Prinzip, nach dem sie ihr Familienhotel führen. Sie gaben uns den Tipp, wo wir in Freudenberg übernachten könnten, weil ihr Sohn dort ein Hotel führt. Klar, es war Werbung, aber gleichzeitig ist es schön, wenn man einen persönlichen Bezug hat.
Etappe 7. Werbach – Wertheim
- Datum: 26.10.20
- Entfernung: 21 Kilometer
Am nächsten Morgen regnete es in Werbach. Wir überquerten wieder die Tauberbrücke und liefen an den Tieren vorbei, die wir am Vorabend bereits gesehen hatten. Danach mussten wir direkt an der Straße laufen, was zu einer leicht gefährlichen Situation geführt hatte, als ein Auto dicht an uns vorbeigefahren ist, als ein LKW entgegengefahren ist.
Die erste größere Ortschaft war Gamburg mit der gleichnamigen Burg auf dem Berg. Wir gingen zur Burg und sahen uns im Innenhof um. Leider war die Burg geschlossen, aber wir konnten uns trotzdem einen Eindruck von der Burg machen.
Der Taubertalwanderweg verlief von der Burg weiter in das Dorf. In Gamburg begegneten wir einem älteren Ehepaar. Der Mann erkannte uns, er saß am Steuer eines der Autos, die am Vormittag an uns vorbeifuhren. Wir unterhielten uns kurz darüber und konnten die Situation klären.
Kloster Bronnbach
Eine kulturell-geschichtliche Besonderheit auf dem Weg nach Wertheim war Kloster Bronnbach. Leider waren alle gastronomischen Einrichtungen geschlossen. Dafür konnten wir uns im Klostermuseum umsehen.
Meine Freundin erinnerte sich dazu: „Das Wetter war an diesem Tag regnerisch-kalt, aber unser Picknick im liebevoll gestalteten Klostergarten hatte auch etwas Besonderes.“
Schlossruine über Wertheim
Ein weiterer Höhepunkt der Etappe war die Schlossruine von Wertheim. Langsam dämmerte es und die Beleuchtung der Ruine ging an. Eine schaurig-romantische Stimmung kam auf.
Von hier aus konnten wir auf die Stadt Wertheim mit der Mündung der Tauber in den Main sehen. Im Tal gingen die Lichter der Stadtbeleuchtung und in den Wohnungen an, was die Stadt in ein Lichtermeer verwandelt hatte.
Wertheim
Wir kamen am Abend in Wertheim an. Die Altstadt überraschte mich positiv, wusste ich vorher nicht, was mich hier erwarten würde. Unsere Unterkunft war ein kleines Hotel, geführt von einem Deutsch-Brasilianer. Wir fragten ihn nach der aktuellen Situation. Er beklagte sich über die schwierige Lage, weil es zu dem Zeitpunkt (Herbst 2021) für die Menschen schwierig war, zu verreisen und in Hotels zu übernachten.
Wir machten einen kleinen Spaziergang im Ort. In einem Restaurant aßen wir zu Abend, blieben aber nicht zu lange draußen. Wir wollten wir uns am kommenden Morgen mehr Zeit nehmen, um die Altstadt bei Tageslicht zu besichtigen.
Etappe 8. Wertheim – Mondfeld
- Datum: 27.10.20
- Entfernung: 15 Kilometer
Am Morgen nutzten wir die Gelegenheit, uns Wertheim bei Tageslicht anzusehen. Meine Freundin und ich frühstückten in einem Café auf dem Marktplatz und schlenderten durch die Gassen.
Die Etappe verlief vorwiegend durch den Wald. Wir ließen die Tauber hinter uns, denn die letzten beiden Etappen führten uns entlang des Mains.
Zwischenstation im Wald
Da wir den ganzen Tag praktisch durch keinen Ort kamen, dafür hätten wir den Wanderweg verlassen müssen, machten wir ein klassisches Wanderpicknick in einem Unterstand. Drei Wanderinnen kamen vorbei und wir unterhielten uns kurz. Es stellte sich heraus, dass sie auf dem hiesigen Jakobsweg unterwegs waren. Ich erinnerte mich an meinen Plan, den Jakobsweg 2020 fortzusetzen, was ich aber erstmal aufschieben musste.
Mondfeld
Die Hauptattraktion des Dorfes war in meinen Augen die Ruine auf dem gegenüberliegenden Berg und die kleine Autofähre, die über den Fluss zum Nachbardorf fuhr.
Nachdem wir uns in unserer Unterkunft frisch gemacht hatten, gingen wir zum Main. Dort gab es in der Nähe der Fähranlegestelle eine kleine Promenade entlang des Flusses. Von einer Bank aus konnten wir den Sonnenuntergang am Main beobachten.
Das gastronomische Angebot in Mondfeld war stark eingeschränkt, aber wir fanden eine Pizzeria, in der wir gemütlich zu Abend essen konnten. Hier schien sich das halbe Dorf zu treffen. Eine der Besucherinnen unterhielt sich mit der Besitzerin der Pizzeria über die nächsten Termine des Sporttreffs. Hier fühlten wir uns wohl, das Essen war einfach, aber die Stimmung war sehr familiär. Wir kamen ins Gespräch mit den Besitzern und erfuhren einiges über die Pizzeria und das Leben in Mondfeld.
Etappe 9. Mondfeld – Freudenberg am Main
- Datum: 28.10.20
- Entfernung: 15 Kilometer
Die letzte Etappe des Panoramawanderweges Taubertal führte meine Freundin und mich von Mondfeld nach Freudenberg am Main. Vormittags liefen wir im Nebel entlang des Mains bis zum Boxtal. Hier verließen wir den Fluss, um durch das Dorf zu laufen. Danach stieg der Weg an.
Steinformation und Naturdenkmal „Hohe Steine“
Ein Hohepunkt der Tagesetappe war die Felsgruppe „Hohe Steine“. Das Naturdenkmal ist, laut einer Erklärtafel, eine aus großen Quadern des Mittleren Buntsandsteins bestehende Steinformation, die sich auf einer Bergkuppe befindet. Die Felsformation gehört zu Erosionsresten einer größeren Sandsteinschicht.
Unterwegs nach Freudenberg
Die letzten Kilometer führten uns durch den Naturpark Bergstraße-Odenwald, der seit 2004 als UNESCO-Geopark anerkannt ist.
Wir machten in einem Unterstand Pause. Die kleine Holzhütte erinnerte mich an meine Fernwanderung am Hermannshöhenweg. Dort hatte mich so eine Schutzhutte von einem schlimmen Unwetter mit Hagel gerettet.
Burg von Freudenberg am Main
Die Burg wacht über Freudenberg und die Mainschleife. Hier endet der Panoramawanderweg Taubertal und der Nibelungenweg beginnt.
Freudenberg am Main
Am Nachmittag kamen wir in Freudenberg am Main an, eingebettet in den Wäldern des Spessarts und Odenwalds.
Die Stadt an der Nibelungen-Siegfried-Straße wurde 1159 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und erhielt im Jahr 1333 Stadtrechte. Seit 1968 ist Freudenberg am Main ein staatlich anerkannter Erholungsort.
Meine Freundin und ich buchten ein Zimmer in einem Gasthaus direkt am Stadteingang. Das Gasthaus gehört der Sohn und die Schwiegertochter der Besitzer unserer Unterkunft in Werbach. Leider hatten die Besitzer frei, so dass wir alleine im Hotel waren. „Leider“ aus unserer Sicht, „gut“ für die Besitzer, die sich ihren freien Tag verdient hatten.
Ausflug nach Miltenberg
Nachdem wir uns in Freudenberg umgesehen hatten, stellten wir fest, dass alle Cafés und Restaurants geschlossen waren. Da wir aber den letzten Tag mit einem schönen Abendessen feiern wollten, beschlossen wir, mit dem Bus in die nächste größere Stadt zu fahren.
Meine Freundin merkte zu Miltenberg an: „Dort wurden wir fündig und entdeckten ganz nebenbei die „strahlenden“ Seiten dieser Stadt. Mit der beginnenden Dunkelheit verwandelte sie sich in eine kleine, leuchtende Schönheit. Der kurze Ausflug hatte sich auf jeden Fall gelohnt und wir beschlossen, die Stadt eines Tages einmal im Hellen aufzusuchen.“
Heimreise
Am 29.10.2020 fuhren wir nach dem Frühstück wieder nach Hause. In den letzten Wochen erlebten wir spannende Etappen entlang der Flüsse Tauber und Main, im Land von Riemenschneider, Siegfried, der Franken und der Nibelungen. Der Fernwanderweg ist neben der wunderschönen Natur geprägt von vielen kunst- und kulturhistorischen Höhepunkten.
Ich habe mich insbesondere sehr gefreut, dass mich einige Tage meine Freundin begleitet hatte. Da wir genug Zeit hatten und der Wanderweg von der Gesamtlänge überschaubar ist, konnten wir die einzelnen Etappen kurz einteilen und uns viel Zeit für die Besichtigungen nehmen. Insgesamt war es für uns eine erholsame und erfüllte Fernwanderung.
Quellen
Titelfoto: Die Burg Wertheim, Fotorechte: Dario schrittWeise, 2020. https://www.nibelungenland.net/Region/Nibelungen-Siegfried-Strasse
Das ist ja, sehr interessant zu lesen und danke für diesen Tipp!
Liebe Grüße von Hanne
LikeGefällt 1 Person
Die Gegend ist sehr sehens- und besuchenswert. Liebe Grüße, Dario 🙂
LikeGefällt 1 Person