Die Halle des Bergkönigs

Auf dem Foto ist eine der kleineren Tropfsteinhöhlen rund um Pottenstein in der Fränkischen Schweiz zu sehen. Das Foto ist bereits einige Jahre alt, es ist im Winter 2011 entstanden. Mich beeindrucken auf der Aufnahme am meisten die von der Höhlendecke herabhängenden Eiszapfen und die darunterliegenden Gegenstücke, die in der Art der Stalagmiten nach oben ragen. Wie die Zähne eines urzeitlichen Ungeheuers streben die beiden vereisten Zapfenreihen aufeinander zu.

Die faszinierende Anordnung der Stalagmiten und Stalaktiten aus Eis ähnelt einem gefrorenen Wasserfall. Wie lange muss es wohl gedauert haben, bis aus den einzelnen, von der Höhlendecke herabfallenden, Wassertropfen dieses Naturschauspiel entstanden ist?

Das Foto erinnert mich auch an das dramatische Gedicht „Peer Gynt“ des norwegischen Schriftstellers Henrik Ibsen. Sein Landsmann Eduard Grieg komponierte für die Bühnenfassung von die Schauspielmusik mit dem berühmten Orchesterstück „In der Halle des Bergkönigs“.[1] In der Originalfassung heißt der Bergkönig der „Dovre-Alte“. Im zweiten Akt beschrieb Ibsen die Halle des Dovre-Alten sehr bildlich:

„Große Versammlung von Hoftrollen, Erdgeistern und Kobolden. Der Dovre-Alte auf dem Hochsitz mit Krone und Szepter. Seine Kinder und nächsten Verwandten zu beiden Seiten. Peer Gynt steht vor ihm. Große Bewegung im Saal.“[2]

Ich stelle mir vor, wie der Bergkönig in der berühmten Szene hier mit seinem Hofstaat aus „Hoftrollen, Erdgeistern und Kobolden“ Peer Gynt empfängt. Auf der Bank im Hintergrund könnte mit etwas Fantasie der König thronen. Die oberen Eiszapfen würde er dabei als seine Deckenbeleuchtung nutzen, die je nach Sonnen- oder Mondstand ihre Farben ändert, und ihre unteren Gegenstücke verwandelten sich vielleicht bei bestimmten Sternkonstellationen in die Gefolgschaft des Bergkönigs.

Quellen

Titelfoto: "Die Halle des Bergkönigs" (Fotorechte: Dario schrittWeise)
[1] https://www.kammermusikfuehrer.de/werke/3959 (zuletzt abgerufen am 15.04.2018)
[2] http://gutenberg.spiegel.de/buch/peer-gynt-1716/5 (zuletzt abgerufen am 15.04.2018)
Ibsen, Henrik: Volksausgabe in fünf Bänden, Band 2, "Peer Gynt", Berlin 1907, S. 421-590

16 Kommentare zu „Die Halle des Bergkönigs

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    1. Vielen lieben Dank, mir ging es ebenso. Ich frage mich, ob darin jemand gewohnt hat? Vielleicht haben darin die Künstler der Urzeit ein Atelier eingerichtet oder Schmuggler im Mittelalter ihre Waren versteckt… Liebe Grüße, Dario

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    1. Hallo LuxOr, ein sehr interessanter Gedanke, in die eigene Seele hinabzusteigen und gleichzeitig hinunterzublicken…. Was erwartet einen wohl da unten? Danke. Liebe Grüße und noch eine schöne Woche, Dario 🙂

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    1. Danke dir 🙂 Ja, hier könnte man einen Stummfilmklassiker zeigen, eine Lichtinstallation inszenieren, eine griechische Tragödie spielen oder Werke von Eduard Grieg selbst erklingen lassen 😉 Dr. Caligari und Hades würden sich hier ein Stelldichein der besonderen Art geben 😉 Liebe Grüße, Dario

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