Im Sommer dieses Jahres setzte ich meine Wanderung auf dem historisch inspirierten Wanderweg „Goldene Straße“ fort. Es dauerte einige Zeit, bis ich wieder die Gelegenheit hatte, die nächste Etappe anzufangen. Der Ausgangspunkt war wieder Sulzbach-Rosenberg, eine 20.000-Einwohner-Stadt in der Oberpfalz, die auf eine über 1200-jährige Geschichte zurückblickt. Der Schlossberg von Sulzbach wurde erwiesenermaßen seit dem 8. Jahrhundert besiedelt, zunächst vom karolingischen Hochadel, dann von Grafen von Sulzbach und später von Hirschberg. Im Jahr 1305 kam Sulzbach an die Wittelsbacher. Keine 50 Jahre herrschten die bayerischen Herzöge über die Stadt, denn 1353 erwarb Kaiser Karl IV Sulzbach und machte die strategisch günstig gelegene Stadt zur Hauptstadt seiner neuen Gebiete in der Oberpfalz sowie Mittel- und Oberfranken, später auch „Neuböhmen“ genannt. Sulzbach wurde zu einer wichtigen Station auf der Handelsstraße „Goldenen Straße“.
Wegweiser
- Hintergrund: Spurensuche auf der Goldenen Straße
- Beitrag 1: Nürnberg – Sulzbach-Rosenberg (Etappen 1 – 4)
Etappe 5: Sulzbach-Rosenberg – Hirschau
- Entfernung: 22 Kilometer
- Datum: 06.06.2020
Die Rückkehr nach Sulzbach-Rosenberg
Ich reiste am Vormittag jenes Tages im Juni mit dem Zug nach Sulzbach-Rosenberg an. Damals regnete es ein wenig, insgesamt war es aber in Ordnung, ein milder Sommerregen. Die ersten Meter führten mich vom Bahnhof durch den Stadtpark in die Altstadt hinein. Ich lief auf den Hügel, auf dem Sulzbach-Rosenberg errichtet wurde.
Die markantesten Gebäude der Altstadt sind das Sulzbacher Schloss, die Pfarrkirche St. Marien und das Rathaus, die sich in unmittelbaren Nähe zueinander befinden. An der Marienkirche ist ein Detail besonderes erwähnenswert. An der Chorseite ist die Statue des Heiligen Wenzels angebracht, welche die Züge Karls IV hat. Ihre heutigen Form hat die Stadt seit dem Jahr 1934, als die Stadt Sulzbach aus politischen Gründen mit der Gemeinde Rosenberg zusammengeschlossen wurde, wohl nicht unbedingt freiwillig. Die Stadt verließ ich durch das Rosenberger Tor.
Bitte keine Radlträger in Hahnbach
Die nächste Zwischenstation war die Ortschaft Hahnbach. Der erste Abschnitt zwischen den beiden Orten verlief entlang eines Kreuzwegs unterhalb des Annaberges. Zwischendurch regnete es immer wieder, was auch seinen Reiz hatte, weil die Natur dadurch einen besonderen Glanz erhielt. Im Wald fuhr ein Pferdewagen an mir vorbei. Somit kam ein wenig das Gefühl der früheren Zeiten auf.
Nach der Überquerung des Fluss Vils über eine Autobrücke erreichte ich das kleine Städtchen Hahnbach, in dem sich noch einige Reste der Stadtmauer erhalten hatten, wie das Stadttor.
Eine Besonderheit von Hahnbach ist für mich das Radlträger-Denkmal aus dem Jahr 1994. Laut der Anekdote auf dem Schild, trugen nach dem Ende des 2. Weltkrieges einige Radfahrer, die aus anderen Städten durch Hahnbach fuhren, immer wieder ihre Räder durch die Ortschaft, um sich auf diese Weise über das schlechte Pflaster des Städtchens lustig zu machen. Die Bewohner ließen für diesen Witz häufig ihre Fäuste sprechen. So ist es bekannt gewesen, dass man sein Fahrrad nicht durch Hahnbach tragen sollte. Ein Witzbold hat der Statue aus aktuellem Anlass einen Mund-und-Nasen-Schutz verpasst.
Geschwindigkeitskontrolle in Kainsricht
Die kleine Ortschaft verließ ich durch das Stadttor und über ein Fußballfeld, was auch nicht alle Tage vorkommt.
An mehreren Fischweihern, sommerlich-gelben Feldern und Wiesen vorbei, kam ich nach einigen weiteren Kilometern nach Kainsricht, einem Teil der Gemeinde Gebenbach. Kurz vor dem Eingang nach Kainsricht habe ich mir erlaubt, meine Gehgeschwindigkeit durch ein Messgerät für Autos bestimmen zu lassen. Wie vermutet, war mit ungefähr 6 Km/h alles im grünen Bereich.
Die nächste Ortschaft auf dem Weg war die Gemeinde Ehenbach mit der sehenswerten Kirche in der Ortsmitte. Auch hier begegneten wir wenige Menschen. Dies ist aber wohl weniger der aktuellen Lage geschuldet gewesen sondern vielmehr dem Umstand, dass zu dem Zeitpunkt an jenem Samstag bereits alle Geschäfte geschlossen waren und die Menschen sich in ihren Wohnungen und Häuser zurückgezogen hatten.
Nächste Haltestelle: Hirschau
Meine Etappe endete am Nachmittag in Hirschau. Die Gemeinde hat einen für die Städte auf der Goldenen Straße typischen Marktplatz, auf welchem eine Kirche und ein Rathaus in der Mitte angeordnet sind. Ich holte mir noch einen Cappuccino zum Mitnehmen in einem Café auf dem Marktplatz, eine Bequemlichkeit, die dieses Jahr nicht so selbstverständlich war. Danach ging ich zur Bushaltestelle neben der Kirche, um auf den Bus zu warten. Der Bus hatte Verspätung. Sehenswert fand ich auch die kleine Statue des Gänsehirten neben der Bushaltestelle und die Hirschskulptur auf dem Marktplatz.
Eine Frau, die ebenfalls auf den Bus wartete, gab ihrem kleinen Sohn Geld, damit er sich noch schnell ein Eis in der nahegelegenen Eisdiele holen konnte. Er rollte mit seinem Roller hin. Der Bus kam aber bald darauf und die Frau rief ihren Sohn zu, er soll sich beeilen. Ich half ihnen mit dem Roller und so kamen wir während der Busfahrt ins Gespräch.
Ich fuhr mit dem Bus nach Amberg, um den Zug nach Nürnberg zu nehmen. Für den nächsten Abschnitt plante ich damals bereits eine zweitägige Tour ein, die ich in einem späteren Beitrag beschreiben werde.
Quellen
Titelfoto: "Ein Kahn auf der Vils", Fotorechte: Dario schrittWeise https://www.suro.city/freizeit-und-gaeste/geschichtliches/geschichte-sulzbach/(zuletzt aufgerufen: 02.12.2020)
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