Welche Rolle kann der Zufall in der Kunst spielen? Oder anders gefragt: Ist es wirklich unbeabsichtigt, wenn ein Kunstwerk auf vermeintlich zufällige Art und Weise entsteht? Wenn beispielsweise Linien, Punkte oder Farbspritzer bei einem Gemälde experimentell zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden, wenn beim Schreiben spontan Sätze fließen oder beim Fotografieren die Bildausschnitte spontan ausgewählt werden.
Menschen vieler Jahrhunderte nutzten Zufall in ihren Kunstwerken. Vermutlich spielte das Zufällige bereits im Schöpfungsprozess der ersten Künstler eine bedeutende Rolle. Viele kleine Beispiele lassen sich über die Jahrhunderte mal sichtbarer und mal weniger sichtbar in verschiedenen Kunstwerken nachweisen. Eine große Bedeutung bekommt das Experimentieren mit den vermeintlichen unabsichtlichen Ergebnissen erst in den Kunststilen der neueren Zeit.
Denken wir dabei an die Kunststile und Techniken der Malerei wie Action-Painting und Dripping mit Jackson Pollock als einem der bekanntesten Vertreter sowie Schüttelbilder von Hermann Nitsch. Weitere Beispiele sind auch die Werke des Symbolismus sowie in der Fotografie die bewusst „verwackelten“ Fotos des Intentional Camera Movement.
Ich habe mich an ein Bild gewagt, welches ich mit einigen einfachen Punkten, Linien und Tropfen gemacht habe. Hier könnte ich meine Fragen aus der Einleitung aufgreifen. Das Unterbewusste hat dabei einen großen Einfluss. Der Verstand tritt beim Entstehen des Bildes in den Hintergrund und die Spontanität kann sich besser entfalten. Beide Aspekte, das Unterbewusste und die Spontanität, spielen bei derartigen Bildern eine sehr große Rolle. Doch sie sind bei den meisten Kunststilen vorhanden, zumindest zu einem bestimmten Prozentsatz.
Die Frage, zu welchem Anteil ein Kunstwerk bewusst und zu welchem Anteil unbewusst entstehen soll, ist für mich rein rhetorischer Natur, da diese Frage jede(r) für sich beantworten sollte.
Quellen
Titelfoto: Wie der Zufall es so will, Dario Schrittweise http://www.beyars.com/mobile/kunstlexikon/alexikon_121.html http://www.beyars.com/mobile/kunstlexikon/alexikon_2272.html www.beyars.com/mobile/kunstlexikon/alexikon_8117.html
Da dein Bild oben wie ein Pollock aussieht: ich habe grade eine neue Comic-Biografie über ihn vorgestellt: https://meinkunstbuch.wordpress.com/2021/05/10/pollock-streng-vertraulich/
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Hi Liegeradler, das ist eine spannende Kombination, ich werde es mir mal ansehen. Liebe Grüße, Dario 🙂
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Ich hab’s vor ein paar Jahren auch mal probiert: https://meinkunstbuch.wordpress.com/impressum/meine-acryl-bilder/
War ne ziemliche Sauerei…
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Hi Liegeradler, ja, da muss man aufpassen und am besten etwas zum Schutz aufbauen. Tolle Bilder, übrigens 🙂 Liebe Grüße, Dario
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Deine experimentelle Abstraktion finde ich auch sehr interessat und zum Nachdenken einladend. So sehe ich in deinem Bild eine zielorientierte Bewegung, die aber gleichzeitig eine Ruhe, Zuversicht,
Ordnung und ein System in sich trägt. Ich kann mir dieses Bild sehr gut auch im Hochformat vorstellen.
LG, Sophie
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Hallo Sophie, im Hochformat würde es auch funktionieren, mir persönlich hat diese Einstellung am besten gefallen. Es freut mich, dass es zum Nachdenken anregt. Danke und abendliche Grüße 🙂
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Lieber Dario, auf die Frage, welche Rolle der Zufall in der Kunst spielen kann, gibt es viele Antworten. Meiner Meinung nach kann man spontane, „zufällige“ bildnerische Aktivitäten und Kreationen nur in den Bildern von Kindern finden. Und zwar, nur so lange diese freimütige Spontanität nicht durch das Einmischen von „gut meinenden“ Erwachsenen gestört wird. Im schöpferischen Sinne kann man die Rolle des Zufalls auch als eine besondere Möglichkeit der künstlerüschen Verwirklichung betrachten. Gibt es bei den Künstlern noch einen Platz für Unbeabsichtigtes? Wohl kaum. Spontanität und Unterbewusstsein sind zwar unvermeindlich, aber die Kreativität, Wissen, Können und Wollen müssen sich doch im Rahmen der Regeln der Kunst bewegen. Durch den „Zufall“ der meistens eine gezielte, kontrolierte, künstlerischer Handlung ist, kann man aber eine ungezwungene Leichtigkeit, Überraschung und Originalität erzielen. So kann man doch aus dem Rahmen fallen. Aber, wie gesagt, dass ist nur meine Meinung.
Liebe Grüße und viel Sonnenschein!
Sophie Mai
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Hallo Sophie, vielen Dank für deinen Kommentar. Deine Gedanken finde ich sehr gut. Vermutlich hast du recht mit der Annahme, dass Kinder spontan sind, bis sie von Erwachsenen dabei „gestört“ werden. Unsere Gesellschaft ist vermutlich zu verkopft, um ausreichend Spontanität und Zufälligkeit zuzulassen. Liebe Grüße und einen sonnigen Sonntag
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Man könnte mit Deinem interessanten Gedanken noch weiter spielen. Etwa: Welche Rolle spielt der Zufall für die Bekanntheit eines Künstlers oder den finanziellen Wert eines Kunstwerks? Für mich würde Dein Bild in einem Museum für moderne Kunst nicht aus dem Rahmen fallen.
Viele Grüße
Christof
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Hallo Christof, ja, es würde nicht aus dem Rahmen fallen, weil es keinen hat 😉 Der Wert und die Bekanntheit sind ein komplexes Thema. Viele Künstler sind ja erst nach ihrem Tod berühmt geworden. Danke und liebe Grüße
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Das wirkt recht gut.
Gestalterisch können ja auch Klecks und Spritzer sein, gestische malerei sozusagen.
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Hallo Gerhard, vielen Dank, ich habe ein wenig mit der Technik experimentiert. Liebe Grüße
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