Geräusche der Wellen, eine sanfte Brise und der Seeduft – ich stellte mit Freude fest, dass ich endlich am Gardasee angekommen bin. Der sonnige Frühlingstag hörte noch nicht auf, mich zu überraschen. Auf dem Weg in das Stadtzentrum von Riva del Garda sah ich einen Bus in die Stadt hereinfahren. Ich nahm an, dass es sich um den Bus handelte, den ich um 14:00 Uhr in Lago di Tenno nehmen sollte. Es fühlte sich gut an, vor dem Bus angekommen zu sein. Meine Ankunft in Riva del Garda bedeutete für mich den Höhepunkt dieses für mich besonderen Tages.
Wegweiser
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Römische Therme
Auf dem Weg in die Innenstadt sah ich in der Viale Roma plötzlich eine überdachte Ausgrabungsstätte mitten in der belebten Strasse. Laut einer Tafel wurde der Gebäudekomplex bei einer im Jahr 2007 durchgeführten Ausgrabung freigelegt. Die Forscher gehen davon aus, das die Therme seit der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts nach Christus für alle freien Bürger der damals römischen Küstenstadt zugänglich war. Das Gebäude bestand wie die meisten römischen Thermen aus einem Hof mit einem großen viereckigen Becken, das von einer Latrine, einem Wärme- und Abkühlraum sowie einem Dampfschwitzbad umgeben war. Durch Fußbodenstützen zirkulierte heiße Luft, um die einzelnen Bereiche abzukühlen. Der Betrieb wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts eingestellt. Später wurde das Gebäude für Wohnzwecke und danach als Friedhof verwendet.
Platz Garibaldi und der Monte Rochetta
Durch die Porta di San Michele betrat ich die Altstadt und beeilte mich zum Seeufer, weil ich mich schon sehr auf den Gardasee freute. Nach wenigen Minuten gelangte ich auf den Platz Garibaldi. An jenem sonnigen Samstag im Frühling hatten die Eisdielen, Cafés und Bars Hochkonjunktur. Die Menschen saßen an den Tischen oder holten sich ein Eis zu Mitnehmen.[1]
Riva del Garda ist mit knapp 17.000 Einwohnern nach Desenzano zweitgrößtes Städtchen an der Küste vom Gardasee. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges gehörte Riva del Garda zu Tirol, seit 1918 zu Italien. Das Strassenbild ist geprägt von einer Mischung aus österreichischer und italienischer Architektur.[2]

Von dem Platz Garibalid ist der Hausberg von Riva del Garda, der Monte Rochetta, gut sichtbar. Auf seinem östlichen Hang thront seit 1508 die venezianische Festung „Bastione“ über die Stadt und unterstreicht die wechselvolle Geschichte der Region. Nach dem Zerfall des Weströmischen Reiches und der vielen Herrschern in den nachfolgenden Jahrhunderten, beispielsweise der Scaliger und der Visconti, eroberte Venedig 1405 die Gardaseeregion. Leider hatte ich keine Zeit, zur Bastei hinaufzulaufen, obwohl sie nur ungefähr 2 Kilometer vom Hafen entfernt ist, wie ich später erfuhr. Vielleicht werde ich eines Tages zurückkehren und dann auch die Bastei besichtigen.[3]
Von der Bastei kann ein zweites Gebäude auf dem Hausberg erreicht werden, die Chiesetta Santa Barbara. Die Bergleute haben ihrer Schutzheiligen Barbara die offene Bergkapelle gebaut, nachdem das Ponale-Wasserkraftwerk fertig wurde. Interessant fand ich die Information, dass sonntags in der Capanna, einer Berghütte in der Näher der Kapelle, selbstgemachte Polenta gegen eine Spende gegessen werden kann. Dies ist eine schöne Tradition, den Armen zu helfen und den Gemeinschaftsgeist der Bewohner zu stärken.[4]

La Rocca und der Gardasee
Neben dem Platz Garibaldi wurde 1124 die Stadtburg „La Rocca“ errichtet. Sie ist von Wasser umgeben und nur über eine Brücke erreichbar. La Rocca bedeutet auf Italienisch der Felsen, die Festung. Die Wasserburg diente zunächst für die Verteidigung des Hafens und wurde später zur Residenz der Fürstbischöfe umgebaut und danach als Kaserne genutzt. Heute befindet sich hier das Stadtmuseum.[5]
Ich lief von der Stadtburg am Seeufer entlang und genoss den wunderbaren Ausblick, der sich vor meinen Augen entfaltete. Der Gardasee ist an dieser Stelle von Bergen umgeben, die zu dem Zeitpunkt noch von Schnee bedeckte Gipfel hatten. Ein leichter Wind sorgte für Abkühlung und erfreute die Segler. Ich genoss die sommerliche Stimmung am Seeufer.
Piazza III Novembre
Ich schlenderte vom kleinen Seepark wieder zurück zum Garibaldi-Platz und von dort aus zur Piazza III Novembre. Hier landeten am 3. November 1914 die italienischen Truppen und eroberten die Stadt zurück. Sie beendeten die Herrschaft der Habsburger, Riva del Garda wurde wieder italienisch.[6]
Auf dem Platz befindet sich auch der Palazzo Municipale, der „Stadtpalast“. Das Gebäude wurde zwischen 1475 und 1482 von den Venezianern errichtet und dient bis heute als Rathaus. Durch den Bogen eines der Stadttore, der „Porta Bruciata“, ist Palazzo Municipale mit dem Nachbarhaus Palazzo Pretorio aus dem Jahr Jahre 1370 verbunden. Die „Porta Bruciata“ bedeutet das „verbrannte Tor“, weil es im Jahr 1406 von den Truppen der Visconti in Brand geschossen wurde. Früher tagte unter der überdachten Loggia des Palazzo Pretorio das Gericht. An der Fassade ist der Adler des Fürstentums Trient und diagonal die Muscheln des deutschen Hauses Neideck des Trienter Bischoffs Georg von Neideck III erkennbar. Laut einer Stadtlegende pflegte er direkt aus einem der Fenster des Palazzo Pretorio auf sein Pferd zu steigen.[7]
Neben dem Palazzo Pretorio ragt der Torre Apponale in die Höhe. Der Turm wurde 1220 als Teil der Stadtmauer erbaut und erst 1555 zum Schutz des Hafens um 34 Meter erhöht. Auf dem Turmdach dreht sich im Wind ein Blechengel, das Wahrzeichen der Stadt. Bis zur Spitze des Turms sind es 165 Stufen. [8]

Ich stellte fest, dass ich bald zum Bus laufen musste, weil es bereits spät am Nachmittag war. Am Platz des III Novembers lief ich durch das Stadttor Porta Bruciata auf die Piazza S. Rocca. Der Platz bestand früher teilweise aus einem Graben. Am Torbogen befinden sich noch Aussparungen für die Zugbrücke. Ein bedeutendes Gebäude des Platzes ist die offene Capella di San Rocco, Kapelle des Heiligen Rochus, des Beschützers vor der Pest. Heute ist nur noch ein Teil der Kapelle übrig geblieben.[9]
Strassen, Plätze und Tore der Stadt
Auf dem Weg zum Busbahnhof spazierte ich durch die Gassen und machte noch einige Fotos. Die Kleinstadt an der Gardaseeküste hat einiges zu bieten, viele schöne Ecken, bunte Fassaden und kleine Plätze.
Die Stadttore erinnern noch an die Vergangenheit von Riva del Garda, als die Stadt noch von einer Verteidigungsmauer umgeben war. Eine Besonderheit ist die Porta San Giuseppe, die früher eine Kirche war.
Voller Eindrücke und glücklich über den schönen Tag kam ich am Busbahnhof an, um den Bus nach Lago di Tenno zu nehmen. Der Tag war jedoch noch nicht vorbei, ich freute mich bereits auf die Erkundungstour um den kleinen Bergsee, die ich im letzten Beitrag beschreiben werde.
Quellen
Titelfoto: Lago di Garda (Fotorechte: Dario schrittWeise) [1 - 4] Woinke, Barbara: "Gardasee : mit Extra-Karte zum Herausnehmen, Merian Live!", München 2018, S. 43 [5,6] Woinke, S. 44 [7] Woinke, S. 43 ff. [8,9] Woinke, S. 45
Hallo Dario,
ein schöner Beitrag mit tollen Fotos!
Weckte bei mir Erinnerungen, da ich im Sommer 2018 (auf meiner Radreise) dort war und hoffentlich nicht zum letzten Mal. Ein paar Tage später verschlug es mich allerdings nach Bardolino, da dort weniger Touristen waren.
Die römische Therme habe ich nicht besucht, werde ich mir aber vormerken. 🙂
Viele Grüße,
Viktor
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Hallo Viktor, danke dir. Der See ist wirklich ein schönes Fleckchen. In Bardolino war ich noch nicht, habe aber gehört, dass es schön sein sollte. Eines Tages möchte ich auch den südlichen Teil des Sees sehen. Liebe Grüße und einen schönen Tag, Dario
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Schön beschrieben, Dario.
Zum Gardasee würde ich auch gerne einmal.
Mich scheut nur die lange Autofahrt dort hin.
LG, Nati
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Hallo Nati, vielen Dank. Ich war auch positiv überrascht, vor allem die Mischung aus Bergen und submediterranem Klima fand ich toll. Die lange Anreise lohnt sich, es bietet sich auch an, einen Zwischenstopp einzulegen. Liebe Grüße, Dario
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Das wäre eine Möglichkeit. Hast du auch dort den typischen Zitronenlikör probiert? Freunde von uns haben ihn von dort mitgebracht.
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Meinst du Limoncello? Ich habe ihn schon mal bei anderen Gelegenheiten getrunken, aber nicht die Variante vom Gardasee. Liebe Grüße
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Ja genau.
War ein nettes Mitbringsel.
LG, Nati
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Wundervolle Gegend!
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Hallo Andrea, ja, das fand ich auch. Hoffentlich werde ich eines Tages die Gelegenheit haben, den Gardasee ausgiebig zu erkunden. Liebe Grüße, Dario
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