Der zweiten Tag auf dem Camino Finisterra bot wieder viele Überraschungen. Ich begegnete alten Bekannten und lernte neue Pilger:innen kennen, die von anderen Jakobswegen dazukamen, die in Santiago münden. Ich lief weiter durch die Provinz A Coruña in der Autonomen Gemeinschaft Galicien.
Während der vorletzten Tagesetappe auf dem Jakobsweg nach Finisterra dachte ich an den letzten Tag, der mir bevorstand. In Finisterra endete der „verlängerte“ Camino. Wie werde ich mich wohl fühlen? Auf dem Weg begleitete mich auch der Gedanke an den Atlantik. Ich freute mich schon darauf, die Küste, die Wellen und die schier endlose Weite des Ozeans zu sehen.
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Wegweiser
- Hintergründe über Camino Francés
- Gesamtüberblick: Themenseite Jakobsweg
- Beitrag 16: Ribadiso de Baixo – Monte de Gozo (Camino Francés: 32. Etappe – Teil 1)
- Beitrag 17: Monte de Gozo – Santiago de Compostela (Camino Francés: 32. Etappe – Teil 2)
- Beitrag 1: Santiago de Compostela – A Peña (Camino Finisterra 1. Etappe)
Etappe 2: A Peña – Hospital
- Datum: 12.10.2021
- Entfernung: ca. 31 Kilometer
Am nächsten Morgen in A Peña genoss ich einen wunderbaren Sonnenaufgang. Die Gegend war in einen prächtigen Herbstnebel getaucht.
Ana ist schon vorausgelaufen, weil sie sich Zeit lassen wollte, um viele Fotos zu machen. Hendrik war wie so häufig unauffindbar, es kam und ging, wie er wollte, was mich gelinde gesagt, irritiert hatte. Ich wollte mich aber davon nicht beirren lassen und lief weiter.
Unterwegs traf ich das Ehepaar, das vor mehr als zwei Monaten vor ihrer Haustür in der Schweiz losgepilgert ist. Einen Teil des Vormittags lief ich mit den beiden Schweizern zusammen. Unsere Wege trennten sich an einer Kreuzung, wo ein Zweig des Weges nach Finisterra und der andere nach Murcia geführt hatte. Wir verabschiedeten uns voneinander, wünschten uns allseits guten Weg und liefen in unsere jeweiligen Richtungen.
Cornado
Der Weiler Coronado wirkte noch verschlafen, als ich dort angekommen bin. Meine Aufmerksamkeit zog Fonte de Coronado auf sich – die Quelle von Coronado. Vermutlich bestand die Quelle seit vielen Jahrhunderten.
Im Dörfchen Santa Mariña sah ich wieder einen der Kornspeicher, die für die Gegend so typisch sind.
Nekropole Pedras Miúdas
Eine interessante Station auf dem Weg war eine Ausgrabungsstätte, die Nekropole Pedras Miúdas.
Die Stätte selbst konnte ich nicht besichtigen, sie war auf einem Hügel über dem Weg und nicht zugänglich. Aber auf eine Tafel gab es Skizzen und Beschreibungen.
Die Nekropole ist ein bedeutendes Zeugnis der monolithischen Kultur in der Region.
Olveiroa am Nachmittag
Ich holte bald Ana ein, weil sie wie immer viele Fotos und Drohnenaufnahmen gemacht hatte. Den Rest des Tages legten wir gemeinsam zurück.
Bald erreichten wir Olveiroa, eine schlichte Ortschaft, an die ich mich fast kaum erinnere, bis auf eine interessante Begegnung.
Wir machten im Städtchen eine Pause und setzten uns in eine Bar, zu den anderen Pilger:innen.
Hier lernte ich Dirk kennen, einen Pilger aus Dänemark. Er war auf dem Camino de la Plata unterwegs und ab Santiago de Compostela folgte er dem gleichen Pilgerweg nach Finisterra. Einige Schritte lief er mit mir mit, doch bald traf er einen bekannten Pilger, mit dem er länger auf dem Camino de la Plata zusammengelaufen ist. Er ging mit ihm in eine Bar, ich wollte aber weitergehen.
Pilgerherberge im Hospital
Wenige Kilometer später erreichten wir unseren Zielort, Hospital. Der Name stammt vermutlich von einem mittelalterlichen Hospital, in dem verletzte und kranke Pilger:innen aufgenommen wurden.
Vor dem Infozentrum machten wir Fotos mit einer Statue mit großen Schuhen. Die Statue ist so gestaltet, dass man sich problemlos in die Schuhe stellen konnte, als ob die Riesenschuhe einem gehören.
Unsere Pilgerherberge hatte eine besondere Methode der Unterbringung. Die Neuankömmlinge sollten sich erst in der Bar melden, die etwas außerhalb des Dorfes lag. Von dort aus fuhren uns unsere Gastgeber:innen mit dem Auto zurück ins Dorf. Wie es sich herausstellte, musste man an der eigentlichen Unterkunft vorbeilaufen, um zur Bar zu kommen. Hätten wir das gewusst …
Nach dem Abendessen begegneten wir Dirk, der an einem Tisch vor der Bar saß. Draußen war es schon dunkel, mitten in der Nacht. Wir haben uns mit dem Abendessen viel Zeit gelassen. Dirk wollte ein Bier trinken und nachts nach Finisterra laufen.
Ich habe versucht, Dirk zu überreden, nicht weiterzulaufen, weil ich als es zu gefährlich empfand. Er ließ sich aber nicht überreden, weil er fest entschlossen war, die Etappe am gleichen Abend zurückzulegen. Er war es von der Via de la Plata gewohnt, große Etappen zurückzulegen.
Wir verabschiedeten uns von ihm und kehrten mit anderen Pilger:innen in die Herberge zurück.
In der Unterkunft machte sich Pilgerin Mia aus Ungarn Sorgen über ihre Rückreise am nächsten Tag. Wir haben ihr Tipps, wie sie am einfachsten zurückfahren könnte. So hat jede:r seine Sorgen und Bedenken. Die meisten konnten von uns gelöst werden.
Als alles ruhig wurde, dachte ich über morgen nach. Ich bereitete mich mental auf meine letzte Etappe vor, die am kommenden Tag stattfinden sollte. Ich fragte mich, wie sie wohl sein wird. Das Ende der Welt wird auch das Ende meiner langjährigen Reise.
Titelfoto: Morgenaufgang in Galizien, Fotorechte: Dario Schrittweise
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Geliebter Dario, 🌻
sei herzlich bedankt für das Teilhaben lassen, an deinen überwiegend Stille ausstrahlenden und stets anschaulich fühlbaren Abenteuern. Und gar der letzte Satz im Text! Enthält Dieser doch in gewisser Weise eine ungeahnt treffliche Wahrheit, die uns alle betrifft. Denn das Ende der Welt wird für jeden, der sich jetzt und hier auf Erden befindet, das Ende einer Reise sein, die sich allgemein Leben auf der Erde nennt. Dann werden wir in das Ewige emporgehoben und können mit hoher Wahrscheinlichkeit erkennen, dass das Ende – der uns bekannten Welt – stets in unserem Geist passiert, eben genau dort, wo die Welt auch für uns einst begann.
Hier folgt noch ein fühlbares Dankeschön, für dein inspiriendes Dasein und Wirken.
Liebevolle Grüße
Luxus
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Guten Abend Luxus, für mich war meine Pilgerreise ein besonderes Erlebnis. Teilweise fühlte es sich tatsächlich wie die Reise des Lebens an, von der Aufbruchstimmung der Kindheit, über die Freuden und Hindernisse der jungen Jahre bis zur Ankunft am Ende aller Tage. Ich wünsche dir einen angenehmen Abend, liebe Grüße, Dario 🙂
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