Abtei Cluny: Gründung und Reformen

Wer an Burgund denkt, hat meistens Bilder von weitläufigen Weinbergen und altehrwürdigen Burgen im Kopf. Die Region im Südwesten Frankreichs hat jedoch noch viel mehr zu bieten. Am 01.01.2016 ging sie administrativ in die neugeschaffene Region Bourgogne-Franche-Comté ein.

Mit Burgund verbinde ich persönlich zwei besondere Erinnerungen. Zum einen habe ich hier meinen Zivildienst, genauer gesagt „Anderen Dienst im Ausland“ in der ökumenischen Gemeinschaft Taizé verbracht. Jene 14 Monate waren eine schöne und ereignisreiche Zeit, an die ich immer gerne zurückdenke. Zum anderen pilgerte ich letztes Jahr auf dem Jakobsweg durch Burgund und blieb im Herbst auch drei Tage in Taizé. Dieses Jahr setze ich den Weg wieder in Cluny fort, um nach Le-Puy-en-Valey weiterzupilgern.

Herbstlich-bukolische Idylle in Burgund (Foto: schrittWeise)

Gründung von Cluny

Der Zusammenbruch des Römischen bzw. Weströmischen Reiches führte in Europa zu einer Zeit der großen Unsicherheit und politischer Zerrissenheit. Die Kirche und insbesondere die Mönchsgemeinschaften und -orden nahmen eine wichtige Rolle als „Kulturträger“ ein. Sie dehnten in der Zeit ihren Einfluss über ganz Europa aus.[1]

Herzog Wilhelm III. von Aquitanien stiftete das Kloster im Jahre 909 oder 910 und unterstellte die Abtei direkt unter den Papst. Niemand jedoch dürfte über die Besitztümer des Klosters verfügen, weder Herzog, Papst noch Bischof. Er berief mit Berno von Beaume den ersten Abt, aber nach dessen Tod sollten die Mönche seine Nachfolger frei wählen dürfen. Somit stattete Wilhelm III. von Aquitanien Cluny mit einer größtmöglichen Unabhängigkeit aus. Auf diese Weise konnte die Abtei großen Einfluss auf kirchliche aber auch auf politische Entwicklungen ausüben.[2]

Dehio 212 Cluny
Skizze, Cluny III (Quelle: Wiki Commons)

Clunizianische Klosterreform

Die Gründung von Cluny erfolgte in der Tradition der Benediktregel („ora et labora“ – Leben im Gleichgewicht von Gebet und Handarbeit). Die Abtei sollte das Klosterleben wieder auf den Pfad der Tugenden bringen. Der erste Abt, Berno von Baume, leitete vorher mehrere Klöster im französischen Jura, die für eine strenge Befolgung der Regel bekannt waren.[3]

Der Nachfolger von Berno von Beaume, Abt Odo, bekam 932 die Erlaubnis, die strenge Lebensform der Mönche von Cluny durch Gründung von Töcherklöstern zu verbreiten und bestehende Klöster zu reformieren. Die Leitung der einzelnen Klöster war jeweils einem dem Abt von Cluny unterstehenden Prior gegeben. Auf diese Weise entstand ein eng zusammengehöriger Klosterverband und Cluny wurde einem Feudalherren ähnlich, dem Einkünfte seiner Eigenklöster zustanden. Diese sogenannte Clunizianische Reform verstärkte die Macht der Abtei in Europa. [4]

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Abt Hugo und Heinrich IV. (Quelle: Wiki Commons, Gemeinfrei)

Ein Beispiel für die politische Parteinahme war die Schlichterrolle, die Cluny im sogenannten Investiturenstreit zwischen Papst Gregor VII. und Kaiser Heinrich IV. inne hatte. [5]

Cluny erlebte den Höhepunkt seiner Entwicklung im 11. Jahrhundert. Zu jener Zeit lebten 300 Mönche in Cluny und der Klosterverband bestand aus mehr als 1200 Klöstern, mit Klostersitzen in Burgund, Südfrankreich, Nordspanien, Italien und England.[6]

Cluny III
Maior Ecclesia (Cluny III), Cluny (Foto: schrittWeise)

 

Im zweiten Blogartikel über die Abtei Cluny werde ich über die Architektur und das Vermächtnis dieses bedeutenden benediktinischen Klosterverbandes schreiben.

Fußnoten

[1] Gympel, Jan: Geschichte der Architektur von der Antike bis heute, Bonn 2013, S. 20
[2] Kamp, Hermann: Burgund, Geschichte und Kultur, S 49 ff.
[3] Kamp, S. 49 ff.
[4] Toman, Rolf: Romanik. Architektur Skulptur Malerei. Potsdam 2009, S. 8
[5] Toman, S. 8
[6] http://www.spiegel.de/reise/europa/abtei-von-cluny-armut-und-masslosigkeit-a-660522.html (zuletzt abgerufen am 28.05.17)

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