Bekannt ist die Geschichte des bedeutenden griechischen Redners Demosthenes. Seine größte Leidenschaft war öffentliches Reden, jedoch litt er an Sprachproblemen und stotterte vermutlich noch dazu. Die meisten Menschen, denen er von seinen Zielen erzählte, schüttelten nur irritiert mit dem Kopf und glaubten nicht, dass er sie erreichen würde. Einer Legende zufolge nahm er mehrere Kieselsteine in den Mund, um damit die Meeresbrandung zu übertönen. Dies wiederholte er so oft, bis er seinen Sprachfehler fast vollständig beseitigen konnte. Von dem Zeitpunkt an stand seiner politischen Karriere nichts mehr im Wege. Die Anekdote mit den Kieselsteinen ist vermutlich nur eine Legende, nicht so die Geschichte des jungen Mannes, der alle Hindernisse überwand und ein großer Redner sowie Staatsmann wurde. In der Kunst des Redens fand Demosthenes sein persönliches Feuer, das ihn antrieb. Er erreichte seine Ziele allen Widrigkeiten, Kritikern und Zweiflern zum Trotz.
Nicht jeder, der seiner Leidenschaft folgt, wird automatisch so berühmt und erfolgreich wie Demosthenes. Die meisten werden es wohl nicht einmal annähernd so weit schaffen. Muss man aber immer Geld mit seiner Leidenschaft verdienen? Macht diese Tätigkeit dann weiterhin so viel Freude wie vorher? Dies ist aber kein Grund, mit der Lieblingsbeschäftigung aufzuhören. Sie ist unsere Glut, die uns lebendig macht. Jeder Mensch braucht eine oder mehrere Leidenschaften, die ihn erfüllen. Egal ob Drachenfliegen, Schlittenfahren, Zeichnen, Kochrezepte zusammenstellen oder Ukulele spielen. Diese Tätigkeiten sind mehr als nur ein Hobby oder ein bloßer Zeitvertreib, wenn sie uns Freude bereiten und uns Kraft im Leben spenden.
Wenn uns unsere Leidenschaften wichtig sind, dann werden wir viel Zeit und Kraft investieren, um darin besser zu werden. Neben der Ausdauer ist auch eine weitere Eigenschaft wichtig, um sich zu verbessern: wir dürfen uns nicht durch die Kritik entmutigen lassen. Sie kann uns helfen, besser zu werden, wenn sie objektiv und konstruktiv ist. Andererseits gibt es auch subjektiv geprägte Kritik, die eine eher destruktive Wirkung ausüben kann. Wer seiner Leidenschaft nachgehen möchte, sollte diese beiden Arten der Rückmeldungen voneinander unterscheiden und sich von der negativen Sorte nicht beirren lassen, auch wenn es nicht immer einfach ist.
Konstruktives Kritisieren will auch gelernt sein. Wenn ein Kritiker beispielsweise einen Sängeranfänger mit einem Pavarotti vergleicht, kann der Betroffene nur scheitern. Und außerdem: Wer weiß, welche Absichten die Kritiker wirklich haben? In meinen Augen ist jedoch der gefährlichste Kritiker der Nörgler im Inneren, der nie zufrieden ist und ständig etwas auszusetzen hat. Für ihn ist die negative Kritik von außen Munition über die er sich freut. Damit kann der innere Kritiker dann den Angesprochenen weiter angreifen und versuchen, ihn aus der Ruhe zu bringen.
Ein wenig fühle ich mich dabei auch an die Geschichte vom fröhlichen Tausendfüßler erinnert, der wie befreit tanzte und umhersprang, bis ihn jemand fragte, wie er es denn schaffe, so zu tanzen, ohne über seine vielen Füße zu stolpern. Dies brachte ihn so sehr aus dem Takt, dass er nicht mehr tanzen konnte, ohne ständig zu stolpern. Was hätte Demosthenes getan? Er hätte vermutlich darüber gelacht und einfach weitergemacht, wenn es ihm Freude im Leben bereitet hätte.
Wer seine Leidenschaft gefunden hat, die als Feuer im Dampfkessel die Lokomotive seines Lebens antreibt, darf sich von der Kritik nicht aus der Spur bringen lassen. Daraus sollte er vielmehr das Nützliche für sich gewinnen und das Negative außer Acht lassen, um seiner Lieblingsbeschäftigung unbeschwert nachgehen zu können.
Im letzten Monat des Jahres möchte ich keine fremden, sondern eigene Zeilen als „Gedanken des Monats“ verwenden, weil ich die Botschaft wichtig finde. Mein „Gedanke des Monats“ befindet sich wie immer im unteren Bereich meines Blogs. Die bisherigen „Gedanken des Monats“ können hier nachgelesen werden.
Dass man mit dem, was man sehr liebt, nicht unbedingt Geld verdienen muss, war seit Jahrzehnten ein Streitpunkt zwischen meiner Mutter und mir. Immer wieder wurde ich von ihr gefragt, wie viel Geld ich denn schon mit dem Fotografieren und Schreiben gemacht hätte. Und jedesmal, wenn ich dann achselzuckend und lächelnd erwiderte: „Keinen Cent. Aber das ist mir auch nicht wichtig.“, erntete ich sowohl entsetzte als auch mitleidige Blicke von ihr. 😉
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Ähnlich sehe ich es auch. Bedenklich wird es aber, wenn man mit dem Geld verdient, was man überhaupt nicht mag… Die Antwort liegt wohl, wie so oft, irgendwo in der oft zitierten Mitte 😉 Liebe Grüße, Dario
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Sehr gut geschrieben !
Ein interessantes Wort …
Leiden-schaft
Ja … es hat was zu tun mit Leiden, so wie alles Intensive zwei Seiten hat …
Es ist ein Feuer, das brennt in dir und dich auch verbrennen kann
Wenn ich schreibe, vergess ich alles um mich herum und nichts ist mehr wichtig
Wenn das Fenster grad offen ist, bleibt es halt offen und wenn ich erfrier
Backofen ausmachen – vorher ! hab ich schon gelernt … genug verbrannte Pizzas …
Ich schaff dann noch nicht mal aufs Klo zu gehen … bis ich dann irgendwann in höchster Not uns Badezimmer renn …
Leidenschaft … alles vergessen … alles andere wird egal …
Das ist Leidenschaft
Alles Liebe 💚
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Hallo liebe Ananda, es sollte ein Plädoyer und Ermutigung zugleich sein. Jeder braucht mindestens eine Leidenschaft und dieser sollte man konsequent nachgehen, auch wenn es negative Seiten geben könnte. „Alles andere wird egal“ – dem stimme ich auf jeden Fall zu 😊 Danke dir. Ich wünsche dir noch einen angenehmen Sonntag. Viele liebe Grüße, Dario 🙂
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Auf die Leidenschaft
Sie lebe hoch 😊
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😃
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lieber dario, ich stimme dir zu, dass es gut ist, wenn man mit begeisterung etwas macht. es stimmt, es gibt meistens jemanden, der irgendwas dazu sagt, oft auch unpassendes. mir ist aufgefallen, dass es oft so ist, dass leute, die etwas bestimmtes nicht machen, anderer leuts kreative ergebnisse gern (tadelnd) besprechen, hier und dort kritisieren, selbst aber nichts dergleichen erschaffen. oder auch neid kann ein grund sein, warum menschen kritisieren und dabei verletzen. manche menschen haben überhaupt nichts, wofür sie sich begeistern können, ich finde das sehr schade. wenn man etwas mit freude verfolgt, und es durch viel übung und wiederholung richtig gut und schön (aber vielleicht nicht perfekt) geworden ist, und wenn man das dann zeigt, vergessen viele (kritiker), wie viel arbeit und mühe auch darin steckt. und manche menschen können es auch einfach nicht ertragen, wenn ein anderer besser ist als sie selbst oder erfolgreicher. die hauen auch gerne drauf.
wenn man selbst kritikempfänger ist, also das ist auch eine lernsache, finde ich. manchmal tut es doch weh, wenn jemand so lieb-und gedankenlos drauf haut. es zeigt und sagt viel über einen kritiker, wie jemand rückmeldet und/oder kritisiert.
liebe grüße, poetin
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Hallo liebe Poetin, ich kann dich gut verstehen. Konstruktive Kritik von anderen Menschen ist wichtig, um eine Fähigkeit gut weiterentwickeln zu können, nicht jeder schafft es, sie gut in Worte zu fassen. Es ist wichtig, sowohl Gutes als auch weniger Gelungenes zu benennen. Wenn die Kritik nur negativ bleibt, dann kann man sich schon fragen, was dahintersteckt und warum es so schwierig ist, auch etwas Positives über die Sache zu äußern. Das trifft natürlich insbesondere auf Beschäftigungen zu, die öffentlich präsentiert werden oder über die man mit anderen spricht. Wenn man sich zu sehr von negativen Bemerkungen beeinflussen lässt, hilft einem vielleicht die Erkenntnis, dass die berühmte „dicke Haut“ eine Eigenschaft/Qualität ist, an der man noch arbeiten sollte. Auch sollten wir uns daran erinnern, wie wir uns dabei gefühlt haben, wenn wir das nächste Mal jemand kritisieren. So gelingt das Miteinander besser. Schön wäre es, wenn wir unsere Mitmenschen in ihren Leidenschaften bestärken könnten, statt sie runterzuziehen. Ich wünsche dir einen wunderschönen Samstagabend 🙂 Liebe Grüße, Dario
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Guten Morgen Dario.
Ein richtig guter Text.
Niemand sollte sich durch andere seine Leidenschaft vermiesen lassen.
LG, Nati
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Guten Morgen Nati, danke dir. Oft lässt man sich auch von den eigenen Zweifeln entmutigen. Es ist die nervige innere Stimme, die alle Kritikpunkte und Bedenken wie ein Schwamm aufsaugt, um uns damit zu ärgern 😉 Liebe Grüße, Dario
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Wenn ich für etwas brenne, habe ich solche Inneren Zweifel nicht.
Und wenn etwas nicht klappt wie es sollte, dann brenn ich womöglich nicht dafür.
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In meinen Augen ist es auch eine Frage, wie sehr man sich von Außen beeinflussen lässt und wie
„standfest“ man ist. Einige Menschen neigen mehr zu Selbstzweifeln und zum Grübeln als andere.
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Das stimmt.
Jeder ist da anders. Deshalb bin ich immer der Meinung jeder sollte so sein dürfen wie er ist.
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Ja, das finde ich auch sehr wichtig. Solange niemand verletzt oder in seiner Freiheit eingeschränkt wird.
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Genau. Das auf jeden Fall. 👍
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