Rückkehr nach Conques [Via Podiensis 9]

Vergangenen Sommer reiste ich nach Frankreich, um dort Urlaub zu machen und meinen Jakobsweg fortzusetzen. Meine Freundin und ich machten in der Nähe von Le Puy-en-Velay Urlaub. Dort blieben wir in einer Unterkunft mit liebenswürdigen Gastgebern und machten auch einige Ausflüge im Département Haute-Loire der Region Auvergne-Rhône-Alpes, die uns sehr gut gefiel. Von dort aus war es nicht mehr weit bis Conques. Nach der Urlaubswoche nahm ich den Pilgerbus von Le Puy-en-Velay nach Conques, um dort weiterzulaufen.

Wegweiser

Gesamtüberblick: Themenseite Jakobsweg

10. Etappe: Conques – Noalihac

  • Datum: 25.08.2018
  • Entfernung: ca. 7 Kilometer

Wenn mich jemand bitten würde, unsere gemeinsame Urlaubswoche mit nur einem Foto zu beschreiben, dann würde ich diese Aufnahme zeigen. Darauf ist Bobby, eine der beiden Hauskatzen unserer Gastgeber zu sehen. Der verspielte Haustiger räkelte sich wohlig und tiefenentspannt auf dem Esstisch unter dem Baum vor dem Hauptgebäude des renovierten Bauernhauses.

Durch nichts aus der Ruhe zu bringen

Während der Urlaubswoche ging es uns ähnlich wie dem frechen Kater, wir entspannten und genossen die sonnigen Tage auf dem Bauernhof und bei den Ausflügen in der Umgebung. Einer der Kurztrips führte uns auch nach Le-Puy-en-Velay, in die berühmte französische Pilgerstadt, die ich bereits gut von meinen letzten Pilgerreisen kenne. Die Stadt fand ich sehr sehenswert und ich freute mich darauf, sie wieder besichtigen zu können. In der Stadt entdeckte ich ein neues Street-Art-Kunstwerk mit einem Pilgermotiv und eine Skulptur einer jungen Pilgerin, die seit 02.06.2018 auf dem Place de Lot steht, wo die Via Podiensis beginnt. Die Statue schuf der ungarische Künstler Andràs Lapis.

Wir fuhren am frühen Morgen des 25. August erneut nach Le Puy, damit ich dort mit dem Compostel’Bus nach Conques reisen konnte. Den Bus, der zwischen Le Puy-en-Velay und Conques pendelt und Pilger oder auf Wunsch nur ihr Gepäck transportiert, betreibt eine örtliche Reisegesellschaft. Meine Freundin und ich verabschiedeten uns dort und ich stieg in den Bus ein.

Die Fahrt war aufregend, weil der Bus durch die Ortschaften des Jakobsweges fuhr, durch die ich letztes Jahr lief. Ich fühlte mich wie in einem Film über eine gewisse Zeit meiner Vergangenheit, nur fehlten die Protagonisten in der Szenerie. Ein wenig war es auch traurig, weil es diese Personen an diesem Orten nicht mehr gab und jetzt Unbekannte diese Wege gehen.

Rückkehr nach Conques und die erste Tagesetappe

Wie auf Bestellung fing bei meiner Ankunft in Conques der Regen an. So habe ich diese Gemeinde in der Region Okzitanien letztes Jahr im September auch verlassen. Ich schaute mich nach einem kräftigen Mittagessen im Restaurant Charlemagne um. Ich kannte das Städtchen jedoch nach zwei Übernachtungen im letzten Jahr inzwischen ganz gut, so dass ich mich nur kurz in Conques aufhielt. Bei meiner Planung habe ich mir kurz überlegt, wieder in der Unterkunft vom letzten Jahr zu übernachten, aber ich spürte, dass ich vorwärts kommen wollte.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

An dem Tag wollte ich nur eine kurze Etappe laufen, weil ich erst gegen 12 Uhr mit dem Bus in Conques ankam. Ich verließ die Stadt durch die rue Charlemagne sowie das Barry-Tor (Porte de Barry) und überquerte die „Pont des Roumieux“. Die historische Brücke über den Fluss Dourdou, einem Nebenfluss von Lot, gehört zusammen mit der Kirche Sainte Foy zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die 1410 erbaute Brücke überquerten schon die Pilger im Mittelalter auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela.

Der Aufstieg zur Kapelle Sainte-Foy war recht schwierig, weil es geregnet hatte und der Weg über felsiges Gelände sehr steil nach oben ging. Bei meiner Ankunft an der Kapelle läutete ich die historische Glocke, mit der die Pilger schon im Mittelalter ankündigten, dass sie die Kapelle erreichten.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Wenige Meter nach der Kapelle Sainte Foy kam ich zum Gipfel, der mich ein wenig an die Weiten des Aubrac erinnerte, weil die Sträucher ähnlich kräftige Farben besaßen.

Bald darauf erreichte ich eine Kreuzung, die den Jakobsweg teilt. Der eine Weg führt rechts über Ellis und der andere links über Noailhac. Die Streckenführung über Noailhac folgt der historischen Route, während der Wanderweg GR65 weiter über Prayssac und Romégoux führt. Ich nahm den linken Weg, weil ich in Noailhac in der städtischen Gîte reserviert hatte.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Der Aufenthalt in der kommunalen Gîte war sehr angenehm, weil ich einige freundliche Pilger kennenlernte, mehrere Franzosen und Urs aus der Schweiz, der im Zelt neben der Unterkunft übernachtete. An dem Abend rief mich auch ein Pilgerkamerad an, der gerade in Finisterre in Spanien, am Ende des Jakobsweges, ankam.

Beim Abendessen entstand eine herzliche Pilgergemeinschaft. Wir kochten und aßen gemeinsam. Die beiden Pilgerinnen Yvonne und Marie übernahmen die Koordination. Marie schien sich von einer schweren Krankheit zu erholen, sie trug ein Kopftuch, vermutlich hatte sie eine Chemotherapie hinter sich. Yvonne und Marie planten, eine Woche auf dem Jakobsweg zu pilgern. Der Sommerabend war sehr angenehm, es regnete nicht mehr und ich machte noch einen kleinen Spaziergang im Dorf.

5 Kommentare zu „Rückkehr nach Conques [Via Podiensis 9]

Gib deinen ab

  1. Die Bilder sind zeitlos schön und deine Worte laden direkt zum Träumen ein. Dieser Weg, wie viele Menschen den schon gegangen sind, allein mit sich in der Natur, erstaunt mich stetig neu. Dankeschön fürs Mitteilen. Liebe Grüße + Luxus

    Gefällt 1 Person

    1. Hallo Luxus, vielen Dank für die lieben Worte. Ich freue mich, dass dich meine Gedanken zum Träumen bringen. Wir sollten uns in dieser technokratischen Welt mehr zu träumen wagen. Der Jakobsweg ist auch für mich etwas Besonderes. Warst du vielleicht schon selber als Pilgerin unterwegs? Liebe Grüße, Dario 🙂🍀🐞

      Gefällt 1 Person

      1. Lieber Darius,
        ein Traum ist wie ein Wagen, des Menschen Wahrnehmung in andere Welten trägt. Danke für den Anstoß zum Wortspiel. 🙂 Und ja, viele Wege hab ich schon beschritten, auf manchen war ich auch als Pilgerin unterwegs. Im Rückblick besehen, war es immer einzigartig schön. Da, wo wenig bis gar keine Straßenschilder zu finden sind, bin ich besonders gern. Und auch den Geschichten uralter Gemäuer, kann ich so gut wie nie widerstehen. Es ist schon etwas total Geniales, dass man als Mensch dort und in Worten, die alten Zeiten fühlen kann, ohne dabeigewesen zu sein.

        Fühlbare Grüße + Luxus

        Gefällt 1 Person

Schreibe mir gerne einen Kommentar :-)

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

Erstelle eine Website oder ein Blog auf WordPress.com

Nach oben ↑

%d Bloggern gefällt das: