Luftpost aus Französisch-Guayana

Kourou, 14.03.2019

Hallo lieber Blogschreiber,

viel Zeit ist vergangen, seitdem wir uns zuletzt begegnet sind. Ich weiß, unsere Geschichte hat nicht gut angefangen. Vermutlich hast du mein erstes Erscheinen als unerhört empfunden. Wer möchte schon ungebeten vertreten werden? Wer mag eine Kopie, einen billigen Abklatsch des Originals? Auch die zweite Begegnung ist wohl nicht nach deinem Plan verlaufen. Ich bin dir gefolgt, du hast nicht so glücklich gewirkt, als du mich entdeckt hast. Ich kann es verstehen, mir würde es ähnlich gehen. Jetzt soll aber alles anders werden. Ich wollte mich bei dir melden und dir mit diesem Brief per Luftpost die Hand reichen. Hoffentlich kannst du mir meine etwas unkonventionelle Art verzeihen.

Mir geht es gut, ich weile derzeit in Französisch-Guayana, an der nordöstlichen Atlantikküste von Südamerika. Das Land ist ein Überseedépartement von Frankreich und gehört somit zu EU, hier kann ich noch mit den Euro zahlen, die ich in Europa bekommen habe. Momentan arbeite ich als stellvertretender Ingenieur auf dem Weltraumbahnhof in Kourou, von dem aus europäische Raketen vom Typ Ariane oder Soyus starten. Meine Abteilung ist für die Wartung des Kühlungssystems der Trägerraketen verantwortlich. Ich bin schon mehrere Wochen im Einsatz. So einen Raketenstart mitzuerleben ist sehr beeindruckend.

Übrigens weite ich jetzt meine Aktivitäten aus. Ich habe nun einen eigenen Stellvertreter, Pepé aus Chile. Er ist sozusagen mein stellvertretender Stellvertreter. Ich habe ihn zunächst als Praktikanten eingestellt. Wir werden sehen, wie er sich anstellen wird.

Bei euch in Europa beginnt jetzt der Frühling. Ich wünsche dir eine sonnige und warme Zeit.

Mit freundlichen Grüßen,
Fabian, dein Stellvertreter

P.S.

Wenn ich darf, würde ich gerne ausnahmsweise den „Gedanken des Monats“ April für deinen Blog vorschlagen. Ich habe in einem deiner Beiträge ein schönes Zitat entdeckt:

„Wer einen Bruder ohne Fehler sucht, wird ohne Bruder bleiben.“
Djalal-ud-Din Rumi (1207 – 1273), Poet, Theologe, Sufi

Den Satz von Djalal-ud-Din Rumi hast du in Source d‘ Ussac gesehen, wenn ich mich richtig erinnere.


Meine Gedanken dazu: Diesen Brief habe ich am Samstag in meinem Briefkasten gefunden und fand ihn lesenswert. Der Satz gefällt mir auch und ich werde ihn als Gedanken des Monats April im unteren Bereich meines Blogs aufnehmen.

Titelfoto: "Ein Brief aus Französisch-Guayana", Fotorechte: Dario schrittWeise

4 Antworten auf „Luftpost aus Französisch-Guayana

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