Grenzregionen sind geschichtlich betrachtet häufig geprägt von kulturellem und ökonomischem Austausch zwischen den benachbarten Ländern. In vielen Fällen sind in Grenzgebieten auch der Schmuggel und militärische Auseinandersetzungen keine Seltenheit. Ähnliche Ereignisse wurden in den Geschichtsbüchern über die Gegend rund um Bärnau verzeichnet, unweit der deutsch-tschechischen Grenze. Hierhin führte mich meine letzte Etappe auf der Goldenen Straße. Zu den Höhepunkten der Etappe zählten der sogenannte Schmugglerweg, das ehemalige Grenzhäuschen und die Tillyschanze, ein Zeugnis des 30-jährigen Krieges.
Es dauerte wieder einige Monate, bis ich meine „Fernwanderung in Abschnitten“ fortsetzen konnte. Die Anreise war wieder umständlich, aber es war der Mühe wert.
Wegweiser
- Hintergrund: Spurensuche auf der Goldenen Straße
- Beitrag 1: Nürnberg – Sulzbach-Rosenberg (Etappen 1 – 4)
- Beitrag 2: Sülzbach-Rosenberg – Hirschau (Etappe 5)
- Beitrag 3: Hirschau – Püchersreuth (Etappen 6 und 7)
Etappe 8: Püchersreuth – Bärnau (mit der Tillyschanze)
- Datum: 19.09.2020
- Entfernung: 24 Kilometer
Am Vormittag reiste ich mit Zug und Schienenersatzverkehr nach Püchersreuth, meiner Endstation der siebten Etappe. Auch dieses Mal war ich der einzige Mitfahrer im „Schienenersatz-Taxi“.
Püchersreuth
Nachdem ich mich von der freundlichen Taxifahrerin verabschiedet habe, begann ich meine letzte Etappe auf der Goldenen Straße zwischen Nürnberg und Bärnau. Die ersten Minuten ging ich durch die Ortschaft, verließ sie aber bald.
Am Ausgang aus Püchersreuth sah ich einen Felsenkeller. Eine Holztür versperrte den Eingang, ich konnte aber zwischen den Brettern der Tür hineinspähen.
Wildenau
Der erste Teil der Strecke führte mich am Nusser-Berg vorbei nach Wildenau. In der kleinen Oberpfälzer Ortschaft hielt ich mich nicht sehr lange auf, im Prinzip ging ich einfach durch.
Der Tag war angenehm sonnig. Der Weg führte mich durch intensiv leuchtende Rapsfelder. Ein Mann bearbeitete die Felder mit einem Traktor.
Kurz vor Plößberg richteten die Einwohner ein Lehrpfad zum Thema „Umweltschutz“. Den Hinweisschildern nach zu urteilen arbeiteten Schulkinder am Lehrpfad. Es ist eine tolle Idee, wie ich finde. So lernen die Kinder nicht nur, indem sie sich die einzelnen Stationen des Lehrpfades ansehen und die Texte lesen, sondern indem sie die Stationen selber gestalten. Lernen durchs Tun, sozusagen.
Ungefähr 9 Kilometer nach Püchersreuth kam ich in Plößberg an. In dem Ort wollte ich meine Mittagspause machen. Die meisten Gaststätten waren jedoch geschlossen. Eine Passantin gab mir den Tipp, im „Bayerischen Hof“ zu probieren, was ich auch getan hatte.
Thannhausen und Hohenthann
Im Weiler Thannhausen blieb ich nicht lange und lief gleich weiter. Bis Bärnau war es nicht mehr weit. Im Geisleithen, einem landwirtschaftlich geprägten Ortsteil von Plößberg, ist scheinbar ein Sägewerk das vorherrschende Unternehmen. Der Name Geismühle, der hier ebenfalls auf einem Schild genannt wird, ist fest mit dem Ort verbunden. Über Hohenthann kam ich schließlich zu meinem Etappenziel.
Bärnau
Am Eingang in die Stadt wurde ein Historisch-Geologischer Lehrpfad angelegt. Hier werden die Städte genannt, durch welche die Goldene Straße verlief.
Ich kam danach zum Geschichtspark von Bärnau. Leider war es schon zu spät, um hineinzugehen. Aber an einer Stelle war die Absperrung offen, so dass ich kurz einen Blick hinein gewagt hatte.
Bärnau schwor Kaiser Karl IV. ewige Treue, der Kaiser erklärte im Gegenzug die Grenzstadt zu einer wichtigen Station auf seiner Handelsroute.
Die Stadt liegt nahe der tschechischen Grenze im Oberpfälzer Wald. Die Gegend wird auch „das Stiftland“ genannt. Damit ist der Teil der nördlichen Oberpfalz gemeint, der zur Zisterzienserabtei Waldsassen gehörte. In Waldsassen war ich letztes Jahr, als ich drei Etappen auf dem fränkischen Gebirgsweg gewandert bin.
Ein Brunnen erinnerte daran, dass im Jahr 1343 Kaiser Ludwig der Bayer das Stadtrecht an Bärnau verliehen hatte. Und wenig später kam ich am Deutschen Knopfmuseum vorbei. Bärnau ist seit dem 19. Jahrhundert bekannt für seine Knopfindustrie.
Kurz nach dem Knopfmuseum ging es bergauf. Von einem Fußballfeld hatte ich einen guten Ausblick über die Stadt.
Auf dem Schmugglerweg
Nach dem Gelände des örtlichen Fußballvereins folgte ich dem Grenzweg oder dem sog. Pascherweg. Paschen ist in der Gegend ein anderes Wort für Schmuggeln, also Ware illegal handeln bzw. über die Grenze transportieren. Hier wurden Salz, Tabak, teilweise auch Tiere geschmuggelt, je nach aktuellem Preis und Nachfrage im jeweiligen Land. Die „Pascher/innen“ kannten die Stellen, wo man gut schmuggeln könnte.
Eine Tafel erklärte den Wanderweg, der die Goldene Straße kreuzte. Demnach trugen die Schmuggler in einigen Fällen Tarnkleidung, oder sie tarnten sich beispielsweise als Baum. Auch lenkten sie mit Hilfe von Freunden und deren Tricks die Grenzpatrouillen ab.
Bärnauer Grenzlandturm und die Tillyschanze
Der Grenzlandturm wurde 1913 vom Bärnauer Professor Franz-Xaver Mayer erbaut. Heute zählte der Turm zu den Bärnauer Wahrzeichen und wird durch den Festspielverein von Bärnau betreut.
Einige Meter nach dem Grenzlandturm Bärnau befindet sich links im Wald die sogenannte „Tillyschanze“. Es handelt sich hier um einen Erdwall, erbaut um 1611, in der Zeit des aus dem Dreißigjährigen Kriegs. Übrig sind Reste einer Wehranlage mit Laufgräben und Schanzen an der Grenze zu Böhmen zwischen Eslarn und Bärnau. Diese Befestigungsanlage wird den Truppen des berühmten Feldherrn Tilly (1559 – 1632), eigentlich Johann T’Serclaes Graf von Tilly, zugeschrieben. Die „Tillyschanze“ wurde vor einigen Jahren vom Kultur- und Festspielverein wieder freigelegt.
Hier lief ich schon entlang der deutsch-tschechischen Grenze. Ich konnte bereits das offizielle Grenzhäuschen sehen.
Meine Freundin holte mich freundlicherweise mit dem Auto ab, weil es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln schwierig geworden wäre. Sie „schmuggelte“ mich gewissermaßen nach Hause.
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Meine letzte Etappe auf der „Goldenen Straße bis Bärnau“, wie ich den Abschnitt nenne, belohnte mich mit vielen landschaftlichen und kultur-geschichtlichen Höhepunkten.
Eine besondere Begegnung hatte ich auf der vorletzten Etappe, als ich zwei Menschen begegnet bin, die einen direkten Bezug zur Goldenen Straße habe, einem Wanderer und einem Wegepaten, der sich gerade um den Weg gekümmert hatte.
Rückblickend betrachtet fand ich den Wanderweg „Goldene Straße“ zwischen Nürnberg und Bärnau sehr abwechslungsreich und lehrreich. Das Besondere waren für mich, neben den schönen Landschaften, die geschichtsträchtigen Orte und Gebäude, sowie die Lehrtafeln, die viel über die Hintergründe der „Goldenen Straße“ erklären.
Die Goldene Straße, im 14. Jahrhundert von Karl IV errichtet, war im Mittelalter die wichtigste Handelsroute zwischen Nürnberg und Prag. Karl IV reiste auf ihr nachweislich 52 Mal und erklärte sie zur Reichstraße. Die Goldene Straße ist heute nach Limes das längste Bodendenkmal Deutschlands. Der Handelsweg verband einst Nürnberg und Prag miteinander, aber in seiner Gesamtlänge verlief die Reichsstraße sogar zwischen Luxemburg, Deutschland, Tschechische Republik und Polen.
Der gleichnamige Fernwanderweg soll einerseits an diese geografische Brücke zwischen den Ländern erinnern, aber andererseits ist es auch ein gelebtes Zeichen der Freundschaft zwischen den Menschen dieser Gebiete.
Quellen
Titelfoto: Auf dem Schmugglerweg, Fotorechte: Dario schrittWeise 2020 https://www.oberpfaelzerwald.de/grenz-und-pascherweg http://www.historisches-baernau.de/aussicht-geniessen.html http://www.historisches-baernau.de/geschichte-hautnah/stadt-baernau.html https://www.baernau-entdecken.de/knopfstadt-baernau/ https://www.geschichtspark.de/der-geschichtspark/archaeologisches-freilandmuseum/
Vielen Dank für den eindrucksvollen Ausflug!
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Hallo Bernd, sehr gerne. Und die Gegend ist nicht so weit von Nürnberg entfernt. Danke, liebe Grüße und noch einen schönen Sonntag, Dario 🙂
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