Charlie und die Fließbandfabrik

An manchen Tagen fühle ich mich an den Stummfilmklassiker von Charlie Chaplin erinnert: Die Hauptfigur arbeitet ohne Unterlass am Fließband, während die Produktion immer schneller wird. Auch der Arbeiter wird schneller, um die notwendigen Schritte durchführen zu können. Somit wird er von der Maschine, wie der biblische Jona vom Wal, verschlungen. Notgedrungen setzt er im Inneren der gigantischen Apparatur seine Arbeit fort, was bleibt ihm anderes übrig?

Moderne Arbeitswelt

Die Szene aus dem Film „Moderne Zeiten“ (1936) bezog sich damals auf die industrialisierte Gesellschaft, heute lässt sich diese problemlos auf die digitalisierte und vernetzte Welt übertragen. Der moderne Mensch zieht viele Stellschrauben gleichzeitig fest. Hier ein Abgabetermin, dort ein Treffen, dann noch jenen Kollegen anrufen und diesen Projekt nicht vergessen. Am besten alles gleichzeitig und noch gestern. Warum klagen, wo uns doch die digitalen Maschinen und die Roboter aus binären Codes so viel abnehmen? Die potentiellen Nachfolger scharren auch schon mit den Hufen.

Die Arbeit scheint auch mehr und mehr an Wert zu verlieren. Die Beschäftigungsverhältnisse werden immer abstruser: Nebenjobs, Minijobs, Leiharbeit, 1-Euro-Jobs, Scheinselbstständigkeit, ewige Praktikanten, „Freelancer“ usw. Die Kreativität vieler Arbeitgeber kennt dabei scheinbar keine Grenzen und Schlupflöcher gibt es genug.

Schweissdissi
„Le soudeur“ (der Schweißer) von Yves Carrey, aus Recyclingmaterial, Mullhouse, Frankreich (Foto: schrittWeise)

Im Netz der Bürokratie gefangen

Das komplexe Leben macht auch vom Privatleben nicht Halt. Der moderne Arbeitnehmer soll auch am besten im Feierabend, an Wochenenden und im Urlaub erreichbar sein. Schon mal eine dienstliche Nachricht vom Vorgesetzten oder Kollegen bekommen, als dieser längst im Urlaub war?

Auch in der Freizeit hat der moderne Mensch volle Hände zu tun. Behördengänge, Handwerkertermine, Steuererklärung. Apropos, diese steht bald an. Hast du deine Steuererklärung schon ausgefüllt und abgegeben? Ich jedenfalls noch nicht. Ich gehöre wohl zu jener Sorte Menschen, die bürokratische Tätigkeiten in der Freizeit gerne aufschiebt. Wie sieht es bei dir aus?

Schritt ins Ungewisse wagen

Wenn man sich nicht mit einer Vielzahl von Spezialisten und Experten umgeben will oder kann, hat man auch nach der Arbeit einiges zu erledigen. Die Welt ist komplexer geworden. Wir müssen teilweise neu lernen, mit unserer Zeit und unserer Arbeit umzugehen.

Titel: „Pfad ins Ungewisse“, Aufnahmeort: Chrissi Insel, Griechenland (Foto: schrittWeise, 2014)

Eine Möglichkeit, aus unserem digitalen Hamsterrad zu entfliehen, besteht zum einen darin, einen Weg zu finden, unseren Geist mit anderen Themen zu beschäftigen. So könnte man sich mit Sport oder Wandern in Bewegung setzen, ein gutes Buch lesen, ins Kino, Theater oder in ein Kunstmuseum gehen, wieder zum Stift oder Farben greifen…

Eine andere Möglichkeit besteht auch darin, etwas Neues zu wagen, einen Schritt ins Ungewisse zu setzen, neue Wege zu gehen, wenn man merkt, dass der Job nicht (mehr) passt. Diese Variante erfordert mehr Mut und Entschlossenheit. Das Risiko erscheint groß. Wer traut sich schon so leicht, für seine Träume alles aufzugeben? Beispielsweise mit seiner Idee selbstständig zu werden oder sein Leben umzukrempeln und etwas völlig Neues zu beginnen. Ich bewundere alle, die dies wagen.

Wie lässt du den Stress und den Alltag hinter dir? Hast du schon einmal großes Risiko auf dich genommen, um deine Träume zu verwirklichen oder kennst du jemanden, der dies getan hat?

2 Kommentare zu „Charlie und die Fließbandfabrik

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  1. Au fein, Randale!! Da läßt der Maifeiertag grüßen, gell … Bloggen scheint auch n lohnender Ausgleich zu sein, wie der geneigte Follower feststellen kann. In der Tat steht alsbald ne museumsreife Kultour und n Lichtspielabend an, und ja, wo Du ihn gerade erwähnst, „modern times“ könnt mann au wiedergucken uns regelmäßig morgens Rundradln ist zumindest mal für die stabile Schönwetterwarmperiode eingeplant. Mithin alles kalmierend und systemkonform, was sind wir doch bequem und saturiert …. Was schließlich den Ausbruch betrifft, just do it! Und let it flow, LuxOr

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