Am Anfang des 11. Jahrhunderts befand sich der Klosterverband von Cluny auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung. Zu jener Zeit, in der Amtszeit vom Abt Hugo von Cluny, der später heiliggesprochen wurde, fiel die Entscheidung, eine neue und größere Kirche zu bauen, um der wachsenden Bedeutung Clunys gerecht zu werden. Die Kirche sollte die größte der damaligen Christenheit werden.[1] Diese dritte Kirche von Cluny, Maior Ecclesia, wurde erst viele Jahre später vom Petersdom an Größe übertroffen. Wie alle Gruppenbauten der Romanik sollte auch „Cluny III“, wie sie auch genannt wird, ein Gegenpol zur kaiserlichen Baukunst darstellen [2].
Baukunst: Cluny III
Die neue Kirche überragte alle bisherigen sakralen Bauten und trug auch zur Verbreitung der Romanik. Dieser Baustil wird seit dem 19. Jahrhundert so genannt, weil die Baumeister bewusst auf römische Traditionen zurückgriffen [3]. Begonnen wurde der Bau 1088 und 1130 hat sie Papst Inozenz II geweiht[4].
Die Maße der „Maior Ecclesia“ (lat. für „größte Kirche“) waren für die damalige Zeit unvorstellbar: 187 Meter maß sie in der Länge und bestand aus fünf Schiffen und zwei Querhäusern[5]. Außerdem besaß sie zwei Vierungs- und vier weitere Türme sowie einen zweigeschossigen Umgangschor mit Kapellenkranz. Bezeichnend für Cluny III war, dass die östliche Baugruppe den beiden Westtürmen der Doppelturmfassade und der ebenfalls erst später angebauten Ostkirche deutlich dominanter entgegengesetzt wurde. Bauten, die nach Westen ausgerichtet waren, sollten weltliche Macht demonstrieren, auch aus diesem Grund sollten die Altäre einer Kirche im Osten versammelt werden, um einen Gegensatz zu profanen Gebäuden der Kaiser zu bilden[6]. Der fünfschiffige Grundriss ähnelte einer „spätantiken Basilika“, der riesige Chorumgang sollte genug Platz für Prozessionen ermöglichen und die rundförmigen Kapellen dienten zur „Aufbewahrung und Zurschaustellung von Reliquien“ Nicht die einzelnen Komponenten waren das Besondere, sondern die Kombinationen hatten einen Vorbildcharakter. [7]
Cluny beteiligte sich an der Beherbergung und Aussendung der Pilger nach Santiago de Compostella. Zwei der Startpunkte der großen vier Pilgerwege durch Frankreich hatten ihren Ausgang in clunizianischen Filialabteien Vézelay und St. Gilles. Die Pilgerwege waren umgeben von Pilgerherbergen der Abtei. Die romanischen Kirchen konnten mit ihren plastischen Kirchenfassaden und illustren Kapitellen, die biblische Geschichten als Bilder darstellten, die vorbeiziehenden Pilger ideal ansprechen. [8]
In den Überresten des großen Querschiffes kann noch der Eindruck der Gewölbehöhe von Cluny III gewonnen werden. Das spitzbogige Tonnengewölbe ist etwa 30 Meter hoch. Die Rundbögen konnten die Schubkräfte nicht aushalten, der zunächst gewölbte Chor stürzte ein. Das Spitztonnengewölbe von Cluny bedeutete einen erster Schritt in Richtung Gotik. [9]

Niedergang und Vermächtnis
Mitte des 12. Jahrhunderts begann der Niedergang Clunys, weil der französische König Ludwig VII seine Macht auch auf das bis dahin unabhängige Herzogtum Burgund ausdehnen wollte. 1159 waren im Rom zwei Päpste gewählt worden und der amtierende Abt Hugo III. de Frazans entschied sich für den falschen, Viktor IV. (Oktavian), der Kandidat von Kaiser Friedrich Barbarossa war. Der Konvent von Cluny entschied sich jedoch für den Gegenpapst Alexander III., der auch von Ludwig VII favorisiert wurde. Der Abt musste fliehen und die Abtei sah sich gezwungen ihre Unabhängigkeit aufzugeben. Fortan konnte Cluny nicht mehr so einflussreich agieren wie davor.[10]

Zudem war Cluny nicht mehr die einzige mächtige Klostergemeinschaft nördlich der Alpen. Der Mönchsorden der Zisterzienser, mit seinem Sitz im burgundischen Cîteaux, gewann zunehmend an Einfluss. Zisterzienser spalteten sich 1098 von den Benediktinern ab und standen für weltabgewandtes Leben in Armut und Askese. [11]
Die Abteibauten von Cluny dienten während der französischen Revolution (1789 – 1799) als Steinbruch, nur etwa 10 Prozent können noch besichtigt werden: Stümpfe mächtiger Pfeiler und Überreste von Kapitellen sowie der südlichen Querschiffe.

Fußnoten
[1] Kamp, Hermann: Burgund, Geschichte und Kultur, München 2007, S. 52 [2] Gympel, Jan: Geschichte der Architektur von der Antike bis heute, Bonn 2013, S. 20 [3] Kamp, S. 53 [4] Kamp, S. 52 [5] ebd. [6] Gympel, S. 20 [7] Kamp, S. 53 f. [8] Toman, Rolf: Romanik. Architektur Skulptur Malerei. Potsdam 2009, S. 9 [9] http://www.spiegel.de/reise/europa/abtei-von-cluny-armut-und-masslosigkeit-a-660522-2.html (zuletzt abgerufen am 28.05.17) [10] Kamp, S. 55 [11] Gympel, S. 20
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