Die Grundlagen für die Entwicklung der Fotografie reichen weit in die Antike zurück. Aristoteles (384 – 332 v. Chr.) nutze wohl als erster die Grundvoraussetzungen für das Abbilden von Lichtquellen. Er verwendete eine einfache Version der sogenannten Camera obscura (lat. für „dunkle Kammer“), um eine Sonnenfinsternis beobachten zu können, ohne zu erblinden. Aristoteles‘ Idee bestand darin, das Naturphänomen indirekt über die Rückwand eines Raumes zu beobachten, indem das Licht durch eine kleine Öffnung in der Vorderwand projiziert wurde. [1] Das Prinzip der Camera obscura wurde von arabischen Gelehrten und auch von Leonardo da Vinci (1452 – 1519) weiterentwickelt. Auch Brunelleschi verfeinerte die Funktionsweise der Camera obscura und entwickelte damit wohl die lineare Zentralperspektive.[2]
![By unknown illustrator (19th Century Dictionary Illustration) [Public domain or Public domain], via Wikimedia Commons](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/fd/Camera_Obscura_box18thCentury.jpg/512px-Camera_Obscura_box18thCentury.jpg)
Das älteste Foto der Welt
Laut Friedrich Kittler begünstigte erst die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg die Entwicklung weiterer Medien, denn dadurch ist das Wissen reproduzierbar geworden.[3] Erst so konnten die ersten Versuche und Erfindungen schriftlich festgehalten und an die nachfolgenden Generationen weitergegeben werden. Trotzdem vergingen viele Jahre, bis Projektionen von beleuchteten Gegenständen auch chemisch auf einer Oberfläche festgehalten werden konnten.
Acht Stunden Belichtungszeit benötigte schließlich der französische Erfinder Joseph Nicéphore Niepce im Jahr 1826 für die Aufnahme von „Blick aus dem Arbeitszimmer“. Nach jahrelangen erfolglosen Versuchen gelang es ihm, mit einer Lochkamera Bilder an die Rückwand einer Camera Obscura zu projizieren und festzuhalten. Er entwickelte dabei ein optisch-chemisches Verfahren, um Fotos auf einer mit Asphaltstaub und Lavendelöl bestrichenen Metallplatte zu fixieren. Das Verfahren nannte er Heliografie: „mit dem Sonnenlicht gezeichnet“ (gr. für „helios“: mit der Sonne, „graphein“: zeichnen).[4] Das Verfahren war jedoch sehr aufwendig in der Herstellung und es konnte keine Bewegung festhalten. Die erste bekannte Fotografie der Welt nahm Niepce aus seinem Arbeitszimmer mit dem Blick auf das Anwesen seiner Eltern in Le Gras, bei Chalon-sur-Saône in Burgund auf.[5]

Partnerschaft mit Daguerre
Im Jahr 1829 tat sich Niépce mit dem Bühnenmaler Louis Jacques Mandé Daguerre zusammen, um seine fotografische Technik zu verbessern. Daguerre wurde am 18. November 1787 in Cormeilles bei Paris geboren und erfand „Diorama“, eine „Art Panoramabühne mit Lichteffekten“. Das Ziel der Partner bestand darin, Fotos ohne Umweg über Negative zu entwickeln und die Belichtungszeit zu verkürzen. Niépce starb jedoch bevor sie dieses Vorhaben umsetzen konnten, am 5. Juli 1833, nach einem Schlaganfall.[7]
Einige Jahre nach Niépces Tod entdeckte Louis Daguerre zufällig, dass Metallplatten, die er mit Quecksilberdämpfen behandelte, eine kürzere Belichtungszeit benötigen – ungefähr 15 Minuten. Am 19. August 1839 präsentierte Daguerre seine Daguerreotypie der Öffentlichkeit. Das Jahr galt lange Zeit als die Geburtsstunde der Fotografie.[5] Der echte Vater der Fotografie war jedoch Niépce. Seine Heliografie gilt als die unmittelbare Vorgängertechnologie der heutigen Fotografie. Der Erfinder konnte jedoch Zeit seines Lebens kein Kapital aus seiner Entdeckung schlagen und blieb zeit seines Lebens im Schatten seines berühmteren Partners.
Der Text über den fast vergessenen Erfinder der Fotografie gehörte zu einem zweiteiligen Quiz-Beitrag über die Erfindung der Fotografie, den ich letztes Jahr geschrieben habe. Ich fand es schade, den Text nur als Quiz zu veröffentlichen und habe ihn ein wenig überarbeitet.
Quellen
Titelfoto: "In der Burgküche von Gruyère", Fotorechte: Dario schrittWeise [1] http://photobibliothek.ch/seite007ap.html (zuletzt abgerufen am 31.05.2017) [2] http://www.uni-siegen.de/blickkulturen/texte/233787.html (zuletzt abgerufen am 31.05.2017) [3] http://www.uni-siegen.de/blickkulturen/texte/233787.html (zuletzt abgerufen am 31.05.2017) [4] http://www.deutschlandfunk.de/joseph-nicephore-niepce-der-heimliche-erfinder-der.871.de.html?dram:article_id=313060 (zuletzt abgerufen am 30.05.17) [5] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst/das-aelteste-foto-der-welt-der-urknall-der-fotografie-11880147.html (zuletzt abgerufen am 30.05.17) [6] http://www.spektrum.de/magazin/nicephore-niepce-und-die-erfindung-der-photographie/823649 (zuletzt abgerufen am 30.05.17) [7] http://www.spektrum.de/magazin/nicephore-niepce-und-die-erfindung-der-photographie/823649 (zuletzt abgerufen am 30.05.17) [8] http://www.mdr.de/wissen/geschichte-fotografie100.html (zuletzt abgerufen am 30.05.17)
The ingenuity of creators of „firsts“ fascinates me. They dare to ask questions and do what no one has tried before. Thank you for this!
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Hallo Charis, that’s true, often they have to pass many „gatekeepers“ and doubts and critical opinions. They have to stay strong until they achive their goal(s). Thank you and take care, Dario
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Schön, ja, das Foto von 1826 kenne ich auch.
Soweit ich informiert bin, begannen die modernen Wissenschaften so um 1750 bis 1775. Daß die chemischen Grundlagen erst geschaffen werden mussten, erklärt erst den späten Beginn der Fotografie.
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Hallo Gerhard, danke dir. Für die Entstehung der modernen Wissenschaft gab es wohl mehrere Meilensteine, die wie Puzzlestücke ineinandergegriffen haben. Neben dem Buchdruck sicherlich auch die Aufklärung und die Enzyklopàdie von Diderot und d’Alambert, weil sie das Wissen für alle Menschen zugänglich gemacht haben.
Das Thema würde bestimmt mehrere Beiträge füllen 😉 Liebe Grüße, Dario
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Naja, man kommt immer wieder daran vorbei: So um 1770/80 nahm alles große Fahrt auf, auch die Industrialisierung (was dabei herauskam, sieht man ja jetzt, neben all dem Guten).
Ingesamt ist das eigentlich ein Zuviel an Wissen. Irgendjemand oder irgendjemande müssen einen Pfad für uns Sterbliche durchlegen. Vereinfachen, auf den Nenner bringen 🙂
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Ja, es ist schon viel, was jeden Tag auf uns einprasselt. Etwas mehr Mäßigung im täglichen Leben würde uns guttun, sowohl im Bereich des Wissens als auch des Konsums. Lg 🙂
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Interessanter Beitrag! Jenes Chalon-sur-Saône ehrt seinen berühmten Sohn übrigens mit einem eigenen Museum, welches durchaus eine Besuch wert ist. War im Frühjahr dort. Hätte aber leider zu wenig Zeit. I. S.
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Hallo Ilona, vielleicht klappt es auch bei mir eines Tages, das Museum zu besuchen. Ich war zwar vorletzes und letztes Jahr in der Nähe (u.a. Beaune, Buxy und Cluny), hatte aber keine Gelegenheit, Chalon-sur-Saône und das Museum zu besichtigen. Danke und liebe Grüße, Dario
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Hallo Dario.
Wenn man bedenkt wie viel wir heute mal eben fotografieren,
war es früher schon sehr Wertvoll und wohl bedacht ein Bild zu erstellen.
LG, Nati
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Hallo Nati, das stimmt. Wenn ich nur bedenke, wie ungeduldig wir Menschen geworden sind… Wer würde heutzutage 8 Stunden auf ein Foto warten? Liebe Grüße, Dario 🙂
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Das stimmt.
Wenn ich daran denke wie oft ich manchmal ein Bild mache bis ich zufrieden bin…
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Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, als wir die analogen Filmrollen zum Entwickeln gebracht haben… 🙂 LG
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Oh ja. Und man wusste nicht wie die Bilder aussehen. Lach..
Das waren noch Zeiten…
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Wünsche dir einen schönen Abend, Dario.
LG, Nati
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Hallo Nati, danke dir, ich wünsche dir auch einen angenehmen Abend. Wir lesen uns 😉 Liebe Grüße, Dario 🙂
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Danke Dario. 🙂
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Klasse Beitrag über die Anfänge der Fotografie.
LG Franz
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Hallo Franz, ich fand es wichtig über Niépce zu schreiben, weil meistens nur Daguerre genannt wird, wenn über die Anfänge der Fotografie gesprochen wird. Danke dir und liebe Grüße, Dario 🙂
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