Zwei Jahre sind es her, seitdem ich meinen letzten Jakobsweg-Abschnitt in Burgos beendet hatte. Im Jahr 2020 musste ich aus bekannten Gründen eine Pause einlegen, aber ich war mir sicher, dass es nur eine vorübergehende Verschiebung war.
Endlich konnte ich meine Pilgerreise fortsetzen und ich freute mich darauf. Für die Fortsetzung habe ich viel Zeit eingeplant, mehr als 25 Tage, auch für eventuelle Pausentage, sollte ich gesundheitliche Einschränkungen wie Fußschmerzen, haben. Das kann bei solchen längeren Wanderungen immer mal vorkommen. Ich reiste mit Zug und Bus an und setzte meine Pilgerreise vor der Kathedrale in Burgos fort. Diese Art von Reisen fand ich angemessen, insbesondere aus Gründen des Umweltschutzes. Ich hatte genug Zeit. Fliegen kann ich ein anderes Mal.
Den letzten Abschnitt von Burgos nach Santiago de Compostela widme ich meinem lieben Freund J., mit welchem ich 2015 zum ersten Mal als Pilger auf dem Camino del Norte nach Santiago de Compostela gelaufen bin.
Wegweiser
- Hintergründe über Camino Francés
- Beitrag 7: Atapuerca – Burgos (Camino Francés – 12. Etappe)
- Intermezzo: Von Verschiebungen und anderen Plänen
- Gesamtüberblick: Themenseite Jakobsweg
Die Rückkehr nach Burgos
Am späten Vormittag des 18.09.21 ging ich mit meiner Freundin zum Nürnberger Hauptbahnhof. Wir verabschiedeten uns am Gleis und ich fuhr mit dem Zug über Frankfurt nach Paris.
Die Fahrt über Frankfurt nach Paris verlief angenehm, ich hatte mich auf die kommenden Tage gefreut und genoss die Anreise als Teil meiner Pilgerschaft. Ich fragte mich nur, wie es unterwegs sein wird, mit den ganzen Regelungen rund um die aktuelle Pandemie.
Der Umstieg in Paris war wie gewöhnlich stressig, sehr viele Reisende drängten sich vor den Ticketautomaten und Verkaufsstellen. Endlich am Bahnhof Montparnasse angekommen wurde hier mein Impfzertifikat auch zum ersten Mal kontrolliert. Wie es sich später herausstellen wird, zum letzten Mal für eine längere Zeit.
In Bordeaux hatte ich eine längere Aufenthaltszeit, so dass ich mich in der Stadt umsehen konnte. Ich wollte nicht übernachten, damit ich so schnell wie möglich in Burgos ankommen kann. Ich sah mich in der Stadt um, war an dem Place der Bourse, Ponte de Pierre, Porte de Bourgogne, Verteidigungstor Porte Cailhaum. Durch Bordeaux verläuft der Jakobsweg „Via Turonensis“, der von Paris nach Saint-Jean-Pied-de-Port verläuft. Daran erinnerten mich einige Muschelzeichen und die Tafel mit den Informationen zum Weg.
Am Abend musste ich länger auf den Bus warten. Als er endlich angekommen ist und wir in den Bus einsteigen könnten, gab es Komplikationen mit dem Gepäck von einigen Mitreisenden. Das verzögerte die Abfahrt erneut.
Etappe 13: Burgos – Rabé de las Calzadas
- Datum: 19.09.2021
- Entfernung: 13 Kilometer
Mit einer Verspätung von mehr als einer Stunde kam der Bus aus Bordeaux am frühen Morgen in Burgos an. Es war noch dunkel, als ich aus dem Bus gestiegen bin. Ich war zu diesem Zeitpunkt bereits 24 Stunden wach, im Bus konnte ich so gut wie nicht schlafen.
Am Busbahnhof traf ich schon den ersten Pilger, einen Italiener. Ich fragte ihn, wie die aktuelle Lage auf dem Jakobsweg sei. Er empfahl mir, meine Unterkünfte mindestens ein oder zwei Tage in voraus zu buchen, weil aus aktuellen Gründen einerseits viele Pilgerherbergen geschlossen waren und andererseits die Kapazitäten reduziert sind.
Pilgern in Burgos
Ich lief durch die leeren Straßen der Stadt, auf der Suche nach einem offenen Café, um in Ruhe frühstücken zu können, bevor ich meine erste Tagesetappe anfange.
Die Straßen von Burgos waren noch leer, die Mitarbeiter der Stadtreinigung beseitigten den Müll, den die Feiernden am Vortag verursacht hatten. Auf der Suche nach einem offenen Café lief ich an Orten, die mich an meinen Besuch 2019 erinnerten, insbesondere das Restaurant vor welchem ich damals mit anderen Pilgern zu Abend aß. Ich fand schließlich ein schlichtes Café in der Nähe des Hotels, in dem ich vor 2 Jahren mit den beiden Peters übernachtet hatte. Der Besitzer war ein wenig wortkarg, wirkte aber freundlich. Die anderen Gäste waren größtenteils Spanier, was für die Qualität sprach. Gut gestärkt zog ich meine Wanderschuhe an, die Sneakers verschwanden im Rucksack.
Ich ging zur Kathedrale, weil ich hier meine erste Tagesetappe starten wollte. Vor der Kathedrale wurden zweidimensionalen Pilgerfiguren aufgestellt, die mit unterschiedlichen Motiven gestaltet waren. Später werden diese Figuren entlang des Jakobsweges in der Stadt verteilt sein, um den Pilgern den Weg zu weisen.
Die Karte des Camino Francés
Ich fotografierte bei einer Gelegenheit die Karte des Camino Francés. Die Strecke ist mit der roten Farbe markiert, ich folge dem Hauptweg. Auf der Karte ist sogar noch Bordeaux zu sehen, von wo aus ich mit dem Bus angereist bin. Die Strecke von den Pyrenäen über Roncesvalles, Pamplona, Puente la Reina und Logroño bis Burgos lief ich 2019, den Rest werde ich ab heute laufen.
Die Karte von Camino Francés
Die ersten Kilometer verliefen durch Burgos und die Vororte. Als ich an einer Stelle falsch abbog, hörte ich sofort jemanden nach mir rufen. Ich drehte mich um und sah einen Mann, der mir freundlicherweise den richtigen Weg wies. Der Weg verlief über eine mittelalterliche Steinbrücke, an der Statue von Domingo de las Calzadas und an einem ehemaligen Pilgerhospital vorbei.
Schnurstracks durch die Iberische Meseta
Ab Burgos und insbesondere ab Rabé de las Calzadas verläuft Camino Francés für einige Tagesetappen durch die Iberische Meseta. Die Landschaft bekam den Namen von der Verkleinerungsform für „Mesa“, was auf Spanisch „Tisch“ bedeutet. Es handelt sich tatsächlich um eine Art „Tischschein“, weil die Region eine karge Hochebene ist.
Dieser Abschnitt ist unter den Wanderern und Pilgern umstritten: während sich die einen über das langweilige Aussehen und wenig Abwechslung und Schatten beschweren, schätzen die anderen Ruhe und meditativen Charakter der Gegend. Da die geografische Bezeichnung „Meseta“ in spanischsprachigen häufig verwendet wird, wird die Meseta in Spanien aus naheliegenden Gründen „Iberische Meseta“ genannt.
Ein Dorf auf dem Weg nach Rabé de las Calzadas war Tardajos. Es war eher unscheinbar. Hier lief ich weiterhin durch die Provinz Burgos. In der Nähe des Dorfes habe ich Greifvögel beobachtet, die auf der Suche nach Nahrung waren.
Erste Übernachtung in Rabé de las Calzadas
Bereits gegen Mittag kam ich in Rabé de las Calzadas an, die erste Etappe habe ich bewusst kurz geplant. Eine Pilgerin suchte ihre Unterkunft, ich versuchte ihr zu helfen, sie lief aber trotzdem in eine andere Richtung. Das Dorf ist klein, dachte ich, sie wird sich schon zurechtfinden.
Meine Unterkunft in Rabé de las Calzadas war für die Camino-Verhältnisse sehr unpersönlich. Ich klingelte und bekam von der diensthabenden Empfangsdame den Schlüssel. Sie zeigte mir mein Zimmer. Andere Gäste sah ich nicht, hörte nur jemanden in einem der Nachbarzimmer auf Spanisch sprechen.
Am späten Nachmittag setzte ich mich an einen der Tische von einer Pilgerherberge in der Dorfmitte, die gleichzeitig Bar und Restaurant war. Diese Art von multifunktionaler Gastronomie findet man sehr häufig auf dem Weg.
Hier hatte ich eine sehr seltsame Unterhaltung. An den Nachbartischen saßen ein Pilger und eine Pilgerin, Shane und Amy. Sie kannten sich vorher auch nicht, wie es sich herausgestellt hatte, kamen beide aus den USA. Mit Amy verstand ich mich gut, auch wenn sie etwas reserviert wirkte, aber Shane war sehr destruktiv und teilweise beleidigend. Später stellte sich heraus, dass er einige persönliche Probleme hatte. Vermutlich auch psychische. Er lief von Santiago nach Burgos rückwärts und wie es schien verstrickte er sich in ähnliche beleidigende Gespräche. Ich blieb ein wenig bei ihnen, hatte aber nicht zu viel Lust, länger mit Shane zu sprechen.
Etappe 14: Rabé de las Calzadas – Hontanas
- Datum: 20.09.2021
- Entfernung: 19 Kilometer
Gefrühstückt habe ich am nächsten Morgen wieder in der Herberge, vor welcher ich am Vorabend zu Abend gegessen habe. Meine Gesprächspartner waren aber nicht da. Bei Shane war das auch besser so. Ich unterhielt mich mit dem Besitzer der Unterkunft. Ich bedauerte, dass ich eine unpersönliche Unterkunft hatte, aber das ist immer auch ein wenig Glückssache. Der Wirt sagte, ich soll einfach das nächste Mal bei ihm ein Zimmer buchen. Amy kam dazu, wir unterhielten uns kurz, bevor sie losging. Bevor ich Rabé de las Calzadas verlassen hatte, machte ich noch einige Fotos im Dorf, weil ich bisher noch nicht dazugekommen bin.
Der Tag war überwiegend sonnig, am Horizont waren aber kleine Wölkchen erkennbar. Am Ausgang aus dem Dorf sah ich einige sehenswerte Street Art Bilder mit einem Pilgerpaar und Portraits von berühmten Persönlichkeiten. Kurz nach dem Dorfausgang kam ich an der Kapelle „Nuestra Señora del Monasterio“ vorbei, einer Einsiedelei.
Die Landschaft war vorwiegend typisch für die Iberische Meseta, flach und schier unendlich. Unterwegs begegnete ich einer Gruppe Pilger, die um einen älteren Mann versammelt war, der auf dem Boden saß. Er schien sich verletzt zu haben. Sie riefen einen Notarzt. Ich fragte die Helfer, ob ich helfen kann, sie sagten mir, alles sei unter Kontrolle.
Unterwegs begegneten mir immer wieder Pilger, mit einigen kam ich ins Gespräch. Der Einfachheit halber werde ich mich aber nur an die wichtigsten Begegnungen beschränken. Gegen 10:45 Uhr erreichte ich das Dorf Hornillos del Camino, hier lernte ich ein Studentenpärchen aus Slowenien.
Hontanas
Am Nachmittag kam ich nach Hontanas. Von einer Anhöhe aus konnte ich das Tal mit den Häusern überblicken. Auf einer Wiese traf ich wieder das Paar aus Slowenien. Wir unterhielten uns kurz, sie erzählten mir, dass sie in der Pilgerherberge in der Klosterruine einige Kilometer nach Hontanas übernachten möchten. Sie haben gehört, dass man dort bei gutem Wetter nachts Sterne sehen kann.
Meine Unterkunft befand sich gleich am Eingang in das Dorf. Ich ging hinein und bezog mein Zimmer. Da ich die ersten beiden Nächte vorsorglich vorausgebucht hatte, schlief ich auch die zweite Nacht in einem Einzelzimmer. Ich beschloss aber, die nächsten Übernachtungen wieder in Gemeinschaftsschlafräumen zu buchen.
In der Pilgerherberge arbeitete auch ein deutscher Rentner, Bernd, der nach Spanien ausgewandert ist. Er gab mir einen besonderen Unterricht in spanischen Schimpfwörtern.
Ich wusch meine Wäsche mit der klassischen Handwäsche der Pilger und hing sie auf der Wäscheleine oberhalb der Pilgerherberge. Als es am Nachmittag regnete nahm ich sie wieder ab. Am späten Nachmittag kam eine Pilgerin in die Herberge, die den kurzen Regenschauer voll abbekommen hatte. Ich lernte sie später beim Abendessen kennen, sie hieß Ayla. Sie machte eine große Etappe, kam direkt aus Burgos hierher.
Zum Abendessen gab es Paella. Bernd brachte sie in mehreren größeren Pfannen. Es hieß, das sei die „beste Paella auf dem Camino“. Bernd sagte zu uns, der einzige Weg den Raum zu verlassen ist, entweder alles aufzuessen oder den Koch umzubringen. Der Mann bewies auf jeden Fall einen ganz besonderen Humor.
Nach dem Abendessen saß ich im Aufenthaltsbereich der Pilgerherberge, um mein Pilgertagebuch zu schreiben. Am Nachbartisch saß ein Paar, das mir bekannt vorgenommen ist. Ich erinnerte mich wieder, es waren die slowenischen Pilger. Wir unterhielten uns eine Weile, ich merkte aber, dass sie sich nicht an mich erinnerten. Ich fragte sie, warum sie nicht in der Pilgerunterkunft in der Pilgerruine übernachtet hätten, wie zuerst vorgesehen. Hier hätte es ihnen gut gefallen, deswegen sind sie auch hiergeblieben, antworteten sie mir. Den Abend beendete ich mit einem Spaziergang im Dorf.
Die ersten zwei Etappen hatte ich somit geschafft. Wir werden sehen, wie weit ich dieses Jahr auf „meinem“ Jakobsweg gekommen bin.
Quellen
Titelfoto: Burgos, Fotorechte: Dario schrittWeise https://reisen-nach-spanien.com/kastilien-leon/burgos-provinz/castrojeriz (zuletzt abgerufen am 02.12.2022)
Love the pictures! looks like a really beautiful place!
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Thank you, it is in and around Burgos in Spanien, where I was hiking on the Way of Saint James, heading towards Santiago de Compostela. Best greetings from Nurnberg, Dario 🙂
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Respekt!
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Danke dir! 🙂 Einen schönen Wochenbeginn und liebe Grüße, Dario
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