Franz Schmidt (um 1554 – 1634) gehörte mit seinen 45 Dienstjahren zu den bekanntesten Scharfrichtern Nürnbergs. Er führte ein Diensttagebuch, mit dessen Hilfe heute seine Arbeit, aber auch die Kriminalgeschichte seiner Zeit, nachvollzogen werden können. Doch er wollte nicht immer Henker werden und bleiben, diesen Beruf musste er ausüben, weil er in eine Familie der Scharfrichter hineingeboren wurde und somit offiziell keine andere Arbeit ausüben dürfte. Auch sein Vater Heinrich ist zufällig Henker geworden, weil ein Scharfrichter gesucht und er zu dieser Tätigkeit gezwungen wurde.
Henkerhaus vom April bis Juni 2019
Viele Jahre kämpfte Franz Schmidt darum, ein „ehrbarer“ Bürger zu werden. Da er neben seiner Haupttätigkeit auch Krankheiten und Verletzungen heilte, wollte er als Arzt und Heiler anerkannt werden. Bereits im Jahr 1593 erhielt er das Nürnberger Bürgerrecht, musste aber mehr als 30 Jahren auf die vollständige „Rehabilitierung“ seiner Familienehre warten. Dies gelang ihm erst 1624, sechs Jahre nach seiner Pensionierung, als er in einem Brief den Kaiser Ferdinand II darum bat.
Jagd der Blesshühner
Während meiner Aufnahmen im Juni sind mir zwei Blesshühner aufgefallen, die sich gegenseitig gejagt hatten. Glücklicherweise konnte ich dieses amüsante Ereignis fotografisch festhalten.
Besuch im Henkerhaus
Die Dienstwohnung der Nürnberger Scharfrichter, ein gedeckter Wehrgang mit dem Henkerturm, kann heute besichtigt werden. Der Verein „Geschichte für Alle e.V.“ betreibt im ehemaligen Diensthaus des Henkers über der Pegnitz ein Museum. Im Haus ist auch die sehenswerte Dauerausstellung zur Nürnberger Kriminalgeschichte untergebracht. Ich habe mich im Museum umgesehen. Von einem der Fenster aus konnte ich sogar die Maxbrücke aufnehmen, von welcher ich das Haus des Henkers fotografiert hatte.
Quellen
https://www.nuernberg.de/internet/stadtportal/henkersteg_weinstadel.html https://tourismus.nuernberg.de/sehen/sehenswuerdigkeiten/location/henkersteg/ https://www.sueddeutsche.de/wissen/todesstrafe-die-ehre-eines-henkers-1.2937927
Das ist eine wunderschöne Erinnerung an die schweren Zeiten, als die Henker und ihre Familien zum Wohl der Gesellschaft und zum eigenem Überleben diese Taten durchziehen mussten. Offensichtlich war Herr Franz Schmidt ein Visionär, der bewusst seine ungewollten Taten und Ereignisse dokumentierte. Er konnte aber nicht im Traum daran denken, dass du seine Geschichte nach 595 Jahren ans Tageslicht bringen würdest und wir alle über ihn und sein Leben nachdenken werden. Das konnte sogar Kaiser Ferdinand II nicht ahnen.
Danke dir, lieber Dario, für diesen interessanten, zum Nachdenken anregenden Artikel.
LG, Sophie Mai
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Ja, das haben sie bestimmt nicht erwartet 😉 Allerdings weiß ich nicht, ob sein Diensttagebuch nicht sogar ein Teil seiner Tätigkeit als Henker war. Danke dir und liebe Grüße, Dario 🙂
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Ich frage mich wie man sich wohl als Henker fühlen mag, wenn man zu diesem Beruf gezwungen wird.
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Das frage ich mich auch. Vermutlich war er nicht sehr glücklich darüber, zumal er nebenbei auch Menschen verarztete und heilte.
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Früher war man mehr in den festen Strukturen verankert und hat nicht hinterfragt. Es war einfach so. Auch wenn es schwer oder unerträglich war.
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Und gerade deswegen finde ich es gut, dass Franz Schmidt nie aufgegeben hat, um die Chance für sich und seine Familie zu kämpfen, ein „ehrbarer“ Bürger zu werden, was ihm schließlich gelang. Es gab also auch positive Beispiele.
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Das waren dann die Mutigen ihrer Zeit.
Die trotz aller Wiederstände ihren Weg gegangen sind.
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Sie sind die Vorbilder für die kommenden Generationen…
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Richtig.
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Das waren Zeiten. Den täglichen Ablauf kann sich heute niemand vorstellen. Aber sehr schön, dass Du uns, Deinen Lesern, vor Augen führst, was da einige hundert Jahre vor unserer Zeit gelaufen ist. Ich finde Deinen Beitrag spannend und lesenswert.
LG Jürgen
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Danke dir, Jürgen. Ich frage mich immer, wie haben die Menschen früher gelebt? Wie hat sich unsere Gesellschaft zu dem entwickelt, was sie heute ist? Was haben unsere Vorfahren besser, was schlechter gelöst? Alles spannende Fragen, wie ich finde. Liebe Grüße, Dario 🙂
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Wie auch immer. Es war ein weiter Weg und der ist noch lange nicht zu Ende.
LG Jürgen
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Hoffentlich, es gibt noch viel Verbesserungsbedarf, wenn wir uns die vielen Probleme unserer Zeit vor Augen halten. LG
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Ich mag nicht daran denken.
LG Jürgen
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