Vom Fegefeuer ins Paradies von Lübeck

Wenn ich an das Wort „Fegefeuer“ denke, dann kommen mir Bilder von mittelalterlichen Gemälden in den Sinn. Darauf sind Menschen dargestellt, die in einer Art Zwischenwelt gefangen sind. Sie müssen in dieser Vorhölle Buße tun, um ins Paradies aufgenommen werden zu können. Bei diesem Wort denke ich auch an Lübeck und insbesondere an eine kleine Gasse.

Ich fand die Hansestadt bei meinem Besuch sehr sehenswert und habe mich dort wohlgefühlt. Ein wenig habe ich bereits darüber im Beitrag über mein Skizzenbuch geschrieben. Lübecks Altstadt hat viele kleine Gässchen und Gänge. Besonders amüsant fand ich den Namen einer Straße auf der Altstadtinsel. Sie heißt „Fegefeuer“ und verbindet die Mühlenstraße mit dem Domkirchhof.

Im Fegefeuer

Die Bezeichnung „Fegefeuer“ spielt auf eine kirchliche Lehre an. Um zum Paradies, wie auch das Eingangsportal des Lübecker Doms genannt wird, zu kommen, muss man somit wörtlich durch das Fegefeuer gehen.

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Kleiner Teufel

Wer einen kleinen Abstecher durch die Gässchen der Lübecker Altstadt macht, gelangt früher oder später zur andere großen Kirche, der St. Marien-Kirche.

Neben der südlichen Fassade scheint sich ein Teufelchen gemütlich eingerichtet zu haben. Es ist die Bronzefigur eines kleinen Luzifers. Die Plastik „Der Teufel von St. Marien“ hat der Hamburger Bildhauer Rolf Goerler 1999 gemacht. Thematisch passen das Fegefeuer und die Bronzefigur gut zusammen, obwohl sie einige Straßen voneinander trennen.

Rolf Goerler erinnert mit seiner Plastik an eine alte Lübecker Sage. Ihr zufolge wollte der Teufel die fast fertige Marienkirche mit einem Stein zerstören, nachdem er gemerkt hat, dass die Erbauer der Kirche ihn durch einen Trick dazu gebracht haben, ihnen beim Bau des Gotteshauses zu helfen. Sie haben ihm nämlich vorgegaukelt, dass sie ein Weinhaus bauen wollten. Als er den eigentlichen Grund des Baus erfahren hat, wollte er die Kirche zerstören.

Die Lübecker Bürger konnten den Teufel aber dadurch besänftigen, dass sie ihm versprochen haben, ein Wirtshaus neben der Kirche zu bauen. Daraufhin ließ er den Stein neben der Kirche fallen. Seine Rechnung war, dass der Alkohol Menschen in seine Arme treibt. Die Bronzefigur erinnert an diese Sage über den Teufel und seinen Stein.

Doch kehren wir zurück zum „Fegefeuer“. Wer hier falsch abbiegt, landet in der „Hölle“. Das ist der Name einer vom „Fegefeuer“ abzweigenden Sackgasse. Heißt sie so, weil sie nicht zum Dom führt? Wer nicht durch das Fegefeuer geht, kann somit nicht erwarten, das Paradies zu erreichen.

Vielleicht hatte bei der Entstehung dieser Gasse das Teufelchen seine Finger im Spiel. Wer weiß? Doch Angst vor dem kleinen Beelzebub brauchen wir nicht zu haben. Es heißt sogar, wer seine Hörner berührt, wird Glück haben.

Quellen

Titelfoto: "Im Fegefeuer", Fotorechte: Dario schrittWeise
https://www.luebeck-tourismus.de/altstadt/gaenge-hoefe

9 Kommentare zu „Vom Fegefeuer ins Paradies von Lübeck

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  1. Guten Abend lieber Dario,
    in Lübeck war ich noch nicht, aber ich kann mir gut vorstellen, wie amüsant und witzig es ist, durch das „Fegefeuer“ zu laufen. Ich kann mir auch vorstellen, dass diese Straßen, Verbindungen zwischen den beiden Kirchen, ein Wirtshaus neben der Kirche und noch ein kleiner Luzifer dazu, eine Scharade zwischen dem Bürgermeister, Pfarrer
    Bauleuten und Bildhauer war. „Der Teufel von St.Marien“ wirkt sehr sympathisch und dafür auch täuschend verführend.
    LG eine gute Adventszeit,
    Sophie Mai

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